Von Mario Sefrin
Strahlend weiß ist die neue Mauer hinter der katholischen Sankt Josefskapelle in Niederoderwitz. In ihr eingelassen fordern sechs Gipstafeln, die Stationen aus dem Leben von Jesus Christus zeigen, zum Betrachten, Innehalten und Nachdenken auf – bislang noch ohne jegliche Erklärungen. Doch das wird sich bald ändern.
Niemand sieht der Mauer an, dass sie eine Art Notlösung ist – zu gut passt sie ins Umfeld der kleinen Kapelle, die Matthias und Ilona Werner auf ihrem Grundstück gebaut haben. Und doch hat die Mauer auch eine praktische Funktion, wie Ilona Werner erzählt. „Wir hatten hinter der Kapelle einen steilen Hang, der nur schwer zu bearbeiten war, aber gesichert werden musste“, sagt die Frau aus Dürmentingen in Baden-Württemberg, die dank ihres aus Oderwitz stammenden Mannes die Oberlausitz kennen- und liebengelernt hat. Auch wenn die Werners selbst nicht in Oderwitz wohnen, kommen sie gern mehrmals im Jahr zu ihrer vor zwei Jahren auf dem eigenen Oderwitzer Grundstück gebauten Kapelle. Erst recht, wenn es auf ihrem Grundstück etwas zu tun gibt. Wie eben eine Mauer zu bauen. „Das hat mein Mann seit April dieses Jahres gemacht“, sagt Ilona Werner.
Dass aus der notwendigen Stütz- eine dekorative Bildermauer wird, sei anfangs nicht geplant gewesen, sagt das Ehepaar. Doch als der befreundete frühere Pfarrer von Marienberg-Olbernhau ihnen die sechs Bildtafeln mit Stationen aus dem Leben Jesus Christus‘ als Dauerleihgabe anbot, habe schnell festgestanden, diese Bilder öffentlich zu zeigen. Mittlerweile sind alle Bilder in der neuen Mauer hinter der Kapelle eingelassen, bald sollen sie noch je eine kleine Leuchte und Scheiben zum Schutz bekommen. Und einen kleinen Flyer, auf dem mit Bibelversen das auf den Bildern dargestellte Leben und Wirken von Jesus Christus kurz erklärt wird. Eingeweiht werden soll die neue Bilderwand wahrscheinlich zu Ostern im kommenden Jahr. Ilona und Matthias Werner haben sie bereits jetzt in ihr Herz geschlossen – genau wie die kleine Kapelle bislang schon. „Für uns wird es mit jedem Mal schwerer, Oderwitz wieder zu verlassen“, sagen sie.