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Schweinebanden erobern Nossens Wälder

Gerade ernten die Bauern den Mais von den Feldern. Hier sorgen Wildschweine für Ärger. Nicht nur im Zellwald vermehren sich die Tiere.

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© David Ebener/dpa

Von Marcus Herrmann

Nossen. Herbstzeit ist Erntezeit. Das gilt zumindest für den Mais auf den Feldern. Auch auf den privat landwirtschaftlich genutzten Flächen sowie größeren Anbaugebieten der Agrar-Genossenschaften in und um Nossen wird dieser Tage der milchreife Mais geerntet. Für die schmackhaften Kolben interessiert sich allerdings nicht nur der Mensch, sondern auch Tiere. „Vor allem Wildschweine gehen mit Vorliebe in die noch nicht abgeernteten Felder und schlagen sich den Bauch voll“, sagt Jäger Thomas Stange vom Kreisjagdverband Meißen.

Er ist seit letztem Jahr in Abstimmung mit Eigentümer und Kreisjägerchef Karsten Schlüter für die drei Reviere Nossen, Deutschenbora und Eula zuständig.

In letzter Zeit steht sein Telefon kaum einmal still. Meistens melden sich Landwirte oder Besitzer von Anbauflächen, die Wildschweinrotten in ihren Maisfeldern vorgefunden haben und die Tiere am liebsten schnell dort heraus haben wollen. Erst kürzlich habe Stange in einem kleinen Maisfeld in Eula mehrfach 15 bis 20 Exemplare gesichtet.

In den großen Wäldern der Stadt wie dem Zellwald gebe es schon seit Jahren eine konstante bis steigende Population. „Im letzten Jahr waren es hier besonders viele, weshalb wir bei einer Jagd um die 40 Sauen erlegt haben“, erzählt der 52-Jährige. In einer Jagdsaison, die etwa von März bis März verläuft, seien 40 bis 50 geschossene Wildschweine im Nossener Gebiet normal. Ob es in dieser Saison wesentlich mehr werden, könne er noch nicht sagen. „Auf jeden Fall beobachten wir immer größere Rotten in den Maisfeldern, auch nahe der Stadt.“

Sind die Jäger vor Ort, können sie aber nicht einfach drauf los schießen – zumal die Tiere im dichten Mais ohnehin schwer auszumachen sind. „Die meisten Bauern ziehen Schneisen durch die Maisfelder. Das hilft uns insofern, als dass wir vereinzelte Tiere dort sichten und gegebenenfalls verjagen oder schießen können“, sagt der Jäger. Allerdings seien zum Beispiel Sauen mit Frischlingen absolut tabu. Und auch darüber hinaus gelte es stets, sich erst ein genaues Bild von der Zusammensetzung der Rotten und der Anzahl der Wildschweine zu machen, bevor überhaupt Schüsse abgegeben werden dürfen.

Wie hoch die Zahl der Wildschweine in Nossens Wäldern ist, kann Stange schwer schätzen. Das variiere, außerdem bekomme man nie alle Tiere zu Gesicht. Sicher sei aber, dass etwa im Zellwald mindestens zwei Rotten mit etwa 20 Tieren lebten, sagt er. Dabei bekommen die Sauen das ganze Jahr über Nachwuchs. Erst vor zwei Wochen habe der Jäger eine Bache mit Frischlingen gesichtet. Etwa 680 Hektar Land muss Stange in seinem Revier im Blick haben, davon sind über 120 Hektar Maisfelder. Kein Wunder also, dass er häufig mit Wildschweinen zu tun hat, die den süßen Mais so sehr mögen, sich ansonsten vorwiegend von Eicheln oder Würmern ernähren. Die Schäden, die sie auf landwirtschaftlichen Nutzflächen anrichten, können enorm sein. Das weiß auch Albrecht Geiger von der Geiger Kommanditgesellschaft, einem Landwirtschaftsbetrieb in Zetta bei Nossen.

Auf etwa 220 Hektar baut auch die Geiger KG bei Raußlitz Mais an. Mit dramatischen Schäden durch die rüsselnden Paarhufer rechnet er zwar nicht, sagt aber: „In den letzten Jahren hat die Zahl der Wildschweine, die in den Maisfeldern ihr Unwesen treiben, stetig zugenommen.“ Noch habe sein Betrieb den Mais noch nicht abgeerntet. Wenn es soweit ist, wisse man mehr. Jedenfalls stehe auch seine Gesellschaft in ständigem Kontakt zu den Nossener Jägern, so Geiger. Man müsse die Wildschweinpopulation im Auge behalten.

Das kann ihm Thomas Stange, der in Freital wohnt, dort aber kein Revier mehr bekam, versichern. „Da die Zusammenarbeit mit den Bauern hier in Nossen super klappt, behalten wir ganz gut den Überblick“, sagt er. Neben dem Wildschwein sei in Nossen übrigens auch der Waschbär auf dem Vormarsch. 15 bis 20 Exemplare schießen die Jäger jährlich im Stadtgebiet, 20 bis 30 werden in aufgestellten Fallen gefangen. Die Schäden aber, die vor allem Sauen anrichteten, seien erheblich höher als die der Waschbären, so Stange.