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Stromausfall legt Schranke lahm

In Großenhain bleibt eine wichtige Bahnschranke geschlossen – der Stau im morgendlichen Berufsverkehr ist erheblich.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Die Serie der Stromausfälle in der Stadt reißt nicht ab. Jetzt hatte eine Störung erneut weitreichende Folgen. An der Großraschützer Straße in Zschieschen kam es bereits am Donnerstagmittag um 13.30 Uhr zum Stromausfall. Die Enso stellte laut Anwohnern gegen 18 Uhr eine mobile Notstromversorgung für die angrenzenden 28 Haushalte auf. Das wäre nicht weiter aufgefallen, würde nicht auch der nahe Bahnübergang der Dresden-Cottbuser Bahnstrecke am Stromnetz hängen.

Die Bahnschranken blieben etwa bis zur Straßensperrung gegen 8 Uhr geschlossen, alle Fahrzeuge mussten umdrehen.
Die Bahnschranken blieben etwa bis zur Straßensperrung gegen 8 Uhr geschlossen, alle Fahrzeuge mussten umdrehen. © Kristin Richter

Weil er ebenfalls in der Zeit nicht versorgt werden konnte, schalteten zwar Batterien zu, die über einen Generator das Öffnen und Schließen der Schranken ermöglichen. Gegen 6.20 Uhr am Freitagmorgen sind die Batterien aber leer – die Schranken gehen nicht mehr auf. Da ist gerade morgendlicher Berufsverkehr an dieser eh schon sensiblen Stelle. Ein langer Stau bildet sich, bis die Fahrzeuge umdrehen und notgedrungen in die Einbahnstraße zurückfahren. „Wir haben der Polizei schon Bescheid gesagt“, so ein Enso-Mitarbeiter aufgeregt. Mit dem Auto des Elektrozentrums (EZG) stehen hier insgesamt fünf Fahrzeuge. Die Mitarbeiter suchen am Freitagmorgen fieberhaft nach der Ursache der Störung im Niederspannungsnetz.

Straße wird abgesperrt

Nun weiß auch die Stadt Bescheid und hat die Straßenmeisterei veranlasst, die Großraschützer Straße abzusperren und eine Umleitung über die Merschwitzer Straße einzurichten. Der eingesetzte Polizist wirkt überfordert. „Wir hoffen, dass die Leute das begreifen“, sagt er. Allerdings muss ein Teil der Straße für die Baufahrzeuge freigelassen werden. Mancher Privat-Pkw schlüpft deshalb trotzdem mit durch und macht dann eben wieder vor der geschlossenen Schranke kehrt.

8.20 Uhr treffen zwei Bahnmitarbeiter ein. „Wir müssen die Schranke entstören, um zu sehen, was hier los ist“, sagen sie und schleppen einen Generator aus dem Bahnhäuschen ins Freie. Zehn Minuten später geht die Schranke hoch. Jetzt kommt gerade ein Zug durch. Er fährt langsam, denn der Bahnübergang ist offen. Auch lautes Hupen des Zuges ist zu hören.

Weitere Bahnmitarbeiter kommen an, um das Einrichten einer ersatzweisen Übergangsversorgung mit Strom zu unterstützen. Beim Fahrtdienstleiter war die Sache durch das Aufstellen des Notstromers durch die Enso eigentlich schon abgehakt. Aber ausgereicht hat das eben nicht. Nun müssen die Bahnleute es allein hinkriegen. Gegenüber dem Mann von der Straßenmeisterei, der informiert werden will, wann er die Straßensperrung wieder wegräumen kann, lobt ein Bahnarbeiter die Großenhainer Polizei scherzhaft: „Wenn wir zu einer Störung kommen, sind die Sheriffs schon da.“

12.15 Uhr ist es geschafft: Die normale Stromversorgung läuft wieder. Die Enso hat mit einem Kabelmesswagen die Störung gefunden. „Der Fehler liegt im Bereich Brückenbau“, sagt Enso-Sprecherin Claudia Kuba der SZ. Eine Muffe zwischen zwei Kabeln war defekt. Sie lag etwa einen Meter tief in der Erde. Ob sie durch Bauarbeiten an der zukünftigen Brücke beschädigt wurde, müsse noch geklärt werden. „Von außen war der elektrische Schaden aber nicht sichtbar“, so Kuba. Deshalb komme die Muffe jetzt in ein Kabelmesslabor, um die Ursache der Störung herauszufinden.

Den Ausfall eines Bauteils als Ursache der Störung bestätigt auch die Deutsche Bahn. Bis 12 Uhr hätten Mitarbeiter der DB Netz AG die Störung „so weit beseitigen können, dass der Bahnübergang wieder funktioniert“, heißt es aus der Pressestelle. Die Stromversorgung werde mit einem Notstromaggregat sichergestellt.