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Schönste Wiese gesucht

Simone Fröde aus Ulbersdorf nimmt erstmals am Wettbewerb teil. Vielleicht kann sie die Jury überzeugen.

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© Marko Förster

Von Anja Weber

Sächsische Schweiz. Die Männer von der Wiesenjury sind ein eingespieltes Team. Seit 14 Jahren sind sie unterwegs, um auf ausgewählten Wiesen in der sächsisch-böhmischen Schweiz Blumen, Pflanzen und Kräuter aufzulisten und zu zählen. Die schönsten und artenreichsten Flächen werden zum Bergwiesenwettbewerb ausgezeichnet.

Auch in diesem Jahr gab es wieder einige Kandidaten, deren Wiesen derzeit begutachtet werden. In diesen Tagen sind Matthias Roitzsch vom Landschaftspflegeverband, Holm Riebe von der Nationalparkverwaltung und ihre tschechischen Kollegen Petr Bauer von der Nationalparkverwaltung Böhmische Schweiz und Petr Bouska vom Nationalparkzentrum Bad Schandau wieder unterwegs.

Eine Station führte sie in den Hohnsteiner Ortsteil Ulbersdorf auf die Wiese von Simone Fröde. Sie betreibt einen Landwirtschaftsbetrieb, wozu auch Wiesen und Äcker gehören. Ausgewählt wurde die Fläche, weil sie dank Weidebewirtschaftung als Kulturlandschaft erhalten bleibt, so wie in uralten Zeiten. Und das sei heute eher selten, berichtet Holm Riebe. Das liegt unter anderem auch daran, dass der Viehbestand in den Dörfern früher viel höher war. In Ulbersdorf könnten es um das Jahr 1880 an die 400 Rinder und auch reichlich Pferde gewesen sein. Die wollten natürlich auch was zu fressen haben.

Inzwischen sei die Tendenz so, dass immer mehr solcher Wiesen zuwuchern, weil sie als Futterreservoir nicht mehr benötigt werden. Die Landwirtschaft habe jetzt einen ganz anderen Stellenwert als früher. Die Tierhaltung gehe weiter zurück. Die Kulturlandschaft verändert sich, weil die Wiesen kaum noch beweidet werden.

Deshalb habe man bewusst die Wiese von Simone Fröde ausgesucht, um an deren Beispiel zu zeigen, wie solche Wiesen erhalten werden können, sagt Matthias Roitzsch. Die etwa 20 Rinder und Kälber von Simone Fröde weiden die Wiesen ab, schaffen damit wieder Platz für neue Gräser. Nicht zuletzt sorgen sie für die Belüftung des Bodens. An die 40 verschiedene Arten von Pflanzen und Gräsern hat Holm Riebe auf der Wiese gefunden. So viele müssen es im Schnitt auch sein, um am Wettbewerb teilnehmen zu können. Wiesen mit bäuerlicher Bewirtschaftung sind die beste Variante, um unsere Kulturlandschaft zu pflegen und für die Nachwelt zu erhalten, sagt Roitzsch. Gerade die Wiesen im Kirnitzschtal und auch im Sebnitztal wuchern immer weiter zu. Matthias Roitzsch unterstützt mit dem Landschaftspflegeverband Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zwar ein Projekt, bei dem die Wiesen im Sebnitztal gemäht werden. Doch auch das scheint ein Kampf gegen Windmühlenflügel zu sein. Und die Erfahrung der Experten zeigt, dass Wiesen, die einmal zugewuchert sind, nur schwer wieder freigelegt werden können. Doch gerade der Erhalt dieser Kulturlandschaft ist Sinn des Bergwiesenwettbewerbs.

Das Bergwiesen-Fest findet am 17. September unterhalb des Liliensteins statt. Dann wird sich zeigen, ob Simone Fröde die Jury überzeugen konnte. Sie stellt sich der Konkurrenz aus Krumhermsdorf, Hinterhermsdorf, aus Decin, Prysk und Stara Oleska in der Böhmischen Schweiz.