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Schön schweben

Ein Coswiger Fitness-Studio bietet einen neuen Kurs an. Ist er wirklich für Jedermann? Ein Selbstversuch.

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© Uta Büttner

Von Uta Büttner

Coswig. Bungee-Training in der vierten Dimension? Das wird wohl eher ein Werbegag sein, mit dem auf großen Plakaten in Coswig und Weinböhla geworben wird. Aber neugierig macht es schon. Und so melde ich mich zu einem Schnuppertraining im Coswiger Olympia an. Wobei das Foto verheißen lässt, das schaffe ich nie, obwohl ich auch ein wenig Sport treibe. Und als ich dann das Video im Fitness-Studio sehe, denke ich so bei mir: Na, mal sehen, wie das wird.

Im Yoga-Raum hängen die elastischen Schlingen, die an Schaukeln erinnern. Zwei Mädchen probieren es gleich und haben schon mächtig Spaß. Sie sitzen wie in einer wackligen Schaukel, die nach oben und unten hüpft. Dann kommt unsere Trainerin Annett Czudaj. Sie erfuhr von dem 4-D-Pro-Bungee-Training durch reinen Zufall während eines Lehrgangs im Sommer vorigen Jahres – und war begeistert. „Ich war sofort überzeugt und wollte gleich dort welche kaufen“, sagt Annett Czudaj.

Sie ist eine der drei Geschäftsführer des Sport- und Freizeitzentrums und hat seit 2011 sukzessive die Gesundheitsangebote im Olympia erweitert. Damals begann sie mit Yoga-Kursen. „Das Bungee-Training vervollständigt unsere Angebote, sich schmerzfrei und bewusst bewegen zu können.“ Doch nun Ende der einleitenden Worte. „Wir sind ja zum Training hier. Habt einfach Spaß“, sagt sie.

Musik erklingt. Als Erstes setzen wir uns wie in eine Schaukel. Ganz normal. Aber etwas unbequem, wie ich finde. An den Seiten drücken die Karabinerhaken. Doch das ist bald vergessen. Am Ende spüre ich sie gar nicht mehr. Wir hüpfen hoch und runter, alle lachen. Dann jedoch geht es bald richtig zur Sache. Alle Muskelgruppen – auch die, von denen ich keine Ahnung hatte, dass ich sie besitze – sollen zum Einsatz kommen. Spannend wird es, als wir in Hüfthöhe in der Schaukel liegen sollen, Arme und Beine ausgestreckt – den Boden dürfen wir nicht berühren. „Findet euren Schwerpunkt. Und wenn ihr ihn gefunden habt, fangt langsam an, mit euren Armen zu schwingen.“ Bei Annett sieht das so leicht aus. Sie beginnt zu schwingen, und ihr gesamter Körper bewegt sich dabei nach oben und unten. Bei mir ist es eher der sterbende Schwan. Unsere Trainerin spricht uns Mut zu: „Am Anfang hing ich genauso in den Seilen. Aber ich habe es ganz schnell gelernt. Ich bin nicht durchtrainierter als ihr“, verrät sie.

Doch wie schafft sie das? Diese Übungen bedeuten ganz viel Kopfarbeit, erklärt Annett. „Ihr müsst es lernen, eure Muskeln anzusteuern.“ Jetzt verstehe ich auch, weshalb ich am Ende der Trainingsstunde beim Wechseln der Karabiner nicht mehr sehr effektiv bin – mein Gehirn hat gerade andere Aufgaben. Ein wenig kenne ich ja die Defizite meines Körpers. Vor allem sind meine Muskeln zu kurz – ich müsste mich regelmäßig dehnen. Nur: Spaß macht das keinen. Heute, beim Bungee-Training, passiert das mal eben so nebenbei. Um aber so richtig das Hoch und Runter in den Seilen genießen zu können, brauche ich noch ein paar Trainingseinheiten. Und dann wird mein Rücken im Lendenwirbelbereich danach auch nicht mehr so schmerzen. Das versichert Annett.

Dieses Training soll auch für Ältere, die sich kaum schmerzfrei bewegen können, oder nach Operationen möglich sein? „Ja, dafür gibt es den Bungee-Med-Kurs“, sagt Annett. „Mit euch habe ich heute den Fitness-Kurs gemacht, weil ihr das könnt.“ Beim Med-Kurs sind die Bewegungen ganz anders, langsam und ruhig. Dabei geht es darum, sich ohne Schmerzen wieder bewegen zu können. Zum Beispiel sich überhaupt wieder zu trauen, die Knie zu beugen oder in die Hocke zu gehen, erläutert Annett. Denn die Bewegungen in den Bungee-Seilen sind gelenkschonend. Ältere Menschen, die sich kaum noch bewegen können, haben die Chance, es mit diesem Training wieder zu lernen, schmerzfrei, ohne Angst. „Das Ziel dabei ist, im Alltag wieder beweglicher zu sein, um das Leben wieder lebenswerter zu machen“, sagt Annett. „Außerdem ist dieses Training eine gute Sturzprävention.“

Und was ist die vierte Dimension, frage ich mich noch immer. „Das bist du selbst, das ist dein Spaß am Training.“ Ja, das passt. Noch nie habe ich bei einem schweißtreibenden Training erlebt, dass die Teilnehmer trotz Anstrengung noch so befreit lachen können.

Beginn der Kurse am 3. April. Infos unter Tel. 03523  530585 und www.olympia-coswig.de.