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Schon wieder Umzug

Was kann man Schülern und Lehrern des Berufsschulzentrums eigentlich zumuten? Sehr, sehr viel, lautet die Antwort in Dresden.

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Von Nora Domschke

Dresden-Gorbitz. Es gab Schulen, die so marode waren, dass während des Unterrichts Fenster aus den Rahmen fielen. Andere Gebäude musste die Bauaufsicht schließen. Und bei einer Schule ist die Elektrik so desolat, dass sogar Flammen aus den Steckdosen schlagen.

Nun schlägt Dresdens Schulbürgermeister Peter Lames (SPD) ein neues Kapitel mit dem Titel „Standort-Roulette“ auf. Zumindest befürchtet das Lars Kluger. Für den Schulleiter des Berufsschulzentrums (BSZ) für Wirtschaft „Franz Ludwig Gehe“, das auch viele Schüler aus Freital, Wilsdruff und Dippoldiswalde besuchen, wäre es der zweite, für viele seiner Kollegen der dritte Umzug. Dieses Mal soll es von Gorbitz nach Prohlis gehen. Vor einem halben Jahr erfuhr Kluger von diesem Plan. Lames und Schulverwaltungsamtsleiter Falk Schmidtgen besuchten den derzeitigen Standort des BSZ auf dem Leutewitzer Ring in Gorbitz. Im Gepäck die Idee, Klugers Schule vom Dresdner Westen in den Südosten zu verlegen. Die Lockmittel: Die Plattenbauschule in der Boxberger Straße wird komplett saniert. Außerdem soll in Prohlis ein Berufliches Gymnasium gegründet und an das BSZ angegliedert werden. Offen ist, ob Kultusministerium und Sächsische Bildungsagentur ein Berufliches Gymnasium an diesem Standort genehmigen. Immerhin gibt es dieses Angebot bereits am BSZ für Technik und Wirtschaft in Pirna. Auf SZ-Nachfrage will sich die Bildungsagentur dazu nicht äußern. Die knappe Antwort: Zunächst müsse das Schulverwaltungsamt prüfen, ob überhaupt ein neuer Standort gegründet werden soll. Ob das Gymnasium genehmigt werden würde, bleibt unbeantwortet. Ähnlich bedeckt hält man sich im Schulverwaltungsamt. Fragen zum Prohliser Standort könnten derzeit nicht beantwortet werden, weil der Entwurf des Schulnetzplanes im November zunächst in den Gremien besprochen wird. Auch hier bleiben konkrete Fragen, etwa, ob das Gebäude in der Boxberger Straße in Prohlis genug Platz für BSZ und Gymnasium bietet, offen.

Schulleiter hat es satt

Nach SZ-Informationen ist das nämlich offenbar ein Problem: In der Plattenbauschule in der Boxberger Straße stehen insgesamt 48 Räume zur Verfügung. Das BSZ für Wirschaft benötigt samt Beruflichem Gymnasium 58 Klassenzimmer. Es sind allerdings nicht nur die Platzverhältnisse, die Schulleiter Kluger skeptisch machen. Er ist wütend: „Ich habe es satt, Spielball anderer Interessen zu sein.“ Denn es wäre nicht der erste Standortwechsel. Vor zwei Jahren sind die 1 200 Schüler und 50 Lehrer von Tolkewitz nach Gorbitz umgezogen. Damals machten sie Platz für die Oberschule Weißig, deren Gebäude saniert wurde. Die Odyssee durch Dresdner Schulhäuser begann aber schon 2010. Da musste das BSZ den Stammsitz in der Bünaustraße in Löbtau für die 35. Grundschule räumen. Als bildungspolitische Sprecherin der CDU bezeichnete Stadträtin Heike Ahnert diese Taktik des Schulverwaltungsamtes als „Verschiebebahnhof“. Heike Ahnert macht sich seit Jahren dafür stark, dass in Prohlis ein allgemeinbildendes Gymnasium gegründet wird. Auf SZ-Nachfrage gibt das Schulverwaltungsamt keine Auskunft dazu, was mit dem Gorbitzer Standort nach dem Wegzug des BSZ passieren soll.

Für Kluger steht indes fest: Ein dritter Umzug wäre für seine Kollegen kaum zumutbar. „Ich habe das Gefühl, darüber macht sich niemand Gedanken.“ Dennoch sei er nach wie vor gesprächs- und kompromissbereit. Kluger hofft auf eine Lösung. Und zwar am Leutewitzer Ring. Zur Not würde er auch einen Umzug in Kauf nehmen – allerdings nur in einen sanierten Altbau im Dresdner Westen. Sollte sich Schulbürgermeister Lames mit seinem Vorschlag im Stadtrat durchsetzen, heißt es für das BSZ zum zweiten Mal: eine Sanierung während des laufenden Schulbetriebs – wie schon 2010 in Löbtau. 2018 sollen die Bauarbeiten im Gorbitzer Schulhaus starten. Wenn alles fertig ist, würde das BSZ nach Prohlis umziehen.