Von Annett Kschieschan
Der Herbst macht die Tristesse noch sichtbarer. Kaputte Türen, zerborstene Fenster, marodes Mauerwerk, teils zugewuchert – das Schwepnitzer Schloss ist eine Ruine. Noch. Denn, was kaum jemand für möglich gehalten hatte, soll nun passieren: das Schloss soll wieder aufgebaut werden. Und das möglichst so, wie es früher einmal ausgesehen hat – eben als hübsches, kleines Landschloss mit Park. Dass man für diese Vorstellung im Moment noch ganz schön viel Fantasie braucht, gibt auch Torsten Winger zu. Er ist der neue Besitzer des Schwepnitzer Schlosses und er hat Fantasie. Außerdem hat er sehr konkrete Pläne für das Haus, das er gerne schon viel früher erworben hätte.
„Ich war damals bei der ersten Versteigerung des Schloss dabei, habe aber leider nicht den Zuschlag bekommen“, erzählt Torsten Winger, der in Aken bei Dessau-Roßlau lebt und dort schon einige Bauprojekte auf den Weg gebracht hat. Aber er blieb mit den Eigentümern des Areals in Kontakt.
Erste Arbeiten starten noch 2014
Als die nun selbst Interesse an einem Verkauf hatten, bekam Torsten Winger seine Chance. Und er will nicht viel Zeit verstreichen lassen. Die ersten Arbeiten auf dem Gelände starten noch in diesem Jahr. Auf der Prioritätenliste ganz oben stehen Dach und Fenster. Beides muss dringend erneuert werden, damit die Witterung nicht noch mehr Schaden an der Bausubstanz anrichten kann. Stück für Stück wird dann ab dem kommenden Jahr saniert. Eine Pension soll am Ende im Schloss entstehen, dazu ein gemütliches Café, zwei Wohnungen, ein Wellness-Bereich…
Vom Lehrlingswohnheim zur Pension mit Wellness-Oase
Außerdem will Torsten Winger den Saal im Haus wieder nutzbar machen. Das soll möglichst schnell passieren, auch damit die Schwepnitzer sehen, dass es dem Investor ernst ist. „Der Saal soll für Veranstaltungen und damit für die Einwohner hier offen sein“, sagt Torsten Winger. Auch den Park will er nicht abschotten. Das Schloss soll Teil des dörflichen Lebens werden.
Solche Worte hört die Schwepnitzer Bürgermeisterin Elke Röthig gern. „Für uns ist das natürlich ein Glücksfall“, sagt sie. Dass sich jemand des maroden Schlosses annimmt, hatte man im Dorf zwar gehofft, aber wirklich damit gerechnet hatte kaum jemand. Aber Torsten Winger ist es ernst. Er will aus der Ruine, die seit einem Brand im Jahr 1996 immer weiter verfallen war, ein Schmuckstück machen.
Tag der offenen Tür
Noch in diesem Jahr sollen die Schwepnitzer mal reingucken dürfen ins alte Schloss. Bei einem Tag der offenen Tür will der neue Eigentümer von seinen Plänen erzählen. Aber er hört auch gern zu. Etwa dann, wenn Schwepnitzer ihre eigenen Geschichten zum Schloss erzählen. „Gerade, weil wir das Ganze möglichst nah am Original aufbauen wollen, ist interessant, was die Leute hier noch über das Schloss wissen“, so Torsten Winger. Auch wer noch Gegenstände aus dem Schloss oder vom Gelände besitzt, kann sich bei ihm melden. „Vielleicht wollte mancher einfach Dinge vor dem Verfall retten, die uns jetzt helfen können“, so der neue Eigentümer. Er freut sich jedenfalls auf das „Großprojekt Schwepnitz“.
Wer alte Gegenstände aus dem Schloss oder Wissenswertes aus dessen Geschichte beisteuern möchte, erreicht Torsten Winger unter 0170 3643733.