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Schutzwände an den Gleisen

Das Geld für Lärmschutz in Coswig und Weinböhla ist beschlossen. Die Bürgerinitiative ist aber noch nicht zufrieden.

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© Archiv/Arvid Müller

Von Ines Scholze-Luft

Coswig/Weinböhla. Eine richtig gute Nachricht vorm Adventswochenende: Für wichtige Lärmschutzmaßnahmen an der Berliner Bahnstrecke in Coswig und Weinböhla ist die Finanzierung durch Bahn, Bund und Freistaat gesichert. Das betrifft das Brennpunkte-Programm für besonders problematische Strecken wie Inn-, Mittelrhein- und Elbtal – und das aufgestockte Lärmsanierungsprogramm. Das hat Stephan Kühn, Sprecher für Verkehrspolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, jetzt aus dem Petitionsausschuss des Bundestags mitgebracht.

Und dabei auch gleich die geplante Lärmschutzwand vorm Wohngebiet Dresdner Straße in Coswig angesprochen, die parallel zur Lößnitzstraße verlaufen soll. Voraussichtlich 790 Meter lang, fünf Meter hoch. Sie soll bis 2018 fertig sein. Allerdings sei bis zur Entscheidung Zeit verloren gegangen, sagt Kühn. Habe es doch anfangs geheißen, an dieser Stelle könne gar keine Lärmschutzwand entstehen. Weil der Bahndamm das nicht trägt. Dass es nun doch geht, freut den Grünen-Politiker. Er führt den Erfolg auch auf den Druck durch Bevölkerung und Bürgerinitiative Bahnemission Elbtal zurück.

Die Neuigkeiten zum Lärmschutz nehme er wohlwollend zur Kenntnis, sagt Marco Kunze vom Vorstand der Bürgerinitiative. Auch bei ihm folgt ein Aber. Weil die Schutzwand am Gleis vorm Neubaugebiet Dresdner Straße nur einseitig verlaufen soll. Und wie wird die Ostseite geschützt, wo sich der Schall Richtung Hang ausbreitet? Dort wird die Bürgerinitiative als Verein nachhaken, so Marco Kunze.

Für die Schutzwand am Fachkrankenhaus Coswig macht sich die Initiative ebenfalls stark. Dafür gab es schon 2011 eine Eingabe im Bundestags-Petitionsausschuss, mit Ortstermin und Entscheidung für eine Minilärmschutzwand. Die sich nicht realisieren lässt, weil sie höchstens 160 km/h schnelle Züge verträgt, die Personenzüge jedoch mit 200 km/h vorbeirauschen. Übers Büro von Thomas de Maiziére (CDU) habe sich in Finnland eine mögliche Minischutzwand gefunden, die in Deutschland jedoch noch nicht zugelassen war. Kunze zufolge eine rein politische Sache.

Die jetzt aber offensichtlich geklärt ist. In den Unterlagen der Bahn erscheint die geplante Wand ebenfalls, 240 Meter lang, zwei bis drei Meter hoch. Ein Ergebnis der Machbarkeitsuntersuchung – durch schalltechnische Prüfungen – in die Coswig und Weinböhla nachträglich mit aufgenommen wurden. Das könnte mehr Geld für die Schutzmaßnahme bedeuten, sagt der Mann von der Bürgerinitiative. Wie das konkret aussieht, wolle man nachfragen.

Dicht dran an der Thematik ist die Initiative auch bei der Lücke, die an der Lößnitzstraße zwischen den Lärmschutzwänden besteht. Die sollte unbedingt mit geschlossen werden. Grünen-Sprecher Kühn zufolge ist das beabsichtigt. Die Bürgerinitiative werde das prüfen, sagt Marco Kunze. Er kennt andere Initiativen, so in Leipzig, die zehn und mehr Jahre an solchen Problemen arbeiten.

Mit zwei Zahlen unterstreicht der Lärmschutzaktivist die Notwendigkeit der neuen Wände. 2011 seien noch 66 Güterzüge auf der Strecke durch die beiden Orte gefahren. Jetzt sind es schon 140.

Für ihn und seine Mitstreiter bleibt nicht zuletzt die Frage, wie es mit den besiedelten Gebieten an der Ortsgrenze Coswig/Weinböhla und in Weinböhla selbst beim Lärmschutz weitergeht. „Die Tendenz ist gut, wir sehen aber noch keine Veranlassung zur Euphorie, sondern freuen uns erst richtig, wenn aktiv was gemacht wird“, so der Vereinsvorstand. Dass fünf Jahre nach Beginn der Aktionen schon Lösungsansätze da sind, nennt Kühne sehr schnell. Andere Vereine, Initiativen und Regionen würden viel länger kämpfen. Die Bürgerinitiative hofft weiter auf Unterstützung durch die Bevölkerung. Und wünscht sich, in die Planung einbezogen zu werden, was bei der Machbarkeitsuntersuchung trotz Ankündigung nicht passierte.

Von einer anderen Art der Einbeziehung spricht Grünen-Politiker Kühn. Ist die Machbarkeitsstudie endgültig abgenommen – bei einem Treffen von Bund, Land und Bahn am 21. Dezember – sollen die Ergebnisse im Februar vor Ort vorgestellt werden, auch in Coswig und Weinböhla. Im ersten Quartal 2017 soll es dann losgehen mit der konkreten Planung.