Merken

Seelsorgerin mit Doktorhut

Die Bautzener Kirchgemeinde St. Petri hat eine neue Pfarrerin. Ihr Alltag ist oft ein Kraftakt.

Teilen
Folgen
© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Der 6. Januar, der Dreikönigstag, wird Dr. Cornelia von Ruthendorf-Przewoski noch lange im Gedächtnis bleiben. Beim ökumenischen Gottesdienst zum Start in das Reformations-Jubiläumsjahr im Bautzener Petridom saß die evangelische Pfarrerin in einer Reihe mit dem Sächsischen Ministerpräsidenten sowie evangelischen und katholischen Bischöfen. Für sie sei das ein sehr schönes Zeichen, dass Vertreter beider Konfessionen gemeinsam ein Ereignis feiern konnten, das Deutschland so nachhaltig geprägt hat.

Und für sie ganz persönlich hatte der Festgottesdienst noch eine besondere Bedeutung. Denn die junge Geistliche ist schon in einem ökumenischen Umfeld aufgewachsen. „Meine Vorfahren, die dem polnischen Adel entstammten, waren katholisch“, sagt Cornelia von Ruthendorf-Przewoski. „Meine Mutter ist ebenfalls katholisch und mein Vater ist evangelisch“. Der unterschiedliche Umgang mit Glaubensdingen hatte bei ihr viele Fragen aufgeworfen, die sie dazu brachten, durch verschiedene Gemeinden zu tingeln.

Die Suche gipfelte schließlich in dem Entschluss, Theologie zu studieren. Sie tat dies in Leipzig, Dublin und in Prag. Dank eines Kooperations-Projektes zwischen der Uni Leipzig und der Karls-Universität Prag widmete sie sich 2013 in ihrer Dissertationsschrift dem Thema „Der Prager Frühling und die evangelische Kirche in der DDR“. Dies sei eine sehr spannende und aufwühlende Problematik gewesen.

Die gebürtige Dresdenerin ist seit 2014 Pfarrerin an der Kirchgemeinde St. Petri Bautzen. Allerdings war sie in dem zurückliegenden Jahr vor allem als Mutter ihrer beiden kleinen Kinder gefragt. Elenor ist jetzt drei und Theodor ein Jahr alt. „Richtig in den Beruf wieder eingestiegen bin ich im Oktober 2016, etwa einen Monat vor Theodors ersten Geburtstag“, sagt die 37-Jährige. Es sei schon ein ziemlicher Spagat, die beruflichen Anforderungen und das Familienleben unter einen Hut zu bringen. Dabei komme in ihrem Beruf erschwerend hinzu, dass die Arbeitszeiten oft nicht kompatibel mit den Öffnungszeiten der Kindereinrichtungen sind. „Wir arbeiten ja meistens genau dann, wenn andere frei haben“, sagt sie. Und ihr Mann hat als Anästhesist im Krankenhaus ebenfalls einen anspruchsvollen Beruf. Zur Not stünden dann glücklicherweise die Großeltern bereit.

Cornelia von Ruthendorf-Przewoski predigt hauptsächlich in der Maria-Martha-Kirche. Ihr Seelsorgebezirk erstreckt sich auch in den Wohngebieten rund um diese Kirche. „Ich kümmere mich um Hausbesuche, Taufen, Beerdigungen und Hochzeiten der dort lebenden Gemeindemitglieder“, umreißt die Pfarrerin ihr Betätigungsfeld. Ihr Hauptaufgabengebiet besteht jedoch in der Konfirmandenarbeit, die ihr besondere Freude bereitet. Außerdem gibt sie am Sorbischen Gymnasium Kurse in Religion in den 11. und 12. Klassen.

Für Hobbys bleibt der jungen Mutter verständlicherweise wenig Zeit. Dennoch versucht sie, wenigstens einmal wöchentlich zusammen mit einer Bekannten im Dom zu musizieren. Denn die Musik ist die größte Passion der Waldhornspielerin. Deshalb singt sie auch gern und viel mit den Kindern. Ihr früheres Hobby, den Turniertanz, hat sie wegen der Kinder aufgegeben.