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Schwarzkittel im Anmarsch

Es gibt immer mehr Wildschweine, Landwirte und Jäger im Kreis versuchen, sie im Zaum zu halten.

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Von Udo Lemke

Die Zahlen sprechen für sich: Seit 1991/92 hat sich die Zahl der erlegten Wildschweine von 13 772 auf 26 173 im Jagdjahr 2013/2014 in Sachsen fast verdoppelt. „Trotzdem müssen wir von weiter steigenden Schwarzwildbeständen ausgehen. Das führt nicht nur zu hohen Schäden, vor allem in der Landwirtschaft.“ Das erklärte der neue Umwelt- und Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt anlässlich des Schwarzwild-Symposiums, das kürzlich in Nossen stattfand. Dort hatten sich 240 Jäger, Landwirte, Grundeigentümer, Waldbewirtschafter sowie Vertreter von Behörden und Wissenschaft getroffen, um über die Situation zu diskutieren.

„Natürlich haben wir Probleme mit den Wildschweinen, es gibt zu viele. Wir arbeiten eng mit den Jägern zusammen, um die Schäden zu minimieren. Die Schweine verstecken sich im Raps und später im Mais, eine Chance hat man dort nicht gegen sie. Erst, wenn die Flächen abgeerntet werden, versuchen die Jäger, sie zu schießen“, erklärt Rüdiger Stannek, Vorsitzender der Agrargenossenschaft Radeburg mit Sitz in Großdittmannsdorf.

Heiko Hennersdorf, in der Genossenschaft für den Pflanzenbau zuständig, sagt, dass nicht nur die steigende Zahl der Wildschweine ein Problem ist, sondern auch die Entwicklung der Rotten. Sie werden nicht nur größer – 40 Tiere sind keine Seltenheit mehr –, sie finden sich auch immer früher zusammen. Nicht mehr erst im Herbst, sondern schon im August zur Rapsernte. „So können sie sich besser vor den Wölfen schützen“, erklärt er. Und: „Wenn so eine Rotte durch eine Wiese oder ein Feld geht, ist nicht mehr viel übrig.“

Warum die Schweine überhaupt in die Felder gehen, weiß Manfred Engelmann, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Skäßchen: „Ich bin Landwirt und seit zehn Jahren auch Jäger, so schlagen immer zwei Seelen in meiner Brust. Die Wildschweine fressen nicht nur die Maiskolben, sondern, weil sie als Allesfresser auch auf tierisches Eiweiß angewiesen sind, suchen sie auch nach Käfern und Würmern. Die Wildschweine haben einen sehr feinen Geruchssinn und riechen etwa, wo sich die Raupen des Maiszünslers in den Maisstängeln befinden und holen diese dann aus den Stängeln, wobei natürlich die Pflanzen zerstört werden.“ Zum Glück, so der Landwirt, sei das Gebiet seiner Genossenschaft nur Durchzugsgebiet, sodass es kaum Probleme mit den Schwarzkitteln gebe.

Jagdschneisen im Mais

Das Agrarunternehmen „Lommatzscher Pflege“ mit Sitz in Barmenitz ist ebenfalls wenig betroffen, weil es kaum Wald gibt, den die Wildschweine als Rückzugsgebiet brauchen. Trotzdem versucht der Betrieb, den Schweinen zusätzlich vorzubeugen. „Wir bauen nicht Mais nach Mais an, wie es andere tun, die vor allem Biogasanlagen beliefern“, erklärt der für Pflanzenproduktion zuständige Vorstand Jens Klobuch.

„Wenn es erforderlich ist, legen wir Jagdschneisen im Mais an“, nennt Guido Oswald, für den Ackerbau beim Agrarunternehmen Starbach in der Gemeinde Ketzerbachtal zuständig. Allerdings gehe das nur bei Futtermais, da können Flächen angeschnitten werden. Beim Körnermais, der Grundlage für Nahrungsmittel ist, werden die Flächen mit einem Mal geerntet. Deshalb wünschen sich Jäger wie Karsten Schlüter, der Kreisjägermeister des Altkreises Meißen, dass von vornherein Streifen in Maisflächen nicht bestellt werden.

Problematisch wird es für Landwirte immer dann, wenn ihre Flächen an Wald grenzen. So wie bei der Agrargenossenschaft Wülknitz, die an die Gohrischheide grenzt. „Die Schweine strecken ihren Rüssel raus, machen Schaden und verschwinden wieder“, sagt Geschäftsführer Thomas Keil. Er wünscht sich, dass in der Heide kontinuierlich gejagt wird und nicht wie jetzt ein halbes Jahr Jagdruhe herrscht.