Merken

Schulstart ohne Schülerlotsen

In Kreischa, Bannewitz und in Rabenau gibt es für Erstklässler erneut keine Schulweghelfer. Klappt es auch ohne sie?

Teilen
Folgen
© Egbert Kamprath

Von Stephan Klingbeil

Kreischa. Für viele Kinder beginnt in der kommenden Woche der Ernst des Lebens. Das neue Schuljahr startet. In zahlreichen Regionen helfen Schülerlotsen dabei, dass die Abc-Schützen über den für sie meist noch ungewohnten Schulweg sicher in ihrem Klassenzimmer ankommen. In Kreischa ist das aber auch in diesem Jahr nicht der Fall.

In der Grundschule am Kirchweg werden 42 Mädchen und Jungen eingeschult. Schülerlotsen gibt es keine. „Das war immer wieder Thema, wurde regelmäßig angestoßen“, bestätigt Enrico Jutzies von der Elterninitiative Schule Kreischa. Zwischenfälle, bei denen jemand verletzt wurde, habe es zwar keine gegeben. Doch vor allem morgens gebe es mitunter Situationen, die gefährlich werden könnten.

Gemeint sind die unübersichtlichen hektischen Situationen, wenn viele Eltern oft unter Zeitdruck ihre Kinder morgens mit dem Auto an der Schule absetzen. Hier wäre es sicher sinnvoll, als Hilfe Schülerlotsen einzusetzen. „Leider hat sich niemand dafür gefunden“, sagt Jutzies. „Keine Omas oder Opas und auch keine älteren Schüler.“

Auch Schulleiter Mario Antes bedauert den Mangel. Anfragen dazu gab es immer mal wieder. „Es ließen sich dafür aber keine Eltern überzeugen“, sagt er, fügt jedoch hinzu, dass viele Eltern ihre Kinder direkt bis zur Schule bringen. So müssen viele Schüler keine gefährlichen Straßen vorher queren. Womöglich hänge das damit zusammen. An der Kreischaer Schule habe es zudem „noch nie Schülerlotsen gegeben“.

Offenbar ist das kein seltenes Phänomen in der Region. Auch in den Grundschulen in Bannewitz, Possendorf und Rabenau gibt es keine Schülerlotsen. „Wir bekommen zu Schuljahresbeginn immer Warnwesten vom ADAC für die Kinder“, heißt es aus der Grundschule Rabenau, wo 21 neue Erstklässler unterrichtet werden. „Aber Schülerlotsen gibt es hier nicht.“

Dasselbe hört man in der Gemeinde Bannewitz. Hier ist die Zahl der neuen Abc-Schützen so hoch wie lange nicht. Laut Kerstin Ryssel, die in der Kreischaer Nachbarkommune für Schulen zuständig ist, gibt es so etwa in der Possendorfer Grundschule mit ihren 208 betreuten Mädchen und Jungen 62 neue Abc-Schützen, zuzüglich drei Kindern, die noch mal antreten.

„Es wird drei Klassen geben, ein Novum in der bisher zweizügigen Schule“, sagt Kerstin Ryssel. Und in der Grundschule im Ortsteil Bannewitz, wo 231 Kinder unterrichtet werden, würden ebenfalls drei statt wie zuletzt zwei neue erste Klassen aufgemacht. Es gibt also auch in Bannewitz so viele Abc-Schüler wie seit Langem nicht. Doch Schülerlotsen: ebenfalls Fehlanzeige.

„Schulwege mit der Zeit sicherer“

„In Bannewitz gab es vor Jahren mal welche, in Possendorf eigentlich bislang nicht“, so die Gemeindemitarbeiterin. Das habe diverse Gründe, vor allem mangelt es wohl am Bedarf. „Eltern bringen Kinder her, Schulwege sind durch mehrere Maßnahmen mit der Zeit sicherer geworden“, sagt sie. „Die Kinder, die zum Beispiel mit dem Bus zur Possendorfer Schule fahren, steigen direkt davor an der Haltestelle aus.“ Die Straße an der Schule ist mittlerweile Einbahnstraße, und andere Kinder, die laufen, nutzen die Tunnelunterführung unter der B 170, die zudem nicht mehr so stark befahren sei, wie noch vor einigen Jahren.

Auch in der Grundschule Oelsa heißt es zu dem Thema: „Wir haben keine Schülerlotsen, es gibt auch keinen Bedarf, da es an der Straße vor der Schule eine Ampel gibt.“

Ist der ehrenamtliche Einsatz von Schülerlotsen also ein Auslaufmodell? Womöglich doch nicht, zumal sich zum Beispiel andernorts wie in Geising und Schmiedeberg offenbar noch ausreichend Schülerlotsen finden. „Das klappt dort prima“, sagte Elke Hatz von der Gebietsverkehrswacht Weißeritz kürzlich im SZ-Interview. „Sie werden von uns ausgebildet und können zum Schulbeginn eingesetzt werden.“

Vielerorts sieht die hauptamtlich als Bürgerpolizistin in der Region tätige Elke Hatz aber die Notwendigkeit für Schülerlotsen. Manche Kinder können demnach mit bestimmten Verkehrszeichen oder mit Zebrastreifen nichts anfangen. Sie wüssten teilweise nicht, wie sie sich verhalten sollen im Straßenverkehr. Sicher seien hier die Eltern gefragt, mit ihren Kindern den Schulweg vorab abzulaufen. Schülerlotsen könnten allerdings eine gute Unterstützung sein.