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Schrankenausfall bleibt Dorfgespräch

Auch anderthalb Wochen nach dem Vorfall sind Anwohner sauer auf die Deutsche Bahn. Sie hätten sich eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme gewünscht.

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© Klaus-Dieter Brüh

Von Jörg Richter

Zabeltitz. Die Störung am Bahnübergang in Zabeltitz ist behoben. Mehrere Tage gingen hier die Schranken nicht runter, wenn ein Zug kam. Auch, wenn Lokführer und Autofahrer gleichermaßen besonnen reagierten, ist den Zabeltitzern nicht wohl dabei, wenn sie die Bahnschranken passieren. Die Angst, dass sich der Vorfall wiederholen könnte, fährt mit.

Am vorletzten Wochenende fielen hier in Zabeltitz die Schranken aus und blieben oben.
Am vorletzten Wochenende fielen hier in Zabeltitz die Schranken aus und blieben oben. © privat

Auch in der benachbarten Gärtnerei Rühle können sich die Mitarbeiter noch lebhaft an das vorletzte Wochenende erinnern. Die Kunden, die während der Störung da waren, hätten verwundert gefragt: „Was ist denn hier los?“ Loks hätten laut gehupt, wenn sie sich dem Zabeltitzer Bahnübergang näherten. Autofahrer staunten nicht schlecht, als Züge trotz geöffneter Schranken in Schrittgeschwindigkeit ihren Weg kreuzten. Wann genau die Störung der Bahnschranken einsetzte, darüber will die Deutsche Bahn AG keine Auskunft geben. „Dieser Vorgang ist für uns erledigt“, heißt es aus der Pressestelle in Leipzig. Die Störung sei am darauf folgenden Montagmorgen behoben worden. Damit sei der Fall für die Bahn abgeschlossen.

Das gilt aber nicht für die Leute, die dort regelmäßig drüberfahren. Jens Roch aus dem benachbarten Görzig ist einer von ihnen. Er macht sich Sorgen, dass sich der Vorfall wiederholen könnte. Dass die Schranken nicht ordnungsgemäß funktionierten, hatte er erstmals am Freitagabend von Freunden aus Zabeltitz erfahren. Auch eine Nachbarin berichtete davon und zeigte sich sehr erschrocken. „Wir hätten uns gewünscht, dass die Bahn wenigstens ein 30km/h-Schild aufgestellt hätte“, sagt Roch.

Er verweist auf den Zwischenfall in Großenhain vor einem Monat, als ein Kipperfahrer am Bahnübergang Parkstraße eine Oberleitung abriss und eine Schranke beschädigte (die SZ berichtete). Dort hatte die Deutsche Bahn am Himmelfahrtswochenende sogar mehrere Wärter im Dreischichtsystem hinstellen lassen, um die Baustelle zu beaufsichtigen. Dagegen hatte die Bahn in Zabeltitz noch nicht mal Zeit, ein Schild aufzustellen, um auf die besondere Situation hinzuweisen.

Das ist aus Sicht des ehemaligen Lokführers Rainer Trojan aus Großenhain auch nicht notwendig. „Hält sich der Lokführer an die Vorschriften, kann nichts passieren“, sagt er. Im konkreten Fall Zabeltitz würde der Lokführer 1000 Meter vor dem Bahnübergang per Lichtsignal informiert, dass die Schranken nicht unten sind. Der Lokführer muss vor dem Bahnübergang anhalten und das Warnsignal bestätigen. Erledigt er diesen Vorgang nicht, bleibt der Zug durch ein Sicherheitssystem automatisch vor dem Übergang stehen.

Wenn sich der Lokführer überzeugt hat, dass sich keine Personen oder Fahrzeuge auf dem Übergang befinden, muss er mehrmals ein Achtungssignal (pfeifen/hupen) abgeben und kann dann in Schrittgeschwindigkeit in den Übergang einfahren. Hat er die Mitte erreicht, soll er wieder schneller fahren, um den Übergang möglichst rasch für den Straßenverkehr freizumachen.

Das bestätigte auch Holger Bernd, ebenfalls ein ehemaliger Lokführer aus Großenhain, als vor vier Jahren eine Bahnschranke in Glaubitz erstmals für Aufsehen sorgte. Zwischen Januar 2013 und April 2016 gingen immer wieder Augenzeugenberichte bei der Sächsischen Zeitung ein, dass die Schranken in Glaubitz trotz einer Zugdurchfahrt nicht schließen. Vor allem Familien mit Kindern haben seitdem Angst vor einem Unfall, schließlich stehen die Wohnhäuser nicht weit von den Schienen entfernt und es müssen auch viele Schulkinder die Übergänge passieren.

Über die Häufigkeit von Ausfällen in Sachsen gibt die Deutsche Bahn AG keine Auskunft. Dass offene Schranken jedoch keine Einzelfälle darstellen, bestätigen nicht nur ehemalige Lokführer, sondern auch SZ-Leser. So wurde auch bekannt, dass es am Bahnübergang zwischen Zeithain und Gohlis in unmittelbarer Nähe zum Kieswerk öfters Probleme mit der Technik gebe. „Manchmal schließt die Schranke gar nicht, oder sie öffnet sich nach dem ersten Zug gleich wieder, obwohl direkt im Anschluss ein zweiter kommt. Das habe ich selbst schon mehrfach beobachtet“, berichtet ein SZ-Leser.

Die Verkehrswacht Riesa-Großenhain befürwortet 30km/h-Schilder im Havariefall. Ohne solche zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen würde die Verantwortung auf den Kraftfahrer übertragen. „Das ist nicht richtig“, so die Verkehrswacht.