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Schuleinführung im Zelt

Die Turnhalle der 89. Grundschule darf nicht mehr für die Feiern genutzt werden. Andere Schulen verzichten freiwillig.

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© René Meinig

Von Nora Domschke

Der Wettergott meinte es gut mit den 5 832 Schulanfängern – bei strahlend blauem Himmel fanden am Samstagvormittag in Dresden die Schuleinführungen statt. Die ABC-Schützen der 89. Grundschule in Niedersedlitz konnten in diesem Jahr allerdings nicht – wie in den vergangenen Jahren – in der Turnhalle feiern. Für sie und ihre Familien wurden im Schulhof vier große Zelte aufgebaut. Direkt neben der frisch sanierten Turnhalle. Für die Schuleinführung darf sie nicht mehr genutzt werden.

Das Problem gibt es auch an anderen Grundschulen in Dresden. Grund ist eine neue Turnhallenordnung, die Ende 2016 in Kraft getreten ist. Demnach ist es einigen Schulen nicht mehr gestattet, in den Hallen Veranstaltungen durchzuführen. Aus Sicherheitsgründen. Betroffen waren nach SZ-Informationen neben der 89. Grundschule auch die 93. und 68. Grundschule. „Uns wurde mitgeteilt, dass die Turnhalle künftig nur noch für den Sportunterricht genutzt werden darf“, erinnert sich Beate Klemm. Weil der Protest groß war, lenkte die Stadt schließlich ein und überließ die Entscheidung den einzelnen Schulleitern, die damit aber auch die Verantwortung übernehmen, wenn etwas passiert.

Außer im Fall der 89. Grundschule. Dort halten Schulverwaltungsamt und Bauaufsicht am Verbot fest. Wenn größere Feierlichkeiten anstehen, müssen künftig wohl die Zelte aufgebaut werden. Diese waren eigentlich nur als Notlösung gedacht, damit die ABC-Schützen gemeinsam mit ihren Familien dort feiern können, wo sie in den kommenden vier Jahren lernen werden. Das sei der große Wunsch von Kindern und Eltern, sagt Beate Klemm. Die Schulleiterin geht inzwischen davon aus, dass die Zelte zur Dauerlösung werden. Der Grund sind fehlende Rauchabzugsklappen. Im Falle eines Brandes leiten sie den Rauch nach außen ab. Bei der Sanierung 2015 wurden sie in der Niedersedlitzer Turnhalle nicht eingebaut, weil sie denkmalgeschützt ist.

Jens Hantschmann wundert sich, dass die Feierstunde im vergangenen Jahr trotzdem in dieser Halle stattfinden konnte und in diesem Jahr nicht. Er ist Vater eines Erstklässlers. Als er Anfang Juli von der gesperrten Halle erfährt, ist die Enttäuschung groß. „Was ist bei der Schulsanierung für 8,1 Millionen Euro schiefgelaufen, wenn nun keine Feiern mehr möglich sind“, schreibt er an die SZ. Auf Nachfrage teilt die Stadt mit: 2016 habe das Schulverwaltungsamt eine Ausnahme gemacht und die Feier in der Turnhalle erlaubt, weil die Vorbereitungen bereits getroffen waren und eine Verlegung zu kurzfristig gewesen sei. „Dieser Ausnahmetatbestand ist 2017 nicht gegeben“, heißt es aus dem Amt.

Also kümmerte sich Beate Klemm um andere Räumlichkeiten. Nach langem Hin und Her – ein Raum ist ausgebucht, ein anderer zu teuer – schlägt das Schulverwaltungsamt die Aula des Hülße-Gymnasiums vor. „Die ist aber viel zu klein“, sagt Beate Klemm. Die Schulleiterin will möglichst allen Eltern und Großeltern einen Platz anbieten. Pro Klasse, drei gibt es insgesamt, sind es etwa 180 Gäste. Mit Elternsprecherin Katrin Krüger versucht Beate Klemm erneut, beim Schulverwaltungsamt eine Ausnahmeregelung für ihre Turnhalle zu bekommen. Ohne Erfolg. „Unsere Anfragen blieben unbeantwortet, wir fühlen uns im Stich gelassen“, sagt Katrin Krüger. Letztlich werden die Eltern selbst aktiv, organsieren die Zelte. Zwei von ihnen stellt die Sportgemeinschaft Striesen kostenlos zur Verfügung. „Wir sind sehr froh, dass diese Lösung gefunden wurde“, sagt Mutter Katja Förster. Ihre Tochter Catharina trägt am Sonnabend stolz ihre Zuckertüte über den Schulhof. „Für die Kinder ist es toll, wenn sie an diesem Tag gemeinsam mit der Klasse ihr Zimmer anschauen können.“

An anderen Dresdner Grundschulen weichen Lehrer und Familien indes freiwillig an einen anderen Standort aus. Etwa die 95. Grundschule in Laubegast. Dort findet die Schuleinführung in der Margon-Arena an der Bodenbacher Straße statt. „In der riesigen Halle haben wir genug Platz und müssen die Anzahl der Gäste nicht begrenzen“, sagt Leiterin Kerstin Rakowski. Die eigene Turnhalle in der Donathstraße – eine alte Tonnenhalle aus DDR-Zeiten – sei zu klein und vor allem zu heiß.

An den meisten Grundschulen finden die Schuleinführungen aber tatsächlich im eigenen Gebäude statt. Entweder in der Aula oder in der Turnhalle, dann aber oft mit begrenzter Gästezahl. Um Großeltern von der Feier nicht auszuschließen, baut Beate Klemm lieber die Zelte auf.