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Schwierige Suche nach Platz für Flüchtlinge

Hartmannsdorf-Reichenau soll bis zu 15 Asylbewerber aufnehmen. Doch bis jetzt fehlt es an geeigneten Räumlichkeiten.

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Von Regine Schlesinger

Hartmannsdorf-Reichenau. Reinhard Pitsch (parteilos), der Bürgermeister von Hartmannsdorf-Reichenau, weiß, was von seiner Gemeinde erwartet wird. Er weiß aber nicht, wie er der Forderung, in diesem Jahr 15 Plätze für Asylbewerber bereitzustellen, nachkommen soll. „Unsere kommunalen Wohnungen sind alle belegt“, sagt er. Andere Möglichkeiten sieht er für Hartmannsdorf-Reichenau nicht. Von den privaten Vermietern habe ihn bislang auch keiner angesprochen und seine Absicht bekundet, Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Sollte das jemand wollen, könnte er sich auch direkt mit dem Landkreis in Verbindung setzen – ohne den Bürgermeister zu informieren. Doch das hat bislang offenbar niemand getan. Wie das Landratsamt in Pirna mitteilt, liegen der Behörde derzeit aus Hartmannsdorf-Reichenau keine Angebote für Wohnungen vor.

Das einzige größere Gebäude der Gemeinde ist das ehemalige Schulgebäude. Es wird derzeit nur zum Teil genutzt. Doch dieses Gebäude hält der Bürgermeister als Asylbewerberheim für völlig ungeeignet. „Es gibt keine Bäder und keine Duschen und auf jeder Etage nur eine Toilette.“ Da müsste erst viel Geld investiert werden, damit es als Unterkunft für Flüchtlinge dienen kann, sagt Reinhard Pitsch. Er kann sich nicht vorstellen, dass der Landkreis das machen wird, solange es noch andere Möglichkeiten gibt. Die nötigen Investitionen sieht er auch nur als einen Teil des Problems, das andere ist die unzureichende Infrastruktur. „Flüchtlinge hätten bei uns wenig Möglichkeiten, sich zu versorgen“, sagt er. Der nächste Supermarkt befindet sich in Frauenstein. Zwar fahren Busse dahin, aber Reinhard Pitsch glaubt, dass das trotzdem für die Flüchtlinge eine schwierige Situation wäre. Eines ist ihm aber klar. Wenn der Flüchtlingsstrom anhält, werden früher oder später auch in Hartmannsdorf-Reichenau welche vor der Tür stehen.

Im Nachbarort Hermsdorf/Erzgebirge ist die Gemeindeverwaltung inzwischen schon besser auf diese Situation vorbereitet. Die Gemeinde auf dem Erzgebirgskamm hätte bereits im Vorjahr drei Asylbewerber aufnehmen sollen. Doch Bürgermeister Andreas Liebscher erklärte noch im Frühjahr, dass die Gemeinde noch keinen Plan hat, wo sie Flüchtlinge unterbringen soll. Wie in Hartmannsdorf-Reichenau waren auch in Hermsdorf/E. die kommunalen Wohnungen alle belegt. Was an Hotels oder Heimen nach der Wende leer stand, ist inzwischen verkauft. Der Bürgermeister sah im Frühjahr nur die Chance, mit einer Wohnungsverwaltung ins Gespräch zu kommen, die in Hermsdorf einige Mietwohnungen verwaltet.

Die Gespräche hatten offenbar Erfolg. Wie Andreas Liebscher in dieser Woche erklärte, können in zwei Wohnungen sieben Plätze zur Verfügung gestellt werden. Dass die Verteilerliste des Landkreises inzwischen nicht mehr nur sieben, sondern elf Asylbewerber für Hermsdorf vorsieht, habe er nur aus der Zeitung erfahren. „Das sollte man mir schon mal offiziell mitteilen“, sagte er. Doch offenbar sieht das Landratsamt dafür im Moment keine Notwendigkeit. Denn in einem Objekt in der Gemeinde können sogar 16 Plätze für Asylbewerber geschaffen werden, wie das Landratsamt auf SZ-Anfrage informiert. Gegenwärtig würden dafür bei der kreiseigenen Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft die nötigen Planungen laufen.