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Schützt die Talsperre vor der Flut?

Nach dem vergangenen Hochwasser fordern Anwohner der Mulde bei Leisnig endlich einen geeigneten Schutz.

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© DA-Archiv/André Braun

Leisnig. Fast wäre Warnstufe drei erreicht worden, als am 23. Februar bei Leisnig die Freiberger Mulde anstieg. Schneeschmelze und Niederschlag hatten die Flüsse in der Region anschwellen lassen. In Fischendorf überflutete das Wasser einige Vorgärten. Aber auch in den anderen Orten entlang der Freiberger Mulde hatte die Anwohner Angst um ihr Hab und Gut.

In Altleisnig hätten sich die Anwohner mit einem Schieber geschützt, der verhindert, dass es das Wasser ins Dorf drückt, wie eine Anwohnerin sagt. Einige hätten ihre Klärgruben abgeklemmt. „Wir waren wieder die einzigen mit Alarmstufe 2 in Leisnig. Das kann doch nicht sein. Wo wir doch eine Talsperre in der Nähe haben“, so die Frau. Doch weil die in privater Hand sei, würde sie auch keine schützende Funktion erfüllen. Doch kann mit der Talsperre Kriebstein überhaupt Hochwasser in Leisnig verhindert werden?

Bei Schweta fließt die Zschopau, der Staufluss von Kriebstein, in die Freiberger Mulde. Die Wassermassen landen demnach irgendwann in Leisnig. Aber: „Die Talsperre hat nach Einschätzung der Landestalsperrenverwaltung nur einen sehr geringen Einfluss im Fall einer Hochwasserlage“, schildert Bianca Anwand, Sprecherin der Landestalsperrenverwaltung (LTV). Selbst wenn die Stauanlage Hochwasser verhindern könnte, hätte die LTV darauf keinen Einfluss, da die Talsperre in Privatbesitz ist. Eingreifen kann die LTV lediglich in die Zschopau bis 100 Meter vor der Staumauer sowie unterhalb dieser, so Anwand. „Hier ist die LTV im Hochwasserfall zuständig im Rahmen der Aufgaben für die Fließgewässer erster Ordnung, wie die Zschopau. So wird regelmäßig der Flusslauf kontrolliert und Treibgut entfernt, das sich im weiteren Verlauf unter anderem an Brücken sowie Wehren ablagert und den Gewässerquerschnitt damit einengt oder ganz verschließt“, erklärt Anwand.

Die Talsperre hat demnach keinen Einfluss auf Hochwasser in der Region Leisnig. Doch die Anwohner der Mulde-Dörfer setzen nicht nur ihre Hoffnungen auf die Talsperre. „Die Rückhaltebecken in Oberbobritzsch und Mulda sollen endlich gebaut werden. Wie lange sollen wir darauf noch warten?“, fragt die Altleisnigerin.

Doch auch hierzu gibt es vonseiten der LTV keine guten Nachrichten. Der Baustart des Hochwasserrückhaltebeckens in Oberbobritzsch ist weiterhin völlig unklar. Grund ist eine Klage gegen das Vorhaben. Als vorbereitende Maßnahme ist lediglich vor zwei Jahren die S 188 umgebaut worden. Die LTV plant an der Bobritzsch zwischen Friedersdorf und Oberbobritzsch den Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens. Es soll als „grünes Becken“ gebaut und betrieben werden. Es wird damit bei Hochwasser eingestaut.

Frühestens 2025 ist mit dem Start des Baus in Mulda zu rechnen, wie Bianca Anwand sagt. Der Start hänge mit dem Bau des Beckens in Oberbobritzsch zusammen sowie einer gesicherten Finanzierung. Die LTV rechnet mit einer Bauzeit von vier bis fünf Jahren. Bis jetzt sind die Planungen für das Vorhaben noch nicht abgeschlossen, teilt Bianca Anwand mit. „Die Einreichung der geänderten Unterlagen an die zuständige Genehmigungsbehörde, die Landesdirektion Chemnitz, ist in diesem Jahr geplant. Wir gehen nach der notwendigen Prüfung und öffentlichen Beteiligung von einer zeitnahen Genehmigung aus“, so die Sprecherin weiter. Das geplante Dammbauwerk am Oberlauf der Freiberger Mulde befindet sich etwa drei Kilometer von der Gemeinde Mulda entfernt. (DA/mf)