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Seifhennersdorfer retten die Obere Mühle

Ein neu gegründeter Verein will das historische Gebäude wieder flott machen. Etwas haben sie schon geschafft.

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© Matthias Weber

Von Holger Gutte

Katja Döring scheut sich nicht vor Arbeit. Die 42-jährige Seifhennersdorferin hat sechs Gleichgesinnte um sich gescharrt, und einen Verein gegründet. Obere Mühle heißt der. Und genau die wollen sie retten. Torsten Kern hat dafür die Mühle neben seiner Backstube gekauft und der Verein, dem er auch angehört, will sie später nutzen. Noch ist es bis dahin aber ein weiter Weg. Auch wenn die Vorderansicht des Gebäudekomplexes mittlerweile schon wesentlich freundlicher aussieht, als zur Vereinsgründung im April.

Am angebauten Turm sind noch die Initialen des alten Besitzers Werner Grundmann zu erkennen.
Am angebauten Turm sind noch die Initialen des alten Besitzers Werner Grundmann zu erkennen. © Matthias Weber
Der größere der beiden Backöfen kann aber nur noch als Schauobjekt dienen.
Der größere der beiden Backöfen kann aber nur noch als Schauobjekt dienen. © Matthias Weber
Auch die Antriebe der alten Wassermühle sollen wieder fit gemacht werden.
Auch die Antriebe der alten Wassermühle sollen wieder fit gemacht werden. © Matthias Weber

Seit Anfang der 1990er Jahre steht die Obere Mühle in Seifhennersdorf leer. Der Zahn der Zeit hat kräftig an ihr genagt. Im hinteren Gebäudeteil ist das Dach seit vielen Jahren undicht und dadurch sind schon Teile der Decken darunter eingestürzt. Aber das schreckt Katja Döring, ihren Sohn Kevin und die anderen Vereinsmitglieder nicht ab. Sie haben einen Plan. Und den wollen sie umsetzen. Vor der Mühle liegen bereits ein paar große Balken zum Auswechseln ihrer maroden Vorgänger bereit. Einige Balken sind im Obergeschoss schon ausgetauscht worden. Bei den anderen soll das in den nächsten Tagen erfolgen. „Wer bei uns mitmachen will, kann gern mit anpacken und ist willkommen“, sagt Katja Döring. Auch am Donnerstag haben die Vereinsmitglieder wieder fleißig in der Mühle gearbeitet. Am vorderen Gebäudeteil der Oberen Mühle ist das Engagement des Vereins schon deutlich zu sehen. Das alte kaputte Schleppdach wurde abgerissen. Das Dach selber ist zumindest hier wieder dicht und hat eine komplett neue Dachrinne. Mühsam haben die Vereinsmitglieder das Fachwerk des Umgebindehauses abgeschliffen und neu gestrichen. Den Putz ziert nun wieder ein leuchtendes Weiß. Und der Türstock, der mit der Jahreszahl 1850 an den Bau der Mühle erinnert, kommt so wieder richtig zur Geltung. Katja Döring hat alles schon klar vor Augen, wie es einmal aussehen könnte. Natürlich sollen auch die Fenster der Hechte auf dem Dach wieder in Ordnung gebracht werden.

Auf die Vereinsmitglieder wartet aber nicht nur reichlich Arbeit am Gebäude und dem später angebauten Turm. Die Sanierung im Inneren wird wahrscheinlich noch mühsamer und zeitaufwendiger werden. Aber auch hier haben sie konkrete Vorstellungen, was sie wo alles machen wollen. Der kleinere Backofen soll beispielsweise wieder funktionsfähig gemacht werden. Und irgendwann soll das sogar für die ganze Mühle gelten, die sie gern zum Schaumahlen wieder zum Laufen bringen möchten. Und der in den 1970er Jahren angebaute Turm ist noch relativ gut erhalten.

Wesentlich früher wollen sie aber die alte Backstube mit dem großen Backofen in Ordnung bringen. Der Ofen kann allerdings nur noch als Schauobjekt dienen. Er hat unter der eingedrungenen Nässe zu sehr gelitten. Den Backraum möchten sie dagegen so herrichten, dass sie hier schon im Oktober ihre Gäste bewirten können. Denn der Verein Obere Mühle will hier eine Seifhennersdorfer Tradition weiterleben lassen. Mit der Schließung des Gasthauses „Zum Stern“ im Oktober vergangenen Jahres fiel auch das dortige traditionelle und beliebte Herbstschlachtfest weg. „Wir wollen es weiterführen und laden vom 20. bis 22. Oktober zum Herbstschlachtfest in unsere Mühle ein“, sagt Katja Döring. Und keiner ihrer Vereinsmitglieder lässt auch nur einen Zweifel daran aufkommen, dass sie das schaffen.

Wer Interesse hat, und sich die Obere Mühle in Seifhennersdorf ansehen möchte, bekommt dazu schon an diesem Sonntag zum Tag des offenen Denkmals Gelegenheit. Der Verein lädt, von 10 bis 17 Uhr, zu Führungen ein und wird über seine Pläne informieren. Es gibt Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. „Und wir haben extra beim Drechsel-Bäcker in der Stadt Mühlenbrot backen lassen“, sagt Katja Döring.

Spendenkonto: Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien;

IBAN: DE 24 8505 0100 0232 053260;

Konto-Nr.: 0232053260; BLZ: 85050100;

Kennwort: Obere Mühle