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Schranke vorm Ärztehaus

Durch die Sperre soll das Parkchaos in Zukunft vermieden werden. Doch die neue Regelung sorgt auch für Verwirrung.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Man muss nicht lange am Parkplatz in der Borstraße 30 warten, um verdutzte Gesichter hinter den Windschutzscheiben der Autos zu sehen. Das Erste gehört zu einem Mann, der auf das Gelände des Ärztehauses medicum fahren will. Schwungvoll biegt er um die Kurve und muss abrupt bremsen. Denn eine Schranke versperrt die Einfahrt auf den Parkplatz. Er stutzt für ein paar Sekunden, drückt dann aber den Knopf am Automaten, zieht ein Parkticket, und die Schranke öffnet sich.

Verwunderung auch bei der nächsten Ankommenden. Die Frau will in alter Gewohnheit auf der Ostseite des Parkplatzes einbiegen. Doch das geht nicht mehr. Denn dort, wo früher die Einfahrt war, kann man jetzt nur noch vom Parkplatz herunterfahren. Für die Frau heißt es rückwärts rollen und an der Einfahrt weiter vorne ein Parkticket ziehen.

„Ich bin verwirrt“, sagt die Patientin beim Aussteigen. „Kann ich das Ticket jetzt beim Arzt entwerten lassen?“ Kann sie. Denn für Leute, die einen Termin im Ärztehaus haben oder dort einkaufen, etwa in der Apotheke, ist das Parken nach wie vor kostenlos. Doch es sollen eben nur noch diejenigen dort parken, die wirklich ins Ärztehaus müssen. Die Schranken wurden aufgestellt, weil zunehmend unberechtigte Nutzer auf dem Parkplatz standen, sagt Klaus Oschatz vom Verwaltungsbeirat des Ärztehauses. Ihm gehört das Sanitätshaus im Gebäude.

Immer wieder hätten sich Patienten und Kunden beschwert, weil sie keinen Platz für ihr Auto fanden. „Ins Ärztehaus kommen auch viele ältere Leute mit Gebrechen“, sagt Oschatz. „Sie brauchen unbedingt einen Parkplatz vor der Tür.“ Das Problem: Nur wenige Meter weiter steht das Elblandklinikum. Weil der Parkplatz vor dem Krankenhaus oft voll ist und außerdem seit Februar 2016 kostenpflichtig, wichen Besucher auf die Fläche vor dem Ärztehaus aus. Auch von der gegenüberliegenden Physiotherapie wurde der Parkplatz genutzt. Ansonsten gibt es in den engen Querstraßen kaum Möglichkeiten, das Auto abzustellen. „Wir haben die Situation lange beobachtet, konnten aber nichts daran ändern“, sagt Oschatz. Nach einigen Diskussionen habe man sich dann darauf verständigt, die Schranken aufzustellen. 40 000 Euro wurden in die Anlage investiert. Seit rund einer Woche stehen die rot-weißen Sperren nun. Der Vorteil ist auf den ersten Blick ersichtlich: Auf dem Parkplatz gibt es jetzt genügend freie Stellen. Patienten müssen nicht lange umherkurven, um eine Lücke zu finden. „Schon am ersten Tag, an dem die Schranke stand, war mehr Platz“, sagt der Sanitätshausbesitzer.

Zahlen muss von nun an trotzdem nicht jeder. „Im Prinzip ist das Parken kostenfrei, denn innerhalb von 20 Minuten kann man, ohne das Ticket entwerten zu müssen, auch wieder ausfahren“, erklärt Oschatz. Wie genau die neuen Parkregeln sind, können die Besucher auf Aushängen im Ärztehaus nachlesen. Dort steht auch, dass Besucher, die länger parken, ihr Ticket in den Praxen und Geschäften entwerten lassen können. Nur wer gar nichts im Haus zu erledigen hat, muss nach 20 Minuten zahlen. Fünf Euro werden fällig. Sie müssen passend in Münzen an der Ausfahrstation eingeworfen werden. Der Verwaltungsbeirat nennt das eine „Schadensersatzforderung“.

„Andere stellen eine Schranke auf, um abzukassieren“, sagt Oschatz. „Wir wollen mit der neuen Regelung aber kein Geld verdienen.“ Es ginge lediglich darum, den Parkplatz für Patienten und Kunden frei zu halten. Und warum ist die Einfahrt jetzt auf der anderen Seite? „Der Verkehrsstrom musste neu geregelt werden“, so Oschatz. Jetzt fahren die Autos im Uhrzeigersinn über den Parkplatz. Vorher habe es einige Blechschäden gegeben, weil die Fahrer beim Ein- und Ausparken aneinander gestoßen sind.