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Schnelles Internet kommt übers Dach

Die Dorfbewohner können jetzt besser surfen. Denn gleich zwei Firmen haben den Breitbandausbau vorangetrieben.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Nünchritz. Der beschwerliche Aufstieg auf das Dach der Karl-Marx-Straße lohnt sich. Der Rundumblick ist herrlich: Ganz Nünchritz liegt einem unter dem Abendhimmel zu Füßen, man kann sogar bis zum Collmberg nahe Oschatz schauen. Etwas links davon ist das blaue Hochhaus auf der Chemnitzer Straße in Riesa nur zu erahnen. Doch die Sichtverbindung ist da – trotz der zehn Kilometer, die dazwischen liegen. Und auf die kommt es für Roland Ledwa, Geschäftsführer der Tele Kabel Riesa GmbH, besonders an.

Von Hochhaus zu Hochhaus wird nämlich das WLAN-Signal übertragen. Das heißt, die Nünchritzer bekommen seit Kurzem ihr schnelles Internet aus Riesa geliefert und können jetzt mit bis zu 120 MBit pro Sekunde surfen. Bisher waren in der Ortsmitte lediglich zwischen 1 000 und 2 000 Bit drin.

1 150 Wohneinheiten wurden seit dem Sommer angeschlossen, etwa die Hälfte davon sind Wohnungen der Wohnungsgesellschaft Nünchritz, sagt Roland Ledwa. Das Netz ist stabil, verspricht er. Nur bei sehr, sehr schlechtem Wetter könnte es zu Einschränkungen kommen. Beschwerden gebe es bisher allerdings nicht.

In Riesa versorgt Tele Kabel bereits etwa 6 500 Kunden mit den Multimedia-Dienstleistungen. Dafür nutzt das Unternehmen die Netze, die ursprünglich von den Wohnungsgesellschaften gebaut worden sind. Weil die Unternehmen die Netze laut Roland Ledwa aber nicht selbst betreiben können, wurden sie von der Tele Kabel gepachtet. Wobei alle drei Unternehmen sowieso eng verbunden sind – denn die Wohnungsgesellschaft Riesa ist sowohl an der Nünchritzer Wohnungsgesellschaft als auch an der Tele Kabel Riesa beteiligt.

„Es stand aber lange das Problem, wie man die Infrastruktur von Nünchritz anbinden könnte“, sagt Roland Ledwa. Denn die Vermieter merken immer mehr, wie wichtig das Thema Internet bei der Wohnungssuche ist. Die Antwort hieß schließlich Richtfunk.

Etwa 300 000 Euro wurden dafür in Nünchritz investiert. So mussten beispielsweise neue Glasfaser- und Kupferkabel verlegt werden, um dem neuen Übertragungsstandard gerecht zu werden. Die meisten Mieter haben davon jedoch nichts mitbekommen, „wir mussten größtenteils nicht in die Wohnungen“, so Roland Ledwa.

Im Nünchritzer Rathaus begrüßt man derweil ausdrücklich den Breitbandausbau. „Jetzt haben viele sogar die Wahl“, sagt Bürgermeister Gerd Barthold (CDU), für den schnelles Internet ein wichtiger Standortfaktor ist.

Denn neben der Tele Kabel hat gleichzeitig auch der Energieversorger Enso in den Breitbandausbau investiert. Rund 800 000 Euro sind laut dem Unternehmen unter anderem in die Verlegung neuer Glasfaserkabel geflossen. Das Unternehmen verspricht den Kunden jetzt Übertragungsraten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde beim Herunterladen sowie bis zu 40 Megabit beim Hochladen von Dateien.

Ein weiterer Ausbau sei vonseiten der Tele Kabel und der Enso jedoch nicht geplant. Einige Ortsteile wie Roda, Grödel, Zschaiten oder Leckwitz bleiben also vorerst im digitalen Steinzeitalter. Die Hoffnung dieser Dörfer liegt derzeit auf einer Breitband-Studie, die vom Elbe-Röder-Dreieck vorangetrieben und noch diesen Monat präsentiert wird. Sie ist Voraussetzung dafür, dass die Kommunen Fördermittel für den Breitbandausbau beantragen können, um selbst zu investieren. Nünchritz steht dem bisher sehr offen gegenüber.