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Sechs Plätze für den Fernbushalt

Wie geht es weiter an der Bayrischen Straße in Dresden? Die Stadt erwägt auch einen Busbahnhof am Stadtrand.

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© Archivfoto/Eric Münch

Von Sandro Rahrisch

Amsterdam, Paris, Wien, Breslau: Immer mehr europäische Metropolen sind von Dresden aus mit dem Fernbus erreichbar. Die Stadt rechnet wegen des anhaltenden Booms für 2020 mit täglich 180 Abfahrten, also 60 mehr als heute. Chaos herrscht aber schon jetzt in der Bayrischen Straße, wo links und rechts Busse parken, in zweiter Reihe Laster und Pkw halten und dazwischen Fahrgäste versuchen, über die Straße zu kommen. Ein Fernbusbahnhof soll Ordnung hineinbringen. Sechs Standorte stellt Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) nun zur Wahl.

Vorschlag 1: Platz für Fern- und Regionalbusse am Wiener Platz

Viele Fliegen mit einer Klappe könnte die Stadt schlagen, wenn sie sich für die Westseite des Wiener Platzes entscheiden würde. Zwischen der Brücke Budapester Straße und dem Hauptbahnhof hätten nicht nur Fern-, sondern auch Regionalbusse Platz. Die Nähe zu den Zügen und Straßenbahnen ginge nicht verloren. Und die autofreie Fläche wäre hundertmal sicherer als die Bayrische Straße. Obendrein gehört der Stadt das Areal schon. Bislang sind 2,7 Millionen Euro für Kauf und erste Baupläne ausgegeben worden. Um die Feinstaubbelastung bei so vielen Bussen im Zentrum sorgt sich die Verwaltung weniger. Die meisten Fahrzeuge erfüllten die neusten Abgasnormen, heißt es. Kosten für die insgesamt 15 Stellplätze: 3,3 Millionen Euro inklusive Überdachung.

Vorschlag 2: Regio-Busbahnhof vorm Nachtklub „Angels“

Platz ist auch vorm Nachtklub „Angels“ am Hauptbahnhof, allerdings nur für Regionalbusse. Unter der Eisenbahnbrücke, wo sie derzeit halten, reiche der Platz kaum noch, heißt es. Zwei Haken hat der Vorschlag jedoch: Ein Teil der Fläche gehört der Deutschen Bahn. Außerdem müssten die Busse über die Straßenbahngleise fahren, um auf die Straße zu kommen. Beim aktuellen Takt der Tram lautet das Fazit daher: nicht umsetzbar.

Vorschlag 3: Platz vorm Neustädter Bahnhof wieder in Betrieb nehmen

Seit dem vergangenen Jahr dürfen vom Schlesischen Platz keine Fernbusse mehr abfahren. Das könnte sich bald wieder ändern: Acht Fernbus- und vier Regionalbushaltestellen würde man auf dem Parkplatz vorm Neustädter Bahnhof unterkriegen. Nachteile dieses Plans: Lieferfahrzeuge hätten keinen Platz mehr, auch die gebührenpflichtigen Pkw-Parkplätze würden wegfallen. Außerdem sind die Feinstaub- und Stickoxidwerte an der benachbarten Messstation schon jetzt zu hoch. Auch Lärmbeschwerden hat es bereits gegeben.

Vorschlag 4: Fertige Haltestellen am Flughafen überdachen

Im Prinzip ist alles fix und fertig: Neben dem Flughafen-Terminal gibt es sieben Stellplätze für Reisebusse abseits der Straße. Nur ein Dach müsste noch gebaut werden. Die Kosten dafür schätzt die Stadt auf etwa 800 000 Euro. Auch die Autobahn ist nur ein paar Kilometer entfernt. Nachteil: Der Fernbushalt wäre alles andere als zentrumsnah. Passagiere müssten mit der S-Bahn ins Zentrum fahren. Dauer: Gut 20 Minuten. Und die Züge fahren nicht rund um die Uhr. Außerdem wäre eine Pacht für die Geländenutzung fällig. Das Areal gehört der Flughafengesellschaft. Diese habe bereits großes Interesse an den Plänen geäußert, so die Stadt.

Vorschlag 5: Grünfläche am Elbepark mit zehn Stellplätzen bebauen

Rund um den Elbepark gibt es noch jede Menge Platz. Die Stadt hat eine Fläche zwischen Hornbach und der Kreuzung Washington-/Kötzschenbrodaer Straße ins Auge gefasst. Dort wäre Platz für zehn Fernbusse. Die Autobahn ist nur einen Katzensprung entfernt. Bislang stehen aber noch mehr Fragen als Antworten im Raum. So verfügt die Fläche über keinerlei Infrastruktur wie Toiletten oder Shops. Außerdem befindet sich das Gelände in Privateigentum. Und der Weg mit Bus und Bahn ins Zentrum ist auch nicht gerade kurz. Eine Kostenschätzung für diesen Plan macht die Stadt nicht.

Vorschlag 6: Bayrische Straße für den Autoverkehr sperren

Auf Dauer ist der Fernbushalt an der Bayrischen Straße nicht sicher, schätzt die Stadtverwaltung ein. Außerdem gibt es weder Unterstellmöglichkeiten, ein Dach noch Bänke für die Fahrgäste. Auch die Deutsche Bahn habe bereits Kritik geübt. Sie bemängelt Lärm und Busabgase in den Arbeitszimmern ihrer Mitarbeiter. Für Busunternehmen ist es auch nicht leicht: An 17 Tagen ist die Straße im vergangenen Jahr wegen Polizeieinsätzen rund um Fußballspiele und Demonstrationen gesperrt gewesen. Für den Fall, dass der Stadtrat an dem Halt festhält, schlägt die Verwaltung vor, die Bayrische Straße für Autos zu sperren.

Wie es weitergeht: Stadtrat muss sich auf einen Vorschlag festlegen

Selbst wenn sich der Stadtrat schnell auf eine Variante einigt: Wer den Busbahnhof errichtet und betreibt, ist erst einmal unklar. Die Stadt könnte ihn bauen und betreiben. Dafür steht in den nächsten beiden Jahren aber kein Geld zur Verfügung. Sie könnte es aber auch einem privaten Investor überlassen. Eins ist für die Verwaltung klar: Gebühren zwischen fünf und zehn Euro pro Abfahrt, wie sie an Busbahnhöfen üblich sind, decken die Betriebskosten nicht ganz.