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Schwepnitzer Schloss hängt in der Luft

Investor Torsten Winger will die Ruine retten, aber die Bauarbeiten wurden gestoppt. Weil die Erben des Besitzers klagen.

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© René Plaul

Nadine Franke

Schwepnitz. Das Schloss in Schwepnitz verfällt seit einem Brand 1996. Es gab lange Zeit niemanden, der sich um das Schloss kümmerte, und so wurde es zu einer Ruine. 2014 fand sich in Torsten Winger ein ambitionierter Käufer, der große Pläne hat. Es sollen eine Pension und ein Café entstehen, sogar der Saal soll für die Schwepnitzer als Begegnungsraum zugänglich gemacht werden. Es ist für viele Schwepnitzer ein traumhaftes Vorhaben, aber bisher ist an dem Schloss noch keine Veränderung auszumachen. Es gibt keine Bauarbeiten und die Ruine ist noch immer den Witterungen ausgesetzt. Was ist geschehen?

„Die Sanierung des Schlosses ist für mich eine Herzensangelegenheit“, sagt Torsten Winger, „Ich habe 15 Jahre um das Objekt gekämpft.“ Im April dieses Jahres sollten seine Pläne endlich in die Tat umgesetzt werden, die Bauanträge wurden ordnungsgemäß gestellt, die Materialen waren vor Ort und mit dem Witterungswechsel sollte die Arbeit beginnen, so war der Plan.

Aber kurz vor dem Baubeginn erhielt Investor Winger einen Brief. Der Vorbesitzer war verstorben, und jetzt erheben die Erben aus Norddeutschland Anspruch auf das Schwepnitzer Schloss. Sie fechten den Kaufvertrag an und das Bauvorhaben ist durch eine einstweilige Verfügung gestoppt. Sollte Torsten Winger sein Bauvorhaben trotzdem nicht abbrechen, droht ihm ein Zwangsgeld von 250 000 Euro.

Nur ein Gerichtsurteil kann noch helfen

Aber Investor Winger ist dieses Projekt so wichtig, dass er nicht einfach aufgeben will. Er hat bereits eine beachtliche Summe in die Sanierung investiert und da er seit so vielen Jahren auf diese Gelegenheit gewartet hat, will er jetzt um das Schwepnitzer Schloss kämpfen. „Ich hoffte, dass sich das Problem schnell lösen lässt und ich wie geplant mit den Sanierungsarbeiten beginnen kann“, sagt Investor Winger. Zuerst bestand die Hoffnung, dass diese Streitigkeit durch seinen Anwalt zeitnah geklärt werden könnte. Aber der Briefwechsel zwischen den Anwälten stagniert, eine Einigung konnte nicht erzielt werden. Die Verhandlungen sind so festgefahren, dass jetzt nur noch ein Gerichtsurteil zu einer Klärung führen kann. Das Amtsgericht Görlitz wird sich voraussichtlich im August mit diesem Fall befassen. Ein Urteil wird gespannt erwartet, denn vorher darf der Investor mit der Sanierung nicht beginnen.

„Es geht doch nicht um das Schloss selbst“, ist sich Torsten Winger sicher und sieht in der Anfechtung des Kaufvertrags nur die Forderung nach einem höheren Verkaufspreis. Denn der Vorbesitzer hatte 15 Jahre Zeit, um an dem Schloss Arbeiten vorzunehmen, aber es hatte nie Interesse bestanden. Investor Winger ärgert sich über die Verzögerung. Die Bauanträge laufen nach wie vor, aber die Witterung richtet immer stärkere Schäden in dem alten Schloss an. Vor allem das Dach und die Fenster müssen endlich saniert werden, um das Gebäude zu schützen.

Bisher konnte Torsten Winger auf dem Grundstück nur Sicherheitsvorkehrungen treffen, so wurde beispielsweise ein altes Gebäude abgerissen. Geplant war jedoch, dass zu diesem Zeitpunkt das Dach und die Fenster fertig sind und mit den Arbeiten am Saal begonnen werden kann.

Investor rechnet mit positivem Ausgang

„Ich bin es den Schwepnitzern schuldig, sie über diese Situation zu informieren“, sagt Investor Winger. Denn auch für die Schwepnitzer ist die Sanierung wichtig. Sie freuen sich, das alte Schloss wieder in neuem Glanz zu sehen. Im Dezember 2014 fand ein Tag der offenen Tür statt, um die neuen Pläne für das Schloss vorzustellen. Es gab großen Andrang, so gut wie jeder Schwepnitzer kam in das Schloss und jeder brachte seine eigenen Erinnerungen mit. Es wurden alte Geschichten ausgetauscht und Fotos gezeigt, welche das Schloss noch vor dem Brand zeigten. Einige ältere Besucher erzählten, wie sie noch bei den alten Besitzern in dem Schloss arbeiteten, die Gäste der nächsten Generation berichteten von ihrer Schulzeit in dem Schloss und wussten noch genau, an welchen Stellen im Schloss sie Mathe und Deutsch gelernt hatten.

Die Freude auf die Sanierung war groß und Torsten Winger konnte viele Geschichten hören, welche seinen Wunsch nach der vollständigen Sanierung des Schlosses nur noch verstärkten. Umso bitterer ist es nun, dass die Pläne zur Rettung dieser Ruine jetzt in Gefahr geraten. Doch Torsten Winger ist sich sicher: „Wenn das Gerichtsurteil vorliegt, werde ich sofort am nächsten Tag mit den Bauarbeiten beginnen.“ Natürlich werden die Ziele für dieses Jahr dann nicht mehr erreicht, doch zumindest die vollständige Sicherung des Objekts soll gemeistert werden. Auch ein zweiter Tag der offenen Tür ist für den Winter geplant, um die Schwepnitzer über die aktuelle Situation zu informieren.