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Schutz für Fürstenauer Heide

Freiwillige aus ganz Deutschland kommen zum Arbeitseinsatz ins Erzgebirge. Sie arbeiten unentgeltlich.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Fürstenau. Es ist nebelig, es nieselt und ein scharfer Wind fegt über die Wiese. Wahrlich kein Wetter, das zum Draußenarbeiten einlädt. Doch Mario Harder und Andreas Frieseke stören sich offenbar nicht daran. Sie haben gerade einen gut zwei Meter langen Hartholzpfahl in den Boden gesetzt und treten nun die Erde rings um das Holz fest. Martina Schwenkel und Rüdiger Strutz bringen indes schon den nächsten Pfahl, dessen eine Seite ein paar Meter weiter im Boden verschwinden soll.

Seit Montag arbeiten die vier zusammen mit 19 anderen Frauen und Männern auf dieser Gebirgswiese unweit von Fürstenau. Organisiert wurde der Einsatz vom deutschlandweit agierenden Würzburger Verein Bergwaldprojekt. „Wir arbeiten schon seit sechs Jahren mit dem Verein sehr, sehr gut zusammen“, sagt Holger Menzer vom Naturschutzgroßprojekt Bergwiesen im Osterzgebirge, dem die Wiese gehört. Menzer gibt zu, dass er am Anfang skeptisch war. Denn der Verein Bergwaldprojekt arbeitet mit Freiwilligen, die meist nicht vom Fach sind. Doch Menzer hat sich eines Besseren belehren lassen.

Der Verein arbeite professionell, sagt er. So auch hier. Zügig schreitet der Zaunbau voran. Bis zum Freitag soll ein über 600 Meter langer Zaun stehen. Dieser soll drei Flächen einschließen, die je einhundert Meter lang und vier Meter breit sind. Im kommenden Jahr will Holger Menzer hier Ebereschen, Wildapfel- und Ahornbäume sowie Alpenjohannisbeeren pflanzen lassen. „Das sind gebietsheimische Gewächse“, ergänzt Andreas Frieseke. Der Forsttechniker führt in Dresden eine Landschaftsbaufirma und ist hier im Auftrag des Bergwaldprojektes als Projektleiter tätig. Die Bäume und Hecken sollen später die Fürstenauer Heide, die sich nur ein paar Meter daneben befindet, von den landwirtschaftlich genutzten Flächen abgrenzen und den hier lebenden Tieren ein Rückzugsgebiet geben. „Wir wollen der Landschaft eine bessere Struktur geben“, erklärt der Dresdner.

Manche nehmen Urlaub

Frieseke legt selbst mit Hand an und erklärt den Helfern, was beim Zaunbau zu tun und zu beachten ist. Und sie befolgen seine Hinweise. „Alle sind freiwillig hier und wollen einen Beitrag zum Naturschutz leisten.“ Von daher ist die Motivation der Helfer sehr gut. Manche nehmen sich für den Einsatz Urlaub, andere sind Senioren, die sich engagieren und zupacken wollen, und wieder andere überbrücken mit dem Arbeitseinsatz eine längere Freizeit. Dazu zählen Mario Harder und Martina Schwenkel. Die jungen Leute haben ihr Studium abgeschlossen und noch ein paar freie Tage, bis sie ins Berufsleben einsteigen. Um mitzumachen, ist die 26-jährige Martina Schenkel, die Landschaftsplanung und Naturschutz studiert hat, von Radolfzell am Bodensee angereist. Sie nimmt zum dritten Mal an einem Arbeitseinsatz des Bergwaldprojektes teil und ist begeistert dabei: „Der Zaunbau macht Spaß. Hier arbeitet keiner für sich allein, sondern alle zusammen.“ Das stärke die Gemeinschaft.

Für Mario Harder, der Heil- und Sonderpädagogik studiert hat und aus Würzburg kommt, ist der Einsatz Einstand. „Den Verein kenne ich, weil er in Würzburg seinen Sitz hat und bei Stadtfesten und anderen Gelegenheiten für sich wirbt.“ Nun habe es sich ergeben, dass er noch ein paar freie Tage Zeit hat. Deshalb habe er sich beworben. „Vor zwei Wochen habe ich die Zusage bekommen.“ Rüdiger Strutz ist dagegen ein „alter Hase“. Der Rentner aus Goslar war schon bei acht anderen Projekten des Vereins dabei. „Ich nutze das, um mir die verschiedenen Ecken Deutschlands anzuschauen. Ich habe schon einige Mittelgebirge kennengelernt, aber im Erzgebirge war ich noch nie“, erzählt der Niedersachse. Er schätzt die gute Vorbereitung der Projekte.

Das kann auch Andreas Frieseke bestätigen. Die Teilnehmer müssen nur die Anfahrt und die Abfahrt bezahlen. Um alles andere kümmert sich der Verein. Er hat zum Beispiel auch die Unterkunft organisiert. Die Helfer, die am Sonntag angereist sind und bis zum Sonnabend bleiben, wohnen in einer Zinnwalder Ski- und Wanderherberge Klügelhütte. Dort arbeitet eine Frau, die sich um die Verpflegung der Helfer kümmert. „Sie kocht vegetarische Vollwertkost. Und das gut“, erzählt Frieseke.

Das sei Prinzip bei solchen Projekten. „Ich erinnere mich noch an einen Arbeitseinsatz, als ein Teilnehmer am Ende der Woche überrascht feststellte, dass es gar kein Fleisch zu essen gab“, erzählt der Dresdner. Doch nicht nur um das Essen kümmert sich der Würzberger Verein. Er stellt auch das Arbeitsmaterial und die Werkzeuge zur Verfügung. Zudem organisiert er eine Exkursion und Vorträge. „Diesmal geht es unter anderem um die ökologisch-sinnvolle Jagd“, erzählt Frieseke. Er ist gespannt, wie das ankommt. „Einige Teilnehmer sind Vegetarier.“