Merken

Sebastian Krumbiegel: „Die Ängste nicht ignorieren“

Ich erlebe von Leipzig aus, was in Dresden gerade abgeht. Und ehrlich gesagt, ich kann nicht verstehen, dass Menschen einer Bewegung, die andere Menschen ausgrenzen will, hinterherlaufen. Da habe ich eine klare Position.

Teilen
Folgen
NEU!
© kairospress

Ich erlebe von Leipzig aus, was in Dresden gerade abgeht. Und ehrlich gesagt, ich kann nicht verstehen, dass Menschen einer Bewegung, die andere Menschen ausgrenzen will, hinterherlaufen. Da habe ich eine klare Position. Und wenn der Ruf „Wir sind das Volk“ jetzt missbraucht wird, dann wird mir schlecht. Dieser Slogan verbindet sich mit dem Protest von 1989, bei dem es um Freiheit, um Rechtsstaatlichkeit und Demokratie ging.

Seit vielen Jahren bin ich in Dresden am 13. Februar dabei, wenn es darum geht, den Aufmarsch der Nazis zu stoppen. Daher weiß ich auch, dass dieser Protest lange brauchte, um sich zu formieren. Umso wichtiger erscheint es mir, an diesem Sonnabend mit vielen Leuten in Dresden ein Zeichen zu setzen. Nicht vergessen werden sollte jedoch, dass die Ängste und Wünsche der Montagsdemonstranten Ursachen haben. Als ich vor Jahren von Nazis zusammengeschlagen wurde und mich später mit einem der Täter traf, da begriff ich, dass der Typ im Leben wenig Chancen hatte. Er hat sich bei mir entschuldigt und erklärt, dass sein Vater ein Säufer war, seine Mutter sich nie gekümmert hat und er in die falsche Gemeinschaft geraten ist, aber verstanden hat, dass er anders leben muss. Deshalb ist die Demo am Sonnabend wichtig, aber noch wichtiger bleibt es, sich mit der Kritik und den Ängsten auseinanderzusetzen, sie zu hören und zu reagieren. Sonst wird es nicht besser.