Merken

Schulessen aus der Küche nebenan

Zwei Bautzener Gymnasien bekommen ihr Essen auf kurzem Wege. Das soll künftig an mehr Schulen möglich sein.

Teilen
Folgen
NEU!
© Uwe Soeder

Von Madeleine Arndt

Bautzen. Frische Petersilie und gute Laune sind ein Markenzeichen der Kantine im Bautzener Arbeitsagentur. Bereits um fünf Uhr früh beginnt hier der Arbeitstag des Caterers Viventus, startet das große Kochen, Brutzeln und Garen. In der eher kleinen Küche bereiten sechs Mitarbeiter nicht nur vier verschiedene Gerichte für die Angestellten der Arbeitsagentur zu – seit fast drei Jahren kochen sie auch für die Schüler des Schiller- und Melanchthon-Gymnasiums, die ihre Mensa auf der anderen Straßenseite haben. An diesem Donnerstag stehen Schnitzel, Pestonudeln mit Brokkoli und Eierragout auf dem Speiseplan. Alle Gerichte kosten weniger als drei Euro.

„Wir sind ein Top-Team“, sagt Küchenchef Torsten Wagner lässig. „Bei uns wird frisch gekocht, fast manufakturmäßig.“ Zweimal täglich liefert Viventus in die Schule auf kurzem Weg nach nebenan. Einmal halb elf und ein zweites Mal um halb eins. „Es gibt kein Essen, das im Kübel besser wird“, so Wagner. Dass sein Essen den Schülern schmeckt, zeigt die Nachfrage. Angefangen hatte Viventus mit 250 Schulessen, mittlerweile sind es 400.

Lust auf Mittagessen

Karsten Vogt, Schulleiter des Melanchthon-Gymnasiums, lobt Viventus in höchsten Tönen. „Sie sind in meinen Augen beispielgebend“, sagt der Schulleiter. Weil wieder mehr Schüler Lust auf das Mittagessen haben, wurde in der Melanchthonschule sogar die Pause auf 40 Minuten verlängert. Denn nicht nur das, was auf den Teller kommt, ist wichtig – auch die Rahmenbedingungen müssen stimmen.

Dass kommunale Schulen und Kitas vor Ort bekocht werden, ist für Bautzen ein Einzelfall. Die Kindergärten und die FichteGrundschule beliefert derzeit LaOla aus Pulsnitz. Die restlichen Schulen bekommen ihr Essen aus der Großküche von Sodexo in Stolpen. Doch nun werden die Karten neu gemischt. Für das nächste Schuljahr bis zum Schuljahr 2022/23 wird die Essensversorgung neu ausgeschrieben. Basierend auf einer Reihe von Gesprächen mit Eltern, Lehrern und etlichen Expertenrunden hat die Stadt ein neues Vergabeverfahren entwickelt. Dem stimmte der Stadtrat am Mittwoch geschlossen zu. Nach den neuen Kriterien spielt die Qualität des Essens eine größere Rolle als zuvor. „Wir wollen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Preis und Leistung erreichen“, sagt Thomas Groß, Amtsleiter für Bildung und Soziales.

Versorgungskonzept erhält mehr Gewicht

So fällt künftig bei der Entscheidung für einen Anbieter dem Versorgungskonzept mit 30 Prozent eine größere Gewichtung zu. Dazu zählen etwa die Transportwege, Warmhaltezeiten und die Herkunft der Produkte. Die Gestaltung des Speiseplans macht 40 Prozent, der Preis 30 Prozent aus. Auf diesem Weg sollen auch kleinere, lokale Anbieter eine Chance bekommen, den Zuschlag für die Essensversorgung in einer Einrichtung zu erhalten. Für die städtischen Kitas und Grundschulen wird das Catering in Einzellosen ausgeschrieben. Weil es an den Oberschulen weniger Esser gibt, werden sie in einem gemeinsamen Los mit der Schule zur Lernförderung ausgeschrieben. Auch für die Gymnasien, die sich die Mensa teilen, wird wieder ein gemeinsamer Caterer gesucht.

Für mehr Planungssicherheit der Caterer soll der Fünfjahresvertrag sorgen. CDU-Stadträtin Elisabeth Hauswald äußerte Bedenken, dass große Anbieter durch die längere Laufzeit beim Service nachlässig werden könnten. Birgit Kieschnick vom Stadtfamilienrat hofft dagegen, dass Caterer bei längeren Verträgen auch in die Ausgabeküchen der Schulen und Kitas investieren.

Man werde wieder ein Angebot für das Schiller- und Melanchthongymnasium abgeben, erklärte Viventus-Chef Frank Bloß auf Anfrage. Er fügte hinzu: „Sollten wir den Zuschlag erhalten, sind Umbaumaßnahmen in der Schulmensa geplant.“