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Schönfeld ganz festlich

Mit 73 Bildern soll der Festumzug zur 800-Jahrfeier seinen Vorgänger vor 50 Jahren in jeder Hinsicht übertreffen.

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© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Schönfeld. Was haben Schönfelds Namenspatron Tammo de Sconevelt, Kammerherr Carl Friedrich von Erdmannsdorf und Kaiser Napoleons Besatzungssoldaten gemeinsam? Sie werden für den Festumzug zur 800-Jahrfeier von der Heidrun Tennert eingekleidet. Die Kostümverleiherin aus Ebersbach freut sich schon auf den 4. September. Auch, weil sie selbst im historischen Gewand dabei sein wird.

„Wir gestalten ein Bild der Vermählung von Erdmannsdorfs mit Charlotte Sophia von der Sahla“, erzählt sie. „Das Paar in einer weißen Kutsche und rundherum eine gut gelaunte Hochzeitsgesellschaft.“ Der sächsische Kammerherr habe zwar im Februar 1765 geheiratet, aber für den Umzug nehme man sich die Freiheit, eine rauschende Sommerhochzeit darzustellen. Die von Sahlas waren über mehrere Generationen im Besitz von den Rittergütern Schönfeld und Zschorna.

Heidrun Tennert kann aus einem Fundus von mehr als 1500 Kostümen auswählen. Für ein Umzugs-Bild von der Schönfelder Geburtsstation wird sie beispielsweise die damals typische Schwesterntracht zur Verfügung stellen. Auch die Kleidung der armen Landbevölkerung oder der Schlossbediensteten hat sie in ihrer Sammlung. „Mein Mann stammt ja aus Schönfeld, deshalb hängt unser Herz so an der Sache“, erklärt die Ebersbacherin. Die Ausstattung des Festumzugs sei eher Hobby und Passion; um große Gewinne gehe es ihr dabei nicht.

Die ältere Historie wird eine bedeutende Rolle spielen in dem auf 73 Bilder konzipierten Zug durch die Ortschaft. Das ist einer der Unterschiede zur 750-Jahrfeier, die in tiefster DDR-Zeit stattfand und bei der statt auf Adelsfamilien Wert auf die Errungenschaften des Sozialismus gelegt wurde. Die jüngere Geschichte wird im September aber ebenfalls stark vertreten sein; zum Beispiel die Maschinen- und Traktorenstation, die jahrzehntelang die umliegenden Agrarbetriebe mit Technik und Reparaturleistungen versorgte. Der Schönfelder Festumzug wird in drei große Abschnitte gegliedert sein. Am Anfang stehen die Bilder aus früheren Jahrhunderten wie etwa die Adelshochzeit, eine Jagdgesellschaft Augusts des Starken oder ein Haufen schwedischer Landsknechte aus dem Dreißigjährigen Krieg. Dann folgen die Vereine und schließlich die Gewerbetreibenden aus dem Ort. Einige davon können auf eine lange Firmengeschichte zurückblicken, wie etwa der Fahrzeugbau Bauer, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1772 zurückreichen.

Damit sich alle Teilnehmer von ihren Stellplätzen an der Straße der MTS vernünftig in den Zug einreihen können, hat Cheforganisator Frank Steinborn für jedes Bild eine Startnummer vergeben. Das soll dabei helfen, die vielen Wagen, Zugmaschinen und Pferdefuhrwerke zu sortieren. „Wir haben zu Beginn mit 60 Bildern gerechnet“, sagt Steinborn. „Jetzt sind es 73, und das Ende der Fahnenstange ist erreicht.“ Nahezu jeder Verein und jede kommunale Einrichtung aus dem Ort habe darauf gebrannt, sich beim Festumzug zu präsentieren. Auch die Nachbarn aus Lampertswalde werden mit zwei Bildern vertreten sein. „Unser Eisenbahn-Haltepunkt war ja ursprünglich der Bahnhof von Schönfeld“, erklärt Bürgermeister Wolfgang Hoffmann. Baron von Burgk sei sogar Miteigentümer der Bahngesellschaft gewesen, die die Strecke betrieb.

Bis auf einige wenige Musikveranstaltungen im Festzelt sollen bei der Schönfelder 800-Jahrfeier keine Eintrittsgelder erhoben werden. Das Fest wird im Wesentlichen mit Spenden- und Sponsorengeldern bezahlt. Gerade sind die Gedenkmünzen aus sogenanntem Böttger-Steinzeug fertig geworden, deren Verkauf ebenfalls zur Finanzierung beitragen soll.

„Unabhängig davon freuen wir uns natürlich über jede Spende, die bis zum Festbeginn noch eintrifft“, sagt Bürgermeister Hans-Joachim Weigel. Vielleicht könne er ja noch den Bundesinnenminister überzeugen, die Kosten für die Sperrung der Bundesstraße zu übernehmen. Das seien immerhin 1700 Euro, die nicht erforderlich wären, wenn Schönfeld seine seit Jahrzehnten geforderte Ortsumfahrung schon bekommen hätte.