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Schwamm drüber

In der Görnischen Gasse 32 steckt der Hausschwamm. Der Nachbar ist alarmiert, die Stadtverwaltung aber nicht.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Der Echte Hausschwamm ist der mit Abstand am schwierigsten zu bekämpfende holzzerstörende Pilz, da er auch relativ trockenes Holz befallen kann und auch Mauerwerk durchwächst. Die Pilzreste können viele Jahrzehnte auch in trockenem Zustand überdauern“, so ist bei Wikipedia zu lesen. Und: „Bei fortgeschrittenem Befall bleibt oft nur der Austausch der gesamten Holzkonstruktion.“ Wie geht die Stadtverwaltung vor, wenn durch Eigentümer, Bauleute oder Bürger der Befall von Echtem Hausschwamm an einem Gebäude gemeldet bzw. festgestellt wird, wollte die SZ wissen. „Hausschwamm ist in Sachsen meldepflichtig. Eine fachgerechte Schwammsanierung ist unverzüglich vom Bauherrn durchzuführen. Eine angemessene Frist ist zu setzen. In der Regel handelt es sich um maximal vier Wochen.“ Soweit die Antwort der Stadt Pirna, die Sprecher Thomas Gockel auf SZ-Nachfrage gab.

Nun ist Echter Hausschwamm im Gebäude an der Görnischen Gasse 32 festgestellt worden.
Nun ist Echter Hausschwamm im Gebäude an der Görnischen Gasse 32 festgestellt worden. © Bildstelle1, User

„Nach den Vorschriften der Sächsischen Bauordnung hat der Eigentümer dafür Sorge zu tragen, dass, sofern sein Gebäude von Echtem Hausschwamm befallen ist, ein Fachunternehmen diesen auf Grundlage einer Sachverständigenuntersuchung bekämpft.“ So lautet die Antwort der Stadtverwaltung Meißen.

Und was passiert, wenn der Eigentümer nicht daran denkt, etwas zu unternehmen? „Verstreicht die angeordnete Frist, kann in Form einer Ersatzvornahme die Schwammbeseitigung vollzogen werden und anschließend dem Eigentümer in Rechnung gestellt werden.“ So die Antwort aus Pirna. Und Riesas Stadtsprecher Uwe Päsler erklärt: „Der Bauaufsichtsbehörde sind die Beauftragung und der Abschluss der Arbeiten schriftlich anzuzeigen.“ Von der Stadtverwaltung Meißen heißt es. Sofern der Eigentümer der Verpflichtung auf Schwammbeseitigung nicht nachkommt, „können die entsprechenden Vorschriften aus dem Verwaltungsverfahrensgesetz und dem Verwaltungsvollstreckungsgesetz zur Anwendung kommen“.

Konkret geht es um die Görnische Gasse 33, die Walter Hannot gehört. Er hatte der Stadtverwaltung mitgeteilt, dass das Nachbarhaus, die Görnische Gasse 32, Befall von Echtem Hausschwamm aufweist. Weil keine Reaktion seitens der Verwaltung erfolgte, beauftragte er das Institut für Holztechnologie Dresden, eine Holzprobe der 32 zu prüfen. Der Befund: Das Holz ist von Echtem Hausschwamm (Serpula lacrymans) befallen.

Stadtsprecherin Katharina Reso erklärte, dass die Verwaltung seit längerem mit dem Eigentümer in Kontakt stehe. „Es ist hierzu aktuell eine Begehung gemeinsam mit dem Eigentümer, einem Sachverständigen und dem Sachgebiet Denkmalschutz im Landkreis Meißen vorgesehen. Je nach Ergebnis dieser Begehung werden dann weitere Maßnahmen abgestimmt.“

Auf nochmalige Nachfrage, ob seitens der Stadtverwaltung an die Eigentümerin des Hauses Görnische Gasse 32, Frau Katharina Mooser aus dem oberbayerischen Bruckmühl, die Aufforderung zur umgehenden Beseitigung des in ihrem Haus festgestellten Hausschwammes ergangen sei, antwortete Stadtsprecherin Katharina Reso: „Wir bitten um Verständnis, dass wir, da es sich um ein laufendes bauaufsichtliches Verfahren handelt, bei dem zudem schutzwürdige private Interessen im Spiel sind, wir hierzu keine Details veröffentlichen.“

Es stellt sich die Frage, wie generell in Meißen mit Hausschwamm umgegangen wird. Was ist mit dem Hamburger Hof? Wächst da der Pilz ungestört? Und wie sieht es in den stadteigenen Häusern auf der Fährmannstraße aus und wie in der ehemaligen Bienenwirtschaft und in der Reichmühle? Das Argument der Verwaltung, dass die meisten Eigentümer selbst daran interessiert sind, Hausschwamm zu beseitigen, kontert Walter Hannot: „Eine nachhaltige Schwammsanierung kann einige 10 000 Euro kosten, da ist es manchem Eigentümer lieber, den Schwamm so lange wüten zu lassen, bis er abreißen und neu bauen kann. Das ist allemal billiger.“