Merken

Schreckenszenario auf den Gleisen

Ein Bus stößt in Hainichen einen Pkw an. Der prallt gegen eine Lok. Zum Glück ist das nur eine Übung des Katastrophenschutzes.

Teilen
Folgen

Von Andrea Funke

Sonnabendfrüh: In Hainichen erwacht langsam das geschäftige Leben. Menschen erledigen ihre Einkäufe. Plötzlich ertönen Sirenen, Feuerwehrautos mit Blaulicht eilen zum Bahnhof. An einem Bahnübergang hat ein Bus einen Pkw auf die Gleise gestoßen. Es kam zum Zusammenprall, eine Rangier-Diesellok ist ebenfalls ins Unfallgeschehen verwickelt.

Feuerwehrleute öffnen das völlig deformierte Auto. Fotos (2): Andrea Funke
Feuerwehrleute öffnen das völlig deformierte Auto. Fotos (2): Andrea Funke
Ein Notarzt stellt die erste Diagnose bei den Verletzten.
Ein Notarzt stellt die erste Diagnose bei den Verletzten.

Es ist „nur“ eine Katastrophenschutzübung, doch das Szenario wirkt echt. Die Freiwillige Feuerwehr Hainichen, der Rettungsdienst, Polizei und Deutsche Bahn proben den Ernstfall: viele Verletzte in Folge eines Bahnunfalls im Bereich des Hainichener Bahnhofs. „Jährlich wird mindestens einmal solch oder eine ähnliche Katastrophe geprobt. Dadurch soll die Arbeit intensiviert und das Zusammenwirken der verschiedenen Einsatzkräfte verbessert werden“, erklärt Jana Lützner, Leiterin des Referates Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz im Landratsamt.

Wehrleiter Ronald Winkler von der Ortswehr Cunnersdorf trifft mit seiner Truppe als Erster vor Ort ein und übernimmt die Einsatzleitung für die nachfolgenden Feuerwehren. „Ich verschaffe mir einen groben Überblick über die Lage und über die betroffenen Personen“, sagt der Wehrleiter und informiert die Führungsgruppe Sanitärbereich. Nun sind auch Notarzt und Rettungsdienst da. Inzwischen schreien und trommeln die Personen im Bus und der Bahn gegen die Scheiben. Hilferufe überall. Der Notarzt sichtet jeden Verletzten und jeder bekommt eine Karte mit roter, gelber oder grüner Markierung je nach Schwere seiner Verletzung. Danach richtet sich auch später der Abtransport in die Krankenhäuser.

Immer mehr Feuerwehren, DRK, Rettungswagen und die Polizei rollen am Unfallort an. Im Bus befinden sich etwa 20 Fahrgäste, teils mit schweren Verletzungen, dazu kommen 20 Personen in der Bahn und drei Pkw-Insassen.

Gegen 11 Uhr, als alle Verletzten in das Krankenhaus Mittweida gebracht sind, fasst der leitende Notarzt Erik Hauffe zusammen: „Wir haben sechs Schwer- und 30 Leichtverletzte sowie drei Tote. Ein dritter Notarzt musste angefordert werden. Die Aufstellung der Fahrzeuge war nicht optimal, darauf muss besser geachtet werden, und das Ausfüllen der Verletztenkarten klappte auch noch nicht richtig.“

Frederik Schönert liegt im Zug unter den Bänken. Er ist Mitglied der Feuerwehr Niederwiesa und spielt diesmal einen Fahrgast mit einem Beckenbruch. „Ich fand, dass alle sehr organisiert vorgingen. Man hat mich als querschnittsgelähmt eingestuft und mit einer roten Karte versehen. Unsere Feuerwehr macht auch öfter Übungen. Das ist wichtig, damit wir im Ernstfall richtig handeln.“

Bei Mandy Ogiermann von der Führungsgruppe kommen ständig aktuelle Informationen von den Einsatzgruppen und Patientendaten an. Sie leitet diese weiter an das Kreisauskunftsbüro. „Bürger erhalten dort Informationen über ihre Angehörigen, beispielsweise in welches Krankenhaus sie gebracht wurden.“ Für die Erstversorgung baut das DRK Zelte auf. Dort werden die Patienten für den Abtransport ins Krankenhaus vorbereitet. Die Feuerwehrleute befreien drei eingeklemmte Personen aus dem Pkw und transportieren die Verletzten aus Bus und Bahn mit Tragen in die Zelte. Auch etwa 20 Landes- und Bundespolizisten sind am Unfallort, koordinieren die Absperrung mit der Feuerwehr und beginnen mit ihrer kriminalistischen Arbeit. Bevor Jana Lützner ins Krankenhaus fährt, um sich dort über die ordnungsgemäße Einlieferung der Patienten zu informieren, zieht sie noch ein Resümee: „Es hat alles ziemlich gut geklappt. Eine detaillierte Auswertung aller beteiligten Einsatzkräfte folgt.“ (fp)