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Schweinerei in Graupa

Wildschweine aus dem Tännicht wühlen die Straßenränder in dem Ort auf. Das ist nicht das einzige Problem.

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© Kristin Richter

Von Mareike Huisinga

Pirna. Mit Sorgenfalten schaut Sonja Winkler auf den Straßenrand der Professor-Gaßmeyer-Straße, in der sie seit vielen Jahren wohnt. „Jetzt geht es wieder los“, stellt sie fest und zeigt auf die frisch aufgewühlte Fläche an der Straße. Schwarze Erdhaufen liegen herum, ganze Grasbüschel sind umgepflügt worden.

Wie jedes Jahr um diese Zeit wird der Ort Graupa von unliebsamen Besuchern aus dem Tännicht heimgesucht: Wildschweine wühlen die Straßenränder auf, um sich ordentlich Winterspeck anzufressen. Allerdings machen die Schwarzkittel nicht nur die Ränder an den Straßen unsicher. Manche Tiere gelangen sogar auf die Grundstücke der Bewohner.

Betroffen ist unter anderem Peter Martiny. Neben seinem Hausgrundstück an der Professor-Gaßmeyer-Straße hat er ein weiteres Areal gepachtet. „Die Wildschweine haben dort alles umgewühlt“, berichtet der Rentner. Sein eigenes Gartengrundstück rüstete er deshalb mit einem extra starken Zaun auf. Das bringt allerdings auch nicht immer den gewünschten Erfolg. „Die kleinen Frischlinge sind schon durchgekommen und haben meinen Garten verwüstet“, berichtet der Pirnaer. Er weiß, dass erst vor Kurzem eine Rotte auf einem Grundstück an der Borsbergstraße ihr Unwesen getrieben hat.

Straßenränder bevorzugt

Sonja Winkler nickt. Sie hatte bisher Glück. „Noch ist kein Wildschwein in unseren Garten gelangt“, erzählt sie. Damit es so bleibt, kontrolliert sie jeden Abend, ob die Gartenzauntür auch wirklich gut verschlossen ist. „Es ist lästig, und man hat immer ein ungutes Gefühl“, stellt die Anwohnerin fest.

Allerdings spricht sie in diesem Zusammenhang noch einen anderen Aspekt an. Problematisch sei nicht nur die Angst um die Gärten. Der rege Wildwechsel über die Kastanienallee gefährde auch den Verkehr. „Hier kracht es häufig“, bemerkt sie. Konkrete Zahlen hat Ilka Rosenkranz von der Polizeidirektion Dresden. 2015 ereigneten sich neun Wildunfälle auf der Verbindungsstraße zwischen Graupa und Oberpoyritz. Zwei davon waren Kollisionen mit Wildschweinen, Rehe verursachten die anderen Wildunfälle. „Die Zahl ist für ein Waldgebiet jetzt nicht übermäßig hoch“, ordnet Rosenkranz ein. Generell rät sie allen Verkehrsteilnehmern in solchen Gebieten die Geschwindigkeit den Sichtverhältnissen anzupassen, besonders in den Morgen- und Abendstunden. „In dieser Zeit sind die Wildtiere sehr aktiv und auf Futtersuche“, informiert die Polizistin.

Nicht viel besser sieht es an der Lindenallee in Graupa aus. Auch hier haben Wildschweine die Straßenränder kräftig umgewühlt. Andere Schweine waren ebenso vor Ort. Neben den tiefen Eindrücken der Hufe liegt eine achtlos weggeworfene Keksschachtel. „Das lockt die Tiere natürlich einmal mehr an“, ärgert sich Graupas Ortsvorsteher Gernot Heerde (parteilos).

Er kennt die Wildschwein-Problematik seit Langem. „Die Tiere schnüffeln bevorzugt an den Straßenrändern, da sie hier Salzreste des Winterdienstes vermuten“, berichtet er. Um den aktuellen Wildschwein-Bestand zu reduzieren, müsste intensiver im Tännicht gejagt werden.

Die Situation in diesem Gebiet ist aber nicht so einfach, berichtet Uwe Borrmeister. Er ist Leiter des Forstbezirks Neustadt, Graupa gehört zu seinem Revier. Die Drückjagd ist die klassische und effektivste Jagdmethode, um Schwarzwild zu reduzieren, weiß der Fachmann. Diese Jagdmethode sei aber im Tännicht nicht ohne Risiko durchzuführen, weil zu viele Straßen durch das Waldstück verlaufen und die Wohnbesiedlung zu nah am Wald liege. Es ginge um die Sicherheit der Anwohner beziehungsweise der Spaziergänger.

Anders ist die Situation in dem Wald an den Borsberghängen oberhalb von Graupa. Dort findet in knapp zwei Wochen eine größer angelegte Drückjagd statt. „Die Anwohner werden rechtzeitig informiert“, verspricht Borrmeister.