Merken

Schöne Aussicht im Abseits

Die Lage der Terrasse im Kurort Rathen ist herrlich. Trotzdem bleiben die Gäste aus. Gastronomin Cornelia Gittelt vermutet Sabotage.

Teilen
Folgen
NEU!
© Dirk Zschiedrich

Von Gunnar Klehm

Cornelia Gittelt ist verzweifelt. Die wirtschaftliche Lage ihrer Gaststätte Margaretenhöhe an der Straße Waltersdorfer Berg ist dramatisch. Ob sie die nächste Saison noch einmal angeht, weiß sie nicht. Es ist ja nicht mal sicher, ob sie diese Saison übersteht, sagt die 50-Jährige. Sie hatte sogar schon überlegt, ob die Kochprofis mit ihrer Fernsehsendung weiterhelfen könnten. Doch es liegt ja nicht an ihrer Hausmannskost, dass die Gäste ausbleiben, da ist sich Cornelia Gittelt sicher. „Da kamen noch keine Beschwerden“, sagt sie.

Die selbstständige Gastronomin hat einen anderen Grund für die Misere ausgemacht. Sie werde bei ihren Werbemaßnahmen behindert, ja regelrecht sabotiert. Diese krasse Aussage verwundert auf den ersten Blick. Direkt am Aufgang zur Margarethenhöhe stehen ein Dutzend Schilder und Aufsteller, die auf das Haus verweisen. Im Kurort selbst stehen sechs weitere, unter anderem vorm Gemeindeamt, am Abzweig des Wanderwegs zum Gamrig und an der Straße Zum Grünbach. Dort können die Passanten auf einem großen Schild sehen, welch ein Panorama sich den Gästen auf ihrer Terrasse bietet. Über Wiesen geht ein unverbauter Blick auf Honigsteinkopf, Türkenkopf und Feldwand. Nicht weniger schön als ein Blick ins Elbtal.

Nur an der touristischen Meile vom Fähranleger zum Amselsee, wo Tausende Besucher jährlich entlang marschieren, dort darf sie keines ihrer großen Schilder aufstellen. „Das ist nicht fair. Gerade für uns paar Gastronomen abseits dieser Meile ist es wichtig, dort präsent zu sein“, sagt Cornelia Gittelt.

Der Bürgermeister sieht dafür aber keine Chance. So viele Zugeständnisse, wie für die Werbung für die Margaretenhöhe gemacht wurden, gäbe es für keinen anderen Unternehmer im Ort. „Mehr kann ich nicht machen“, sagt Bürgermeister Thomas Richter (parteilos). Er glaubt auch nicht, dass die wirtschaftlichen Schwierigkeiten allein mit den Werbeschildern zu tun haben. „Qualität und etwas Einzigartiges sind das A und O“, sagt Richter.

Die Gaststätte und Pension Margaretenhöhe gibt es seit 40 Jahren. Beides ist in Familienbesitz. Cornelia Gittelt hat die Gaststätte von ihren Eltern gepachtet. Weil immer weniger Gäste kamen, konnte sie auch keinen Mitarbeiter mehr bezahlen. Nun versucht sie, allein und manchmal mit einer Aushilfe den Laden zu schmeißen. „Als dann doch mal eine Gruppe kam und plötzlich 30 Leute auf meiner Terrasse saßen, bin ich gerannt“, sagt die Unternehmerin. Sie arbeitet ja gern in der Gastronomie.

Die Pension laufe auch ganz gut. Die Probleme im Restaurant fingen an, als vor zehn Jahren der neue Wanderweg vom Gamrig in den Ort errichtet wurde. Die Wanderer sollten aus Sicherheitsgründen von der Straße weg. Damit machen sie aber auch einen Bogen um die Margaretenhöhe. Mehr Werbung sollte das ausgleichen.

Dass das wirksam ist, habe sich auch bestätigt. Am Parkplatz in Waltersdorf durfte sie ein großes Banner mit dem schönen Panoramablick am Zaun der Wasserwirtschaft aufhängen. Zwei Tage gab es höhere Umsätze. „Am dritten Tag kamen wieder weniger. Da habe ich gesehen, dass mein Plakat abgerissen war“, sagt Cornelia Gittelt erbost. Selbst ein fest einbetoniertes Schild, das sie auf Privatgelände aufstellen durfte, wurde ihr dort gestohlen. Irgendjemand will sie sabotieren, ist sie überzeugt. Jetzt will sie die Polizei einschalten. Vor ihrer Konkurrenz brauche doch niemand Angst haben. „Meine 15 Plätze innen werden doch kaum genutzt. Wenn ich außen 50 Gäste jeden Tag abbekommen würde, reicht mir das doch“, sagt Cornelia Gittelt.