Merken

Schöne Bescherung fürs Kinderheim

Kosmetikerin Grit Weber hat für das Awo Kinder- und Jugendhaus in Neustadt Geld gesammelt. Das wird gleich angelegt.

Teilen
Folgen
NEU!
© Kristin Richter

Von Katarina Gust

Neustadt. Auf diesen Besuch war Birgit Ebert so gar nicht vorbereitet. Die Leiterin des Awo Kinder- und Jugendhauses im Neustädter Wohngebiet weiß noch genau, als es plötzlich am Tor klingelte. Es ist die erste Begegnung zwischen ihr und Grit Weber. Eine, die nicht ohne Folgen bleiben sollte. Denn die Neustädter Kosmetikerin und Podologin, der „Mery Lu’s Schönheitsstudio“ gehört, hatte eine Überraschung im Gepäck. Einen Spendenscheck in Höhe von 350 Euro. Anlässlich ihres 25-jährigen Firmenjubiläums hatte die Unternehmerin eine Tombola veranstaltet, um Geld für einen karitativen Zweck zu sammeln – für das Neustädter Kinderheim. „Viele meiner Kunden kannten das Kinder- und Jugendhaus noch gar nicht“, erzählt die 46-Jährige. Und auch Grit Weber selbst war überrascht, wie viele Kinder und Jugendliche hier betreut werden. Insgesamt 21 Bewohner leben in dem Komplex an der Heinrich-Heine-Straße am Rande des Wohngebietes. Das jüngste Kind ist gerade einmal acht. Nur die wenigsten sind tatsächlich Waisen. Die meisten Kinder haben eine Familie, leben allerdings nicht bei ihr. Die Arbeiterwohlfahrt als Träger hilft ihnen in dieser besonderen Lebenslage. Das Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen wieder in die Familie zu integrieren oder sie auf das Leben in der eigenen Wohnung vorzubereiten. „Wir freuen uns riesig über die finanzielle Unterstützung“, sagt Leiterin Birgit Ebert. Überraschungen wie diese gäbe es normalerweise nur in der Weihnachtszeit. Jetzt, außerhalb der Feiertage, das sei etwas Besonderes. „Wir sind für jede Hilfe dankbar“, erzählt Birgit Ebert.

Mehr Gemütlichkeit im Heim

Sie weiß bereits, wie die 350 Euro eingesetzt werden sollen. Ein Teil soll Flüchtlingskindern zugutekommen. Sechs dieser sogenannten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge werden aktuell im Kinderheim betreut. Vier von ihnen sollen in eine Wohnung ziehen. Deren Renovierung ist gerade abgeschlossen. Das restliche Geld soll im eigentlichen Kinderheim verwendet werden. Erst kürzlich wurde eine neue Couch gekauft. Kissen und Decken sollen nun den Wohnbereich noch gemütlicher machen. „Damit sich die Kinder bei uns wirklich geborgen fühlen können“, sagt Birgit Ebert. Das ist ihr wichtig. Denn jedes der Kinder hat bereits viel durchgemacht, von Vernachlässigung bis hin zu häuslicher Gewalt. Gerade für die Jüngeren ist sie deshalb wie eine Ersatzmama. Die erste Ansprechpartnerin und Vertrauensperson.

Auch für die Flüchtlingskinder. „Die Kommunikation funktionierte anfangs nur mit Händen und Füßen“, erinnert sie sich. Inzwischen könnten einige gut Deutsch sprechen. Sie beginnen über ihre Vergangenheit zu reden, über ihre Flucht allein nach Europa und Deutschland. „Ein Junge hat ein Massaker an seiner Schule miterlebt“, erzählt Birgit Ebert. Eine Gruppe bewaffneter Talibankämpfer sei in eine Klasse gestürmt und hätte mehrere Kinder erschossen. Einfach so. „Weil sie gegen Bildung für Kinder sind“, sagt die Kinderheimleiterin. Sie setzt sich nun dafür ein, dass die Flüchtlingskinder schnellstmöglich in Schulen mit sogenannten DaZ-Klassen aufgenommen werden. Deutsch als Zweitsprache heißt dieses Fach, das unter anderem an der Julius-Mißbach-Grundschule und der Friedrich-Schiller-Oberschule in Neustadt unterrichtet wird. Unternehmerin Grit Weber gehen diese Geschichten nah. „Meine Geld ist bei Ihnen genau richtig aufgehoben“, sagt sie und überreicht Birgit Ebert den Spendenscheck.

Grit Weber ist es wichtig, etwas von ihrem Erfolg an andere weiter zu geben. Sie selbst hat sich diesen hart erarbeitet. Als 21-Jährige wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit. Den ersten Salon eröffnete sie 1991 an der Langen Gasse in Neustadt. Zwei Jahre später zog sie an die Götzinger Straße um, 2001 schließlich in die jetzigen Räume an der Bahnhofstraße. Sieben Mitarbeiter zählen heute zu ihren Mitarbeitern. Neben Kosmetik und Fußpflege gehört die Podologie, die Fuß-Heilkunde, inzwischen zum Schwerpunkt der Arbeit. Bei Behandlungen in Pflegeheimen oder im betreuten Wohnen hat Grit Weber nicht selten mit schwer kranken Menschen zu tun. Ein Thema, das viele mit ihrem Beruf als Kosmetikerin nicht verbinden würden. Die Ausbildung zur Podologin hat sie 2002 abgeschlossen – „nebenbei“, wie die zweifache Mutter schmunzelnd sagt. Nicht nur deshalb will sie sich auch für andere Kinder einsetzen.