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Schwieriger Stuhlgang

Schüler testen, wie Behinderte ihren Alltag meistern. Sie lernen ungeahnte Hürden kennen – und Lösungen für die Probleme.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Roßwein. Etwas schwerfällig steuert Felix seinen Rollstuhl über die Flure der Roßweiner Oberschule. Er sitzt nur zu Testzwecken darin. Er und seine Klassenkameraden lernen an praktischen Beispielen, welche Herausforderungen körperlich und geistig behinderte Menschen im Alltag meistern müssen. Das fängt beim Öffnen einer Tür an. In Felix seinem Fall ist es die zum Behinderten-WC im ersten Obergeschoss. Er eckt mit dem Rollstuhl an ein Schutzblech an der Tür. „Genau dafür ist es da, damit die Tür keinen Schaden nimmt“, erklärt Kerstin Bauer vom Vorstand des Roßweiner Behindertenbeirates den Kindern. An den Türgriff kommt Felix bequem heran, da dieser auf Brusthöhe des Sitzenden angebracht ist. Der 13-Jährige rangiert vor, zurück und zur Seite, bis er schließlich ins Innere der Toilette gelangt. Diese ist geräumig. Dennoch ist das Lenken des Rollstuhls draußen auf dem Flur einfacher. „Deshalb geht die Tür nach außen auf“, so Kerstin Bauer. Der Oberschüler lenkt den Rollstuhl neben den WC-Sitz. Er spart es sich dann doch auszuprobieren, wie er aus dem Rollstuhl aufs Klo kommt: Das wäre sicherlich für Ungeübte ganz schön anstrengend und kompliziert. „Der Aufstieg ist links und rechts möglich, da jeder Rollstuhlfahrer sein eigenes Ablaufschema entwickelt hat“, erklärt Bauer.

Seit der Sanierung der Oberschule sind die Gänge barrierefrei. „Rollstuhlfahrer können einen Absatz von gerade einmal 1,5 Zentimetern allein überwinden“, sagt Kerstin Bauer. Das beeindruckt die Oberschüler. Sie hätten mit mehr gerechnet, zeigen mit ihren Fingern zwischen drei und fünf Zentimeter an. Die Gänge sind breit, die Beschriftung der Stockwerke großformatig. Das hilft den Sehbehinderten. An den Handläufen gibt es Hinweise in Punktschrift, in welchem Geschoss man sich gerade befindet.

Die Sechstklässler finden es gut, dass sie sich selbst einmal ausprobieren können. Denn im Rollstuhl könne man schließlich schnell selbst mal landen, etwa weil man sich das Bein gebrochen hat.