Merken

Schönheitskur für eine Greisin

Seit Jahren hat die historische Elstraer Orgel ein musikalisches Manko. Nun wird sie saniert – dank engagierter Förderer.

Teilen
Folgen
NEU!
© Matthias Schumann

Von Manuela Reuß

Stück für Stück wandert das historisch wertvolle Instrument in die Werkstatt. Seit Montag zerlegen Restauratoren der Dresdner Orgelbaufirma Jehmlich die Orgel in ihre Bestandteile. „Für uns ist das alles aufregend hoch drei“, erklärt Sabine Göpfert vom Freundeskreis Strohbachorgel.

Kein Wunder. Seit vier Jahren sammeln die Orgelfreunde Spenden für die Restaurierung. Etwa 260 000 Euro kostet es, die historisch wertvolle Orgel so reparieren zu lassen, dass der Klang dem Original möglichst nahekommt. Wahrlich kein Pappenstiel. Rund 96.000 Euro hat der Förderkreis inzwischen zusammen. Dazu einen Fördermittelbescheid über rund 40.000 Euro in der Tasche. Genug, um die Orgelsanierung zu beginnen.

Gestern ließen sich die Restauratoren beim Auseinandernehmen der Orgel ein wenig über die Schulter schauen. Der Großteil der 1.107 Pfeifen war da schon ausgebaut. Um die 150 bis 200 davon sind noch von Strohbach angefertigte Originalpfeifen, erklärt Orgelbauexperte Ralf Jehmlich. Außerdem sind sechs der insgesamt 19 Register aus der Erbauerzeit erhalten. Der Geschäftsführer der gleichnamigen Dresdner Orgelbaufirma hofft, dass sich damit die ursprüngliche Stimmtonhöhe und Temporierung feststellen lassen. „Zunächst wird alles bei uns in der Werkstatt gesichtet. Originalteile restaurieren wir, die restlichen Dinge fertigen wir neu an.“

Für die Dresdner Orgelbauer ist jede Restaurierung eine äußerst spannende Geschichte, verrät Ralf Jehmlich. Was findet sich noch an Hinweisen auf den Erbauer? Gerade bei der Elstraer Orgel gibt es in der Hinsicht noch viele weiße Flecken. Denn „über Strohbach selber ist relativ wenig bekannt“. Fakt ist: Die Elstraer Orgel ist uralt und einzigartig. Denn das prächtige, 1755 vom Elstraer Haynmühlen-Müller Abraham Strohbach erbaute Instrument ist das einzige, welches noch weitgehend im Original erhalten ist. Deshalb engagieren sich die zehn Männer und Frauen des Freundeskreises auch so unermüdlich für den Erhalt des historischen Kleinodes. Es gebe noch zwei Strohbachorgeln in der Region – eine beispielsweise in Putzkau. Doch bei denen sei lediglich noch das Gehäuse vorhanden, im Inneren stecke keine Strohbach-Orgel. „Für Elstra ist das ein Alleinstellungsmerkmal“, so der Orgelbauexperte.

Wenn alles optimal läuft, könnte die sanierte Orgel zum Reformationstag 2015 wieder an ihrer alten Stelle stehen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn das barocke Instrument soll auf der Empore rund 60 Zentimeter nach vorn rutschen. Dahin, wo es bereits früher schon stand. Das sei für den ursprünglichen Klang unabdingbar. „Je weiter hinten das Instrument steht, umso mehr verschlechtert sich der Direktschall“, erklärt Ralf Jehmlich. Außerdem sei die Orgel „sehr stark eingekästelt“. Nach der Restaurierung soll sie wieder ein freistehendes Instrument sein.

Pfarrer Friedrich Prüfer sieht den Reformationstag 2015 als ambitioniertes Ziel. In der Firma Jehmlich haben die Elstraer dabei einen Partner, der mitzieht. „Wir versuchen, uns das Zeitfenster frei zu halten“, verspricht Ralf Jehmlich. Schließlich wolle er ein angefangenes Projekt auch zeitnah zu Ende führen.

Auch Kirchenmusikdirektor Professor Matthias Eisenberg freut sich, dass die Elstraer Barock-Orgel, auf der er schon als Kind spielte, nun endlich generalüberholt wird. „Bisher klang sie nach allem Möglichen, aber nicht nach Barock.“ Der bekannte Organist hofft, dass nach der Sanierung Optik und Klang endlich zusammenpassen. „Wenn etwas schön aussieht, dann soll es auch schön klingen.“