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Schwere Zeiten für Machers Grünschnitttonne

Der kleine Familienbetrieb Macher hat Umsatzeinbrüche, weil der Abfallzweckverband seine Bio-Tonne billig anbietet. Ist der Preiskampf gerecht?

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Zschauitz/Lenz. David gegen Goliath. Die Geschichte aus der Bibel vom kleinen Hirtenjungen, der einen Riesen mit einem gezielten Steinwurf tötet, ist sprichwörtlich geworden. Immer dann, wenn ein Schwächerer einen vermeintlich Stärkeren besiegt, wird diese Legende gern zitiert. Doch im Fall der Lenzer Familie Macher hat David diesmal keine Chance, sich gegen Goliath zu behaupten. Denn hier ist Goliath ein übermächtiger Zweckverband.

Machers – das sind Vater Wolfgang (66), Mutter Monika (62) und Sohn Danny (38) – betreiben seit Juli 2007 die Abfalllogistik-Gesellschaft(ALG). Auf dem Betriebsgelände zwischen Lenz und Zschauitz nehmen sie unter anderem Grünschnitt an und machen daraus Kompost, Muttererde und Rindenmulch. Ihr Einzugsbereich ist der ehemalige Landkreis Riesa-Großenhain. In diesem Gebiet bieten sie seit vier Jahren eine Grünschnitttonne an und waren damit bislang sehr erfolgreich.

„Unsere grüne Tonne lief bisher sehr gut“, sagt Monika Macher. Insgesamt 4 000 Abfalltonnen hatten sie verkauft und im Altkreis an den Mann gebracht. „Die meisten Tonnen haben wir in Riesa stehen“, erzählt sie. Mehr als tausend Kunden nutzten bisher dort Machers Grünschnitttonne. „Da haben wir drei Tage lang gut zu tun, die Behälter zu entleeren“, sagt die 62-Jährige. Machers haben dafür auch in ein Müllauto investiert. Keine einfache Entscheidung für so ein kleines Familienunternehmen.

Und nun das: Der Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal (ZAOE) führt seit August kreisweit die gebührenfreie Bio-Tonne ein. Einmal wöchentlich werden die Behälter, die für Grünschnitt und Essenreste bestimmt sind, entleert. Egal wie oft die Kunden dieses Angebot nutzen, sie bezahlen nur einmal eine jährliche Behältermiete von maximal 8,40 Euro (für die 240-Liter-Tonne).

„Seit das bekannt wurde, kommen Kündigungen ohne Ende“, erzählt Monika Macher. Von den 4 000 Grünschnitttonnen seien nur noch 3 000 im Einsatz. Das entspricht einem Rückgang von 25 Prozent. Und wahrscheinlich geht er weiter.

„Prinzipiell ist die Bio-Tonne in Ordnung“, sagt Wolfgang Macher. Denn dass Essenreste und Grünschnitt aus dem Restmüll sortiert werden, sei nur zu unterstützen. Doch solange der Abfallzweckverband für seine Bio-Tonne Entleerungsgebühren verlangte, war sie für Machers eine Konkurrenz auf Augenhöhe. Das ist nun anders. Immer mehr Kunden springen ab, weil sie ihren Grünschnitt beim ZAOE billiger und häufiger entsorgen können.

„Der Zweckverband will uns fertig machen“, schimpft Wolfgang Macher. Ihn ärgert es vor allem, dass der ZAOE dafür finanzielle Überschüsse aus der Gesamtmüll-Entsorgung benutzt. „Damit subventioniert er die Bio-Tonne. Das ist ungerecht“, sagt der Firmenchef.

In den letzten fünf Jahren hat der ZAOE rund zehn Millionen Euro Überschuss erwirtschaftet, bestätigt dessen Geschäftsführer Raimund Otteni. Da der Verband kein Privatunternehmen, sondern ein öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger ist, sei der ZAOE verpflichtet, dieses Geld wieder den Bürgern zurückzugeben.

Für den kommenden Kalkulationszeitraum (2017 bis 2021) bedeutet das, dass die Grundgebühr für der Restmüll-Behälter von 16 Euro auf 14 Euro pro Einwohner gesenkt wird. „Wir finanzieren aus dem Überschuss auch die gebührenfreie Entleerung der Bio-Tonne“, sagt Otteni. Auf der anderen Seite entfalle die kostenlose Grünschnittannahme. Die habe den Verband jährlich 300 000 bis 400 000 Euro gekostet, sei also ein Verlustgeschäft, genauso wie die Papiertonne. „Aber wir können nicht einfach die Altpapiertonne einziehen, nur weil sie uns keinen Spaß macht“, so Otteni.

Dass kleinere Betriebe wie Agrargenossenschaften oder die ALG in Lenz auch private Grünschnittabfälle entgegennehmen, sieht er gar nicht gern. „Wir sind natürlich nie begeistert, dass unsere Abfälle auf diese Art und Weise verloren gehen“, sagt der ZAOE-Geschäftsführer, zumal der Verband in Freital ein Humuswerk betreibt. Theoretisch müssten sie eine gewerbliche Sammlung anmelden. „Mir ist zumindest von diesen Kleinkompostierern keine gewerbliche Sammlung bekannt“, so Otteni. Doch genau diese Genehmigung der Landesdirektion können Machers vorweisen.