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Sebnitzer Stadtkirche braucht neue Heizung

Die Umrüstung der veralteten Anlage kostet 183 000 Euro. Die Kirchgemeinde hofft jetzt auf Spenden.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Wenn die Christmette früh um sieben beginnt, muss Udo Friedetzky nachts halb eins raus, um anzufeuern. Bei regulären Gottesdiensten sonntags um neun, steht er früh um vier im Heizungskeller der Peter-Pauls-Kirche in Sebnitz. „Fünf bis sechs Stunden vorher muss man anfangen, sonst geht gar nichts los“, sagt er. Anderthalb Stunden braucht der Kessel mindestens, bis er Dampf bringt. Und wenn er einmal läuft, muss kontinuierlich nachgelegt werden, damit die Temperatur oben in der Kirche nicht abfällt. Bei den Konzerten, die regelmäßig in der Sebnitzer Stadtkirche laufen, wie zuletzt am Buß- und Bettag Mozarts „Requiem“ in D-Moll mit Musikern der Elbland-Philharmonie, wird bis eine habe Stunde vor Veranstaltungsschluss gefeuert.

Die Sebnitzer Stadtkirche „Peter-Paul“.
Die Sebnitzer Stadtkirche „Peter-Paul“. © Dirk Zschiedrich

Zwischendurch steigt Udo Friedetzky die Treppen hinauf, um oben im Kirchenschiff die Temperatur zu kontrollieren. Untern im Keller gibt es nur eine Druckanzeige am Kessel. Der gusseiserne Kessel ist so alt wie er, sagt der Heizer: beide Baujahr 1965. Teile der Anlage stammen sogar noch aus den 1930er-Jahren. Die alten Eisenrohre, die sich durch die Kirche ziehen, wurden schon mehrfach mit Schellen geflickt oder geschweißt. Einmal musste sogar eine Veranstaltung abgebrochen werden, weil der Dampf aus einem lecken Rohr pfiff und das Kirchenschiff vernebelte.

In der Stadtkirche läuft noch eine alte Dampfheizung. Im Heizungskessel im Keller fließt das Wasser durch Rippen rings um den Brennraum. Hier wird es zum Kochen gebracht. Durch die rostigen Rohre strömt nur der Dampf nach oben ins Kirchenschiff und sorgt für zumindest einigermaßen aushaltbare Temperaturen. 17 Grad sagt Udo Friedetzky, danach ist Schluss. Der gelernte Maschinenschlosser hat früher schon im VEB Kunstblume auf der Weberstraße geheizt, später bei der Sebnitzer Brautschmuck GmbH. Seit zwei Jahren kümmert er sich ehrenamtlich darum, dass die Kirche warm wird. Die Kirchenheizung kennt er von klein auf, noch aus seinen Kindergartentagen im Diakonat.

Der unkaputtbare Gusskessel funktioniert noch tadellos, sagt Friedetzky. Aber das Drumherum stimmt längst nicht mehr. „Das ist kein umweltfreundliches Heizen“, erklärt er. Die vorgegebenen Schadstoffwerte werden nicht eingehalten, obwohl nichts anderes als drei bis vier Jahre abgetrocknetes Holz verfeuert wird. Auch die Esse genügt nicht mehr den aktuellen Standards. Zuletzt ging es nur noch mit Ausnahmenregelungen, doch nun endet die Betriebsgenehmigung der Anlage bald. Eine neue Heizung für die Stadtkirche ist deshalb schon seit Jahren im Gespräch. Jetzt will die Kirchgemeinde das Großprojekt angehen. Das kostet eine Menge Geld. 183 000 Euro sind für die Sanierung kalkuliert. 100 000 Euro kommen als Förderung von der Landeskirche, weitere 25 000 Euro hat die Kirchgemeinde für solche Zwecke zurückgelegt. Die übrigen 58 000 Euro – immerhin fast ein Drittel der Gesamtsumme – muss über Spenden zusammenkommen. „Viele Menschen aus Sebnitz haben einen Bezug zur Stadtkirche“, sagt Pfarrer Lothar Gulbins. „Wir hoffen, sie unterstützen uns bei diesem großen Projekt.“ Der Spendenausschuss des Kirchenvorstandes arbeitet bereits an kreativen Ideen, um Spender zu gewinnen. Zur Sebnitzer Museumsnacht gab es eine erste Aktion. Bislang sind schon 17 480 Euro an Spenden eingegangen. Doch das genügt noch nicht.

Es geht nicht nur darum, dass die Besucher der Christvesper zu Weihnachten sowie der Gottesdienste und Konzert nicht frieren müssen – die Musiker haben im Übrigen ein vertragliches Recht auf eine Mindesttemperatur, wie Kantor Albrecht Päßler erklärt. Es ist auch die wertvolle historische Substanz der Kirche, die Emporenbilder von 1688 und der hölzerne Altar, die unter den großen Temperaturschwankungen leiden, wenn die Kirche im Winter von einstelligen Gradzahlen wieder auf Raumtemperatur gebracht wird. Künftig soll ein modernes Heizsystem mit Gaskessel und Warmluftführung im Kirchenraum für eine gleichmäßige Wärmezufuhr sorgen. Pfarrer Lothar Gulbins, erst seit September im Amt, ist schon gespannt auf sein erstes Weichnachtsfest in Sebnitz. „Ich hoffe, es ist das letzte Weihnachten mit der alten Dampfheizung.“

Spendenkonto: Bank für Diakonie und Kirche,

Empfänger: Kassenverwaltung Pirna,

IBAN: DE33 3506 0190 1617 2090 19,
BIC: GENODED1DKD

Verwendungszweck: 2648 Heizung Sebnitz