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Schützt der Damm vor Hochwasser?

Anwohner beschäftigt der Straßenbau in Kleinradmeritz. Sie zweifeln, dass zwei Durchlässe genug Sicherheit bieten.

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© Rafael Sampedro

Von Marcus Scholz

Kleinradmeritz. Die dreibogige Steinbrücke über dem Löbauer Wasser ragt aus der Baustelle an der S122 in Kleinradmeritz hervor. Die unter Denkmalschutz stehende Überführung bleibt während der Bauarbeiten, die bereits im vergangenen Jahr begonnen haben, weitestgehend unangetastet. Lediglich ein paar kleine Sanierungsarbeiten am Mauerwerk und die Erneuerung der Straßen- und Brückenabläufe sowie der Fahrbahn werden an ihr vorgenommen. Im Juni soll die neue Straße voraussichtlich für den Verkehr, der derzeit über eine einspurige Behelfsstraße um die Baustelle geleitet wird, freigegeben werden. Direkte Anwohner sind darauf besonders gespannt. Vor allem beim Thema „Straßenabläufe“ setzt sich bei ihnen ein Kloß im Hals fest. Denn dafür, wie die Bauarbeiten abgelaufen sind, haben Bewohner der Straße An der alten Schäferei überhaupt kein Verständnis.

Tritt das Löbauer Wasser in Kleinradmeritz über die Ufer, dann gleicht die Landschaft einer Seenplatte. Von Wiesen ist dann nicht mehr viel zu sehen.
Tritt das Löbauer Wasser in Kleinradmeritz über die Ufer, dann gleicht die Landschaft einer Seenplatte. Von Wiesen ist dann nicht mehr viel zu sehen. © privat

Nahe dem Löbauer Wasser gelegen, leben die Familien Dutschmann und Adler. Den einen hat bereits dreimal das Wasser sprichwörtlich bis zum Hals gestanden und den anderen immerhin zweimal. Nämlich immer dann, wenn es tagelang schier unaufhörlich geregnet hat, das Löbauer Wasser über seine Ufer getreten ist und danach angrenzende Wiesen, Grundstücke und Häuser überschwemmt hat. Neue Durchlässe in der S122 sollen dies künftig verhindern. Gäbe es da nicht ein kleines Problem. „Uns wurde bei der Bauberatung zugesichert, dass drei Durchlässe in die Straße kommen“, sagt René Adler. Also zu einem bestehenden Abfluss zwei zusätzliche Durchlässe. Derzeit noch gut zu erkennen, scheint einer aber vergessen worden zu sein. „Die zwei Rohre wurden einen Tag vor der Winterbaupause verlegt, und danach hat sich niemand mehr blicken lassen“, so Adler. Von den zuständigen Behörden habe er anschließend zu hören bekommen, dass der alte Durchlass nicht mehr zu reparieren gewesen und deshalb entfernt worden sei. „Ich frage mich aber, warum stattdessen kein neuer Abfluss gelegt wurde. Die Rohre waren da und extra mit S122/Löbau beschriftet“, sagt Adler.

Schon seit November versuchen Adlers und Dutschmanns Kontakt mit den zuständigen Behörden aufzunehmen. Sie wollen wissen, ob der neue Straßendamm in derzeitigem Zustand wirklich dafür ausgelegt ist, Hochwasser von ihren Häusern fernzuhalten und warum Versprechungen nicht eingehalten worden sind. Der SZ haben sie in den Schriftverkehr mit Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv), Flussmeisterei, Naturschutzbehörde und Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) Einsicht gewährt. Auf SZ-Anfrage ist von den Behörden zunächst aber kurzfristig nichts zu erfahren gewesen.

Um künftigen Hochwassern vorzubeugen, hat Familie Adler bereits Vorkehrungen getroffen. „Im und um das Haus herum haben wir Drainage verlegt, die Wände speziell behandelt und eine Wasserpumpe angeschafft“, sagt Kerstin Adler. 2010 hätten die Wassermassen rund 40000 Euro Schaden an ihrem Haus verursacht und es zeitweise unbewohnbar gemacht. „Wir haben drei Monate in einer Scheune gelebt“, so Frau Adler. Das solle nicht wieder passieren. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht. Die beiden Durchlässe, die Wasser auf angrenzende Wiesen ohne direkte Anlieger leiten sollen, machen sie skeptisch. Genau so, wie die Verbreiterung der neuen S122, der ein Stück Wiese zum Opfer gefallen ist. „Im Hochwasserfall steht jetzt noch weniger Fläche zur Verfügung, auf der sich das Wasser ausdehnen kann“, so Kerstin Adler, die aber nicht alle Baumaßnahmen schlechtreden will. Ein Lob hat sie für die Verbreiterung des Flussbetts entlang des Löbauer Wassers übrig. Denn dadurch könne der Bach größere Wassermengen führen und bewältigen und trage wenigstens etwas zur Beruhigung bei.

Um nicht auf Baupläne von Behörden vertrauen zu müssen, hat Familie Adler eigenhändig einen Wall um ihr Haus bauen wollen. „Das wurde uns aber nicht genehmigt“, sagt sie. Nun müssen beide einfach darauf hoffen, dass die beiden neuen Straßendurchlässe ihren Dienst verrichten. „Wir können sowieso nichts mehr machen. Aber gewarnt haben wir oft genug“, so René Adler.