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Schröder reumütig nach Schlägerei

Nach seiner Festnahme wegen Körperverletzung hat sich der NBA-Profi Dennis Schröder einsichtig gezeigt. Strafen drohen dem deutschen Star-Basketballer dennoch.

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© dpa

Miami/Köln. Auf Einzelheiten wollte Dennis Schröder nicht eingehen. „Jeder macht Fehler“, sagte der 24-Jährige beim ersten öffentlichen Auftritt Tage nach seiner Festnahme und gelobte Besserung. Trotz der Einsicht kamen die Handgreiflichkeiten des deutschen Basketballstars bei seinen Atlanta Hawks natürlich alles andere als gut an.

„Wir wären von jedem enttäuscht, der in solch eine Situation gerät“, sagte Mike Budenholzer der Tageszeitung Atlanta Journal-Constitution am Rande des ersten Vorbereitungsspiels für die neue NBA-Saison bei Miami Heat. Der Trainer lieferte keine Einzelheiten zum Vorfall, und auch Schröder schwieg zu den Details aus der Nacht, die für ihn Folgen haben könnte.

Die Vorwürfe sind nicht ohne. Laut Polizeireport soll der Braunschweiger am Freitag in den frühen Morgenstunden eine Person erst geschubst und dann gemeinsam mit seinen drei Begleitern geschlagen sowie getreten haben. Zur Auseinandersetzung kam es offenbar auf einem Parkplatz vor einer Shisha-Bar in seinem Wohnort Brookhaven. Die Polizei nahm Schröder wegen Körperverletzung mit, später wurde er gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt.

Da eine Überwachungskamera alles filmte, steckt Schröder in Schwierigkeiten. Und das weiß er. „Ich muss versuchen, daraus zu lernen und das Vertrauen meiner Teamkollegen zu verdienen“, sagte der Point Guard, verteidigte sich aber auch: „Ich bin seit vier Jahren hier. Ich kam mit 19 und glaube, dass ich mich in jedem Jahr weiterentwickelt habe.“

Abgeschlossen ist der Reifeprozess augenscheinlich nicht, schon in der vergangenen Saison gab es Probleme. Schröder kam zweimal zu spät, einmal bei der Rückkehr aus Europa, einmal vor der Abfahrt am Bus. Es gab damals Sanktionen von Budenholzer, jetzt sind Richter und Liga am Zug.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Spielmacher den NBA-Auftakt wegen einer Sperre verpasst. Das hieße, das Duell mit Dirk Nowitzki und den Dallas Mavericks am 18. Oktober fiele aus. Es wäre bitter für Schröder und auch bitter für die Hawks. Bei der 90:96-Niederlage in Miami war Schröder am Sonntag mit zwölf Punkten und fünf Assists in 21 Spielminuten Topscorer seines Teams.

General Manager Travis Schlenk, erst seit dem 1. Juni im Amt, wird seinem Schlüsselspieler jetzt ganz genau auf die Finger schauen. Budenholzer sowieso. Der Umgang mit dem Fehler sei „Teil des Reifungsprozesses. Ich denke, es ist eine Gelegenheit für ihn zu lernen. Er wird weiter wachsen.“

Schröder, dessen neuer Vierjahresvertrag über 70 Millionen Dollar zur kommenden Saison greift, blickt nach vorn: „Wir sind alle nur Menschen. Ich versuche, jeden Tag besser zu werden.“ Nach der Europameisterschaft in Tel Aviv und Istanbul, wo Schröder sportlich auf ganzer Linie überzeugt und sich auch abseits des Feldes vorbildlich verhalten hatte, ist der Zwischenfall im DeKalb County neues Futter für alle Kritiker. Es waren zuletzt ein paar weniger geworden.

Schröder tut gut daran, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Atlanta steht vor einer schwierigen Saison. Die Experten des TV-Senders ESPN stuften das Team unlängst auf dem letzten Platz im Osten ein. Der Aussetzer war gefundenes Fressen für die Internet-Gemeinde. „Die Hawks können niemanden schlagen, Dennis Schröder kann das schon“, machte sich ein User bei Twitter lustig. (sid)