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Schweres Los im Bausommer

Bautzen gleicht zurzeit einer Großbaustelle. Unternehmer haben damit zu kämpfen. Einige trifft es besonders hart.

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© Uwe Soeder

Von Frances Scholz

Bautzen. Die Sonne scheint und die Temperaturen sind sommerlich warm. Eigentlich ist es das perfekte Wetter zum Eisessen. Das weiß auch Rosita Poldrack, denn normalerweise ist ihr Eiscafé dann immer gut besucht. Doch seit Mitte Juni wird in unmittelbarer Nähe gebaut. Die Taucherstraße ist dicht. Und mit ihr auch die Zufahrtsstraße zum Café. „Viele unserer Gäste sind Stammkunden. Sie parken gern vorm Café“, weiß Rosita Poldrack. Doch seitdem auf der Taucherstraße gebaut wird, kommen weniger Kunden. „Dabei sind wir von der Saison abhängig. Wir hatten allein im Juni Einbußen von bis zu 40 Prozent. Das ist existenzbedrohend“, sagt die Geschäftsführerin. Doch am schlimmsten sei, dass sie nicht einmal vorher über die Baustelle informiert wurde. „Weil wir keine direkten Anlieger der Taucherstraße sind“, sagt sie.

Aber auch die direkten Anlieger an der Baustelle haben zu kämpfen. So gibt es bei der häuslichen Krankenpflege Wlodarczyk Engpässe bei den Parkplätzen. „Wir haben neun Autos in unserer Flotte. Normalerweise parken wir die vorm Haus an der Lessingstraße. Doch dort muss jetzt Platz gelassen werden, damit Fahrzeuge an dieser Stelle wenden können“, sagt Ewa Böhme-Wlodarczyk. Deswegen hat sich der Pflegedienst etwas überlegt. „Wir haben einen anderen Parkplatz für unsere Autos angemietet.“ Bei der Rechtsanwaltskanzlei Winter haben die Mandanten ebenfalls große Probleme, einen Parkplatz zu finden. „Es werden leider viele Strafzettel verteilt. Die Parksituation ist schon an sich schwierig. Schön wäre, wenn man hier auf der Lessingstraße jetzt auch mal ein Auge zudrücken könnte“, sagt Sandra Butschli.

Zapfsäulen geschlossen

Auch auf der Stieberstraße wird seit Monaten gebaut. Dort sind die Bauarbeiter mittlerweile fast fertig. Mitte August soll der letzte Abschnitt geschafft sein. Doch gerade am Anfang hatten auch dort die Unternehmer mit fehlender Kundschaft zu kämpfen. Besonders hart traf es die Jet-Tankstelle. „Als direkt vor der Tankstelle gebaut wurde, mussten wir zwei Zapfsäulen zumachen, um eine Ausfahrtmöglichkeit für die Kunden zu schaffen“, erklärt Pächterin Elke Schröter. Vier Wochen ging das so. „Das war nicht unerheblich und hat uns schon hohe Einbußen gebracht.“ Auch jetzt ist der Betrieb noch eingeschränkt, da der Durchgangsverkehr fehlt. „Die Leute suchen sich einfach eine andere Tankstelle, anstatt hier in eine Sackgasse zu fahren.“

Beim benachbarten Schuhgeschäft K+K läuft es besser. „Wir hatten am Anfang maximal Einbußen von zehn Prozent“, sagt Sabine Micklich. Die Kunden kommen trotz Sackgasse. „Unser Geschäft ist wirklich mehr vom Wetter abhängig. Im Sommer kaufen die Leute meistens mehr Schuhe.“ Im Modeladen AWG hatte man damit gerechnet, dass das Geschäft während der Bauzeit schlecht läuft. „Klar, war es gerade am Anfang schwierig. Da haben wir schon gemerkt, dass weniger Kunden kommen. Doch wir sind insgesamt gut zurecht gekommen und mit den Umsätzen zufrieden“, sagt Marlis Beyer. Gerade laufe der Sommerschlussverkauf. Den wollen sich viele Kunden nicht entgehen lassen. Und Marlis Beyer und die anderen Unternehmer am Einkaufszentrum Husarenhof loben die Zusammenarbeit mit den Bauarbeitern. „Sie haben, so gut es ging, alles für uns möglich gemacht.“ – Auch Rosita Poldrack vom Eiscafé am Friedrich-Engels-Platz hat guten Kontakt zu den Bauarbeitern. „Sie informieren mich, wenn zum Beispiel das Wasser abgestellt wird. Das muss ich wissen, weil ich dann kein Eis machen kann.“ Für Rosita Poldrack wäre es wichtig, dass die Halteverbotsschilder rund um den Friedrich-Engels-Platz am Wochenende umgedreht werden können. „Dann wird ja nicht gebaut, und die Kunden könnten am Eiscafé parken.“ Doch die Stadt wiegelt ab. „Wegdrehen von Halteverboten ist deshalb nicht möglich, weil die Rechtsprechung davon ausgeht, dass diese Schilder schon 72 Stunden vor ihrem Inkrafttreten aufgestellt werden müssen“, erklärt Stadtsprecher André Wucht. Stattdessen sollten Kunden die Parkplätze am Gericht nutzen.

Zufahrt wieder frei

Eine glückliche Wendung gibt es aber jetzt für das Eiscafé. Seit Freitag ist die Zufahrt von der Taucherstraße aus erst mal wieder möglich. „Das freut mich sehr. Ich hoffe, dass es eine Weile so bleibt“, sagt Rosita Poldrack. Kommende Woche sollen dann auch die Halteverbotsschilder am Friedrich-Engels-Platz verschwinden.