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Schülerprotest mündet in einem Hort-Neubau

Die Schlaufüchse sollen aus der Diesterweg-Schule auf ein anderes Areal in Copitz ziehen. Eine bange Frage aber bleibt.

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© Norbert Millauer

Von Thomas Möckel

Pirna. Als im Frühjahr bekannt wurde, dass die Diesterweg-Grundschule für das Schuljahr 2016/17 erstmals vier erste Klassen aufnimmt, probten einige Eltern den Aufstand. Dabei ging es ihnen gar nicht um die steigende Schülerzahl, sondern um das schwindende Platzangebot. Um sämtliche Kinder im Schulhaus zu betreuen, mussten alle enger zusammenrücken. Und es kam schließlich das, was viele Eltern eigentlich strikt abgelehnt hatten: Mehrere Zimmer mussten doppelt belegt werden – vormittags als Unterrichtsraum, nachmittags als Hortzimmer.

Eltern, Hort und Schüler demonstrierten daraufhin mehrfach vor dem Stadtrat, damit dieses Raumkonzept – von der Stadt zunächst auf ein Schuljahr befristet – nicht zur Dauerlösung wird. Mit Erfolg: Das Rathaus sagte zu, ab dem Schuljahr 2017/18 Abhilfe zu schaffen. Nun war zwar das „Ob“ geklärt, aber noch nicht das „Wie“.

Rasch kristallisierte sich die Überlegung heraus, Container für die Hortkinder aufzustellen, um zusätzlichen Platz zu schaffen. Unklar aber blieb, welcher Standort der günstigste wäre, wie lange die Container stehenbleiben sollten und ob der Hort „Die Schlaufüchse“ gar seine Betreuungsplatzkapazität drosseln müsste. Mehrere Lösungen und mehrere inhaltlich voneinander abweichende Schreiben kursierten in der Schule und im Rathaus, ein von allen getragener Kompromiss schien bis vor Kurzem nicht in Sicht.

Doch wenige Tage vor der Stadtratssitzung am 13. Dezember einigten sich schließlich Schule, Hort, Elternvertreter und Stadt auf eine Lösung, und zwar auf eine gänzlich neue. Demnach wird der Hort „Die Schlaufüchse“ ab dem Schuljahr 2017/2018 vollständig aus der Diesterweg-Grundschule ausziehen. Die Einrichtung bekommt einige Hundert Meter weiter auf dem Grundstück der ehemaligen Haußner-Schule in Copitz ein neues Gebäude – und zwar mit der bisherigen Kapazität von 185 Hortplätzen. Diesen Vorschlag soll der Stadtrat nach dem Willen der Stadt am Dienstag absegnen, damit Pirna das Projekt bis zum Beginn des neuen Schuljahres planen, ausschreiben und realisieren kann.

Nach Aussage der Stadt soll das neue Hortgebäude auf der Wiese zwischen Schillerstraße und Wesenitzaue in Modulbauweise errichtet werden – das spart Zeit und Geld, kommt aber einem massiven Neubau ziemlich nahe. Ringsum ist ein großzügiges Außengelände mit Spielplatz geplant. Mit dem Neubau allein ist es aber nicht getan. Weil Hort und Schule dann nicht mehr in einem Gebäude sind, gilt es nun vor allem, das Prozedere auf den Wegen hin und her zu klären. Einige Elternvertreter äußerten bis zuletzt Bedenken, den Hort aus der Bildungsstätte auszulagern. Die Arbeitsgruppe aus Hort, Eltern, Schule und Stadt erarbeitet nun Vorschläge, wie die Schulwegsicherheit verbessert werden kann. So wird beispielsweise darüber nachgedacht, die Frühhort-Kinder bis zum Unterrichtsbeginn weiter in der Schule zu betreuen und vor allem die Erstklässer auf ihrem Weg zum Hort zu begleiten.

Eltern wollen mitreden

Sämtliche anderen Standortvarianten sind nach Aussage der Stadt inzwischen verworfen worden. Die jetzt gefundene Lösung bringt auch einen Vorteil bei der in den nächsten Jahren anstehenden Schulhaussanierung. Indem der Hort auszieht, hat die Bildungsstätte genügend Zimmer, um die Schüler während der Arbeiten im Haus je nach Bedarf umzulenken. Entlastung beim in den kommenden Jahren steigenden Hortplatzbedarf soll darüber hinaus die neue Kindertagesstätte an der Professor-Roßmäßler-Straße direkt neben der Schule bringen. Dort werden künftig 50 Hortplätze angeboten.

Für André Liebscher, der vor Monaten eine Petition gegen die Doppelnutzung von Klassenzimmern in der Diesterweg-Grundschule initiiert hatte, ist der Hort-Neubau letztendlich die einzig praktikable und nachhaltige Lösung. Nach seiner Aussage stimmte der Hortvorstand der Variante zu, stellte aber zugleich Bedingungen: Stadt und Hort schließen einen neuen Nutzungsvertrag über zehn Jahre ab, eine Arbeitsgruppe „Neubau Hortgebäude Schlaufüchse“ wirkt bei dem Projekt mit, und der Hort soll zum 8. August fertig sein. Laut Stadt ist dieser Termin zu halten, sofern am Dienstag der Ratsbeschluss für den Neubau fällt.

Eine bange Frage aber bleibt: Wie finanziert Pirna das Projekt? Laut Stadtverwaltung sind im Etat für 2017/18 bislang nur die Mietkosten für Container verankert – für 2017 rund 100 000 Euro, für 2018 rund 240 000 Euro. Der Modul-Neubau dürfte um ein Vielfaches teurer werden. Stadtrat Tim Lochner (MIT), der sich bei den Hort-Demos mit den Protestlern solidarisierte, rechnet mit mindestens drei Millionen Euro Baukosten, die im Haushalt verankert werden müssen. Inwieweit diese zusätzliche Belastung mit Fördermitteln reduziert werden kann, ist laut Lochner ungewiss.

Der Stadt liegen derzeit noch keine genauen Zahlen für die Neubau-Investition vor. Sie will zunächst den Grundsatzbeschluss des Rates abwarten. Fällt dieser positiv aus, will das Rathaus danach Zahlenmaterial vorlegen und darüber Anfang des kommenden Jahres abstimmen lassen.