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Schon wieder ist der Strom weg

Erneut waren am Wochenende über 4000 Kunden stundenlang ohne Strom – mit Folgen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von B. Ulbricht und K.-D. Brühl

Großenhain. Sonnabend um halb drei: IIm Großenhainer Lidl-Markt sind zahlreiche Kunden unterwegs, der Betrieb läuft normal. Und dann plötzlich Stromausfall – nichts geht mehr. Denn es sind ja nicht nur Beleuchtung und Kühltruhen, die den Dienst versagen, nein, auch das gesamte computergesteuerte Kassensystem, die automatischen Eingangstüren, die Pfandrückgabe-Automaten stehen still. „Unsere stellvertretende Marktleiterin Christine Horn hat das mit dem Team sehr gut bewältigt, denn sie musste ja auch die Kunden aus dem Markt „herauskomplimentieren“ und die Filiale schließen“, sagt Verkaufsleiter Ralf Steiding, der für mehrere Lidl-Filialen in der Region zuständig ist. „Aber die Kunden waren sehr verständnisvoll, dafür auch ein herzliches Dankeschön!“

Gegen 24 Uhr erst kam der Strom zurück, solange blieb auch der Markt in Großenhain besetzt. Ein zu langer Zeitraum, um alle Kühlware frisch zu halten. „Ja, wir haben auch Waren vernichten müssen“, sagt Verkaufsleiter Steiding, „aber zurzeit werden die Regale wieder aufgefüllt“. Im Eingangsbereich gibt ein großer roter Zettel darüber Auskunft, dass noch mit Einschränkungen zu rechnen ist. Die Stromausfälle häufen sich in und um Großenhain.

Die Bürger sind genervt. Wieder hatten über 4000 Kunden am Wochenende lange keinen Strom. Manche über zehn Stunden. Die Kommentare im Facebook sind entsprechend bissig, denn wieder hat es ganze Telefonanlagen ausgeschert, Parkschranken blieben unten, Lebensmittel sind aufgetaut, Kleinkinder bekamen kein warmes Essen. Das Netz ist voll solcher Schilderungen. – Für die Enso Netz wurde Großenhain damit erneut zur Krisengebiet. Über 30 Mitarbeiter vertraglich gebundener Firmen waren unterwegs, um bis Sonntagmorgen etwa 6 Uhr zwei Kabel zu reparieren, die fast zeitgleich vom Blitz getroffen wurden – einmal zwischen der Rehaklinik und dem Pflegeheim und zum anderen zwischen Theodor-Neubauer-Straße und Heimweg.

Weil das dritte Kabel gerade in einer Routinereparatur war, konnte auch nicht umgeschaltet werden, erklärt Enso-Sprecherin Claudia Kuba. Daraufhin musste die Enso die bislang größte Notstromversorgung auf den Weg bringen, die es in Großenhain bisher gab. Von den Stadtwerken Meißen wurde ein 500-kVA-Notstromer geholt (20.30 Uhr), aus Bautzen (22.15 Uhr) und aus Kesselsdorf (23.14 Uhr). Um 23.50 Uhr wurde auf der Hohe Straße sogar noch ein weiteres kleineres Stromaggregat aufgebaut. „Die Transporte haben gedauert“, erzählt Claudia Kuba. Das Umschalten am Sonntagvormittag nach der Reparatur habe dann anstandslos funktioniert.

„Für die Kunden fühlte sich das zwar wie am 12. Juni an, als auch über 4000 Kunden betroffen waren, aber die Ursache war eine ganz andere“, so Kuba. Mitte Juni waren fast sämtliche Ortsteile betroffen. Der Stromausfall zog sich nahezu flächendeckend durch Großenhain und reichte bis nach Schönborn, Adelsdorf und Brößnitz. Dort hängt das Kieswerk an der Großenhainer Hauptleitung.

Die Enso Netz AG baute daraufhin in Skassa eine komplett neue Verteilerstation auf. Ursache war hier aber nicht der Blitzeinschlag, sondern technische Defekte, die für einen fortlaufenden Überspannungsschaden sorgten. Rund 3000 Kunden in Großenhain und Umgebung standen am 20. Juli 2014 Stunden ohne Strom da. Ursache war das ungewöhnliche und nahezu gleichzeitige Aufeinandertreffen von vier Störungen im Mittelspannungsnetz der Enso.

Dabei handelte es sich um drei Fehler an Strom-Erdkabeln sowie einen Defekt in einer Umspannstation in Kleinthiemig. Einen weiteren größeren Stromausfall hatte es im Dezember 2016 in Tauscha, Würschnitz und Kleinnaundorf gegeben. Rund 2800 Kunden waren hier weg vom Netz. Ursache: An der alten Försterei in Würschnitz war ein großer Ast auf die Mittelspannungsleitung gestürzt.