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Schoppen statt Shoppen

Im Verein Vinissima treffen sich Weinexpertinnen, deren einstiger Stamm-Tisch stand in der Küche.

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© Ronald Bonß

Von Nadja Laske

Mit Bier am Stammtisch zu sitzen hat seinen Reiz. Zumindest für Männer und Biertrinker. Wein am Küchentisch jedoch erschien sieben Frauen reizvoller. Vor 25 Jahren verabredeten sie sich bei einer von ihnen daheim und nahmen sich vor, beim Schoppen statt bei der Maß und vor allem unter sich zu bleiben. Seitdem treffen sie sich regelmäßig. Bundesweit gehören inzwischen rund 500 zu ihrem Kreis. Die passen natürlich nicht mehr um einen Küchentisch. Doch alle sind Frauen, und alle haben beruflich mit Wein zu tun.

Auch privat finden sie sich gern an Tischen zusammen, Zu Hause oder in einem Lokal, so wie jüngst Ines Fehrmann, Evelyn Brückner und Antje Wiedemann. Die drei sind Mitglieder des Vereins Vinissima, der auf jenen Küchentisch am südbadischen Kaiserstuhl zurückgeht. Zum Vereinsleben gehören Seminare über Recht, Marketing oder Sensorik, Verkostungen, Ausflüge in verschiedene Weinbaugebiete nicht nur in Deutschland, zu Messen und Tagungen. Und manchmal geht es einfach nur um einen kleinen Ausflug ins eigene Leben und das der befreundeten Frauen, die so viele Erfahrungen teilen – als Weinexpertinnen, als Frauen in einer sehr männlichen Branche und inzwischen auch als Mütter im Berufsleben.

In diesen Punkten passt Christiane Spieler perfekt zu dem Trio am Tisch. Sie ist Gast, Anwärterin auf einen Platz im Vereinsleben. Wer Mitglied werden möchte, muss dazu eingeladen werden. Fachlich bringt Christiane Spieler alles mit: Sie ist Kellermeisterin und Produktionsleiterin des Staatsweingutes Schloss Wackerbarth. „Von der Traube bis zum Wein bin ich für den gesamten Prozess zuständig“, sagt die 32-Jährige. Eine Million Flaschen füllen sie und ihr Team pro Jahr mit Wein und Sekt.

Im zwar kleineren Stil aber ebenso verantwortungsvoll sorgt Ines Fehrmann für volle Fässer und Flaschen. Nach ihrem Weinbaustudium und vielen Jahren in Württemberg hat sie vor vier Jahren dem Heimweh nach Sachsen nachgegeben. „Jetzt bin ich dabei, die Bewirtschaftung unseres Familien-Weinberges in Coswig zu übernehmen“, erzählt die 35-Jährige. Als Kind wollte sie auf einer Robbeninsel arbeiten. Doch der Wein war stärker.

So wie die Sehnsucht nach der Heimat, der auch Evelyn Brückner folgte. Als Sächsische Weinkönigin 2006 und deutsche Weinkönigin 2007 vertrat sie den hiesigen Wein in Deutschland und im Ausland. Später arbeitete sie in Württemberg und kam vor drei Jahren zurück nach Dresden. Jetzt ist die 33-Jährige Controllerin bei den Dresdner Verkehrsbetrieben, wo Wein gar nicht zum Tagesgeschäft gehört. „Aber ich moderiere weiterhin Weinveranstaltungen und arbeite auf Messen mit“, sagt sie, so wie vergangenes Wochenende auf der Baden-Württemberg Classics in Dresden.

Die vierte Frau am Tisch gehört in den Kreis der „Drei Herren“: Antje Wiedemann, führt, so sagt sie im Scherz, den Mann im Namen. Nach ihrem Jahr als Weinprinzessin träumte sie vom eigenen Weinberg. Seit elf Jahren gehört sie zum Weinbauerntrio des Radebeuler Gutes. Von der Rebe bis zum Verkauf ist sie für alles mitverantwortlich. „Ich liebe die Verbindung aus Handwerk und Ruhe in der Natur“, sagt die 37-Jährige. Die sucht sie wie ihre Vereinskolleginnen sogar im Urlaub, der sie oft in ferne Weinbaugebiete führt.

www.vinissima-ev.de