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Schönheitskur für ein Hallenhaus

Drei Eigentümer sanieren das Eckgebäude Peter-/Rosenstraße in Görlitz. Auch nebenan ist eine komplette Häuserzeile eingerüstet. Dort tut sich ebenfalls etwas.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Nichts Halbes und nichts Ganzes. Das war das Eckhaus Peterstraße 3 etwa 20 Jahre lang. Die Fassade in den 1970er oder 1980er Jahren mal saniert, inzwischen nicht mehr schön, aber auch nicht so richtig hässlich. Und innen zum Teil ganz hübsch saniert, zum Teil aber auch ein bisschen heruntergewirtschaftet.

In den Parterre-Räumen existieren ungewöhnliche Einbauten. Hier könnte demnächst eine Studenten-WG einziehen.
In den Parterre-Räumen existieren ungewöhnliche Einbauten. Hier könnte demnächst eine Studenten-WG einziehen. © nikolaischmidt.de
Die Haushalle ist frisch gestrichen. Die Tür soll in Zukunft tagsüber für interessierte Touristen (und Görlitzer) offen stehen.
Die Haushalle ist frisch gestrichen. Die Tür soll in Zukunft tagsüber für interessierte Touristen (und Görlitzer) offen stehen. © nikolaischmidt.de
In der Halle weist ein Schriftzug darauf hin, dass in dem Haus vor fast 500 Jahren Adam Puschmann geboren wurde.
In der Halle weist ein Schriftzug darauf hin, dass in dem Haus vor fast 500 Jahren Adam Puschmann geboren wurde. © nikolaischmidt.de

„Vor etwa sieben bis zehn Jahren gab es einen Eigentümerwechsel“, sagt Lutz Kühne. Er muss es wissen: Mit seiner Werbeagentur „Die Partner“ ist er seit über 20 Jahren in dem Gebäude ansässig, kennt sich hier aus wie kaum ein anderer. Seit dem Wechsel gehört das Gebäude – genau wie das Nachbarhaus Rosenstraße 6 – einer dreiköpfigen Eigentümergemeinschaft, die nicht öffentlich genannt werden will. Voriges Jahr hat sie sich dazu durchgerungen, richtig viel Geld in die beiden Häuser zu stecken. Sie saniert die Straßenfassaden und die Innenräume, die leer stehen – also vor allem das Parterre des Eckhauses. Alles zusammen wird etwa 100 000 Euro kosten.

„Die Fassaden wurden Anfang Oktober eingerüstet und sollten eigentlich längst fertig sein“, weiß Kühne. Allerdings spielte einerseits das Wetter nicht mit, andererseits waren die Schäden größer als gedacht. „Richtig dicke Risse sind bei der DDR-Sanierung einfach mit Zementputz abgedeckt worden“, sagt er. Das haben die Arbeiter jetzt alles abgeklopft, mit Metall fixiert und neu verputzt. Kühne hofft, dass die Temperaturen nun endlich steigen, damit die Arbeiten weitergehen können und die Fassade beider Häuser spätestens im Mai abgerüstet werden kann, möglichst aber eher.

Innen wollen die Eigentümer im April fertig werden. Die Haushalle strahlt bereits in frischem Weiß. „Es ist ja eines der Hallenhäuser, mit denen sich Görlitz für das Weltkulturerbe bewirbt“, sagt Kühne stolz. Auch diese Bewerbung sei für die Eigentümer ein Grund gewesen, das Haus jetzt weiter zu sanieren. Die Haushalle soll künftig zumindest tagsüber für jedermann zugänglich sein, auch für Stadtführer mit Touristengruppen. Stromzähler, Fahrräder und Kinderwagen, die bisher das Bild prägten, wandern in einen Nebenraum.

Hinter der Halle schließen sich diverse Nebenräume an. Der frühere Mieter, ein Antiquar, hat sowohl die Halle als auch die Räume dahinter genutzt. Doch seit anderthalb oder zwei Jahren steht alles leer. Jetzt entsteht in den hinteren Räumen eine große Wohnung mit 125 bis 130 Quadratmetern. „Am Besten würde sie sich für eine Studenten-WG mit drei Leuten eignen“, sagt Kühne. Etwa vier Euro Kaltmiete pro Quadratmeter haben die Eigentümer angedacht. In den Räumen existieren zahlreiche Einbauten des früheren Mieters: „Vieles ließe sich bestimmt wieder verwenden, zum Beispiel für Hochbetten“, sagt er.

Auf jeden Fall würde er sich wünschen, dass weitere junge Leute ins Haus kommen. Auf den anderen Etagen sei das schon ganz gut gelungen. Zuletzt gab es mehrere Mieterwechsel in diese Richtung. Die letzte freie Wohnung in der oberen Etage füllt sich ab April, ebenfalls mit jungen Leuten. „Die Partner“ behalten ihre Agentur-Räume im ersten Stock, dort ändert sich nichts. Kühne selbst hat inzwischen angefangen, ein bisschen zur Historie des Hauses zu forschen, in dem einst Ratsherren tagten. „Dass sie bis spät in die Nacht beschäftigt waren, könnte daran gelegen haben, dass die Rosenstraße nebenan zum Rotlicht-Milieu gehörte“, sagt er schmunzelnd.

Apropos nebenan: An die zwei Gebäude schließen sich die Ruinen der Rosenstraße 4 und 5 an. Beide gehören Georg Rittmannsperger, der in der Nachbarschaft schon viele Häuser saniert hat. Jetzt hat Rittmannsperger auch diese beiden eingerüstet, sodass nicht nur Kühne hofft, dass auch sie bald saniert werden. Gegenüber der SZ hüllt sich Rittmannsperger jedoch zu seinen Plänen in Schweigen.