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Schnelles Netz für Jugendclubs

Das Projekt „Jugend vor Ort im Netz“ wird demnächst abgeschlossen. Es gilt bereits als ein gutes Beispiel für ganz Deutschland.

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© Anne Hübschmann

Von Wolf Dieter Liebschner

Radeburg. Der Jugendclub in Großdittmannsdorf erhält am Mittwoch schnelles Internet. Bis Jahresende sollen die Arbeiten auch in Friedewald beendet sein. Damit wird ein Projekt namens „Jugend vor Ort im Netz“ abgeschlossen, das acht Jugendclubs der Region mit schnellem Internet versorgt und miteinander vernetzt.

In Berlin präsentierte das Deutsche Jugendinstitut kürzlich eine Studie zur Situation der Jugend auf dem Land und machte dabei auch auf das Internet-Projekt aufmerksam. Es sei sehr gut dazu geeignet, die Abwanderung der Jugend aus ländlichen Regionen zu stoppen und wurde für eine bundesweite Nachahmung empfohlen.

Das Projekt hat einen Namen: Marcus Boros ist Initiator von „Jugend vor Ort im Netz“. Als Sozialarbeiter betreut er unter anderem die Jugendclubs Boxdorf, Berbisdorf, Steinbach, Großdittmannsdorf, Bärnsdorf, Friedewald, Niederau und Ockrilla. Über schnelles Internet muss man mit ihm nicht diskutieren. Er weiß, was junge Leute wollen. Und er hatte die Idee, ein Angebot des Bundesfamilienministeriums zu nutzen.

Junge Leute auf dem Land halten

„Anfang 2014 kam der Aufruf“, so Marcus Boros. „Mit einem Innovationsfonds sollten konkrete Projekte der Jugendarbeit gefördert werden, solche Projekte, die nachhaltig und auf andere Regionen übertragbar sind.“ Schnelles Internet ist da sicher ein Thema, dachte sich der Sozialarbeiter. Schon im März 2014 wollte das Ministerium darüber entscheiden, welche Projekte mit finanziellen Mitteln bedacht werden sollen. „Ich habe in den Clubs herumgefragt. In acht von zwölf Clubs war der Bedarf am größten.“

Aus dieser Umfrage entstand eine Projektskizze. Begründet wurde der Antrag unter anderem mit der dann möglichen Vernetzung der Clubs, dem wichtigen Standortfaktor, der eventuell auch ein Mittel sei, um junge Leute auf dem Land zu halten. Und Marcus Boros sieht noch weitere Vorteile: „Damit können die Clubs neue Mitglieder heranziehen. Außerdem wird die Kommunikation, das Gemeinschaftsgefühl unter den Jugendlichen intensiver. Es muss ja nicht sein, dass jeder für sich allein zu Hause vor dem Rechner sitzt.“

Diese Argumente haben die Verantwortlichen im Ministerium letztlich überzeugt. Die Idee war eine von 40, für die finanzielle Mittel bereitgestellt wurden. Bundesweit waren 400 Projekte eingereicht worden. Auch die Vergabe des Hardware-Aufbaus an eine örtliche Firma hat zum Erfolg beigetragen. Die Installation der gesamten Technik – Hotspots, Rooter, Funkantennen und anderes – hat die Coswiger IT-Firma K-Tec übernommen.

Schon seit dem vergangenen Sommer können die Jugendlichen im Club Die Hütte im Moritzburger Ortsteil Boxdorf das schnelle Internet nutzen. Nach und nach zogen die anderen Jugendclubs nach. Einige Schwierigkeiten gab es in Großdittmannsdorf, da aus technischen Gründen kein Kabel von der dortigen Agrargenossenschaft zum relativ weit abgelegenen Jugendclub gezogen werden konnte. „Bei einer anderen Variante wäre es notwendig gewesen, zehn bis zwölf Masten aufzustellen. Das hätte uns überfordert“, sagt Marcus Boros. „Wir haben uns schließlich für die LTE-Methode entschieden.“

Eigene Internetseite in Arbei

Wie ein lokaler Radiosender versorgt ein LTE-Standort die Bewohner im Umfeld mit seinem Programm – dem schnellen Internet. Moderne Handys, Smartphones und Tablets können LTE standardmäßig empfangen. „K-Tec hat mit der Telekom einen guten Tarif ausgehandelt“, sagt der Sozialarbeiter. „Sonst wäre auch diese Variante nicht zu bezahlen gewesen.“

Marcus Boros rechnet zu den insgesamt etwa 150 Mitgliedern der acht angeschlossenen Jugendclubs noch mit rund 400 weiteren Besuchern monatlich, die auf diese Weise das schnelle Internet nutzen können. Die Vernetzung der Clubs soll künftig sogar noch enger werden. Derzeit ist eine eigene Internetseite in Arbeit. Bis zum Jahresende soll sie verfügbar sein. „Auf der Seite werden alle Clubs einen eigenen Blog erhalten“, kündigt Marcus Boros an. „Dort können Informationen verbreitet, Aktivitäten präsentiert und Veranstaltungen abgestimmt werden.“ Die Seite soll deshalb auch einen Kalender mit allen Terminen der Region sowie eine Galerie für Daten, Fotos und Clips enthalten.

„Für das erste Halbjahr 2016 ist die Finanzierung gesichert“, so Marcus Boros weiter. „Für die Zeit ab Juli müssen wir neue Fördermöglichkeiten für die Telefon- und Wartungskosten finden.“ Die Clubs sollen dazu nicht herangezogen werden. Ein möglicher Partner könnte die Region Dresdner Heidebogen sein. Erste Kontakte gibt es bereits.