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Schnelles Internet für jeden Wilsdruffer Ortsteil

Die Stadt will Fördermittel beantragen, um den Breitbandausbau zu beschleunigen. Es geht um fast 600 Adressen.

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© Andreas Weihs

Von Annett Heyse

Wilsdruff. In der Stadt gibt es derzeit kaum eine Hauptstraße, in der nicht Gräben gezogen, Löcher gebaggert und Kabel verlegt werden. Den ganzen Sommer über und wohl noch bis in den Winter hinein verlegen die Bauarbeiter im Auftrag des Energieversorgers Enso Glasfaserleitungen – für schnellere Internetverbindungen. Die Goldgräberstimmung von Wilsdruff würde sich mancher Limbacher, Helbigsdorfer oder Kleinopitzer auch bei sich im Ort wünschen. Denn wo die Wilsdruffer bald mit 50 Megabit pro Sekunde oder mehr durchs Internet brausen, kriechen andere im Schneckentempo hinterher. Doch auch für die Nutzer in den Ortsteilen soll sich etwas ändern. Wilsdruff plant den großflächigen Breitbandausbau.

Die Ausgangslage: 15 Prozent aller Adressen sind unterversorgt

Im Auftrag der Stadt hat die Micus Strategieberatung aus Düsseldorf analysiert, wie es um die Internetversorgung im gesamten Gemeindegebiet bestellt ist. Erstes Fazit: 85 Prozent aller Grundstücke werden bis 2019 über schnelles Internet von mindestens 30 Megabit pro Sekunde verfügen. „Das sind 3 990 Gebäudeadressen, was kein schlechter Wert ist“, sagt Martin Fornefeld, Mitarbeiter bei Micus. Besonders mit dem derzeitigen Ausbau in Wilsdruff und Kesselsdorf sei die Lage sehr gut. Abgehängt sind die 15 Prozent der Einwohner und Gewerbetreibenden, die in den kleinen Ortschaften wie Helbigsdorf, Blankenstein, Limbach, Braunsdorf oder Kleinopitz leben und arbeiten. Fornefeld: „Das sind dann 580 Adressen, die man als weiße Flecken bei der Versorgung bezeichnen muss.“

Das Ziel: Lücken schließen und dabei die vorhandene Infrastruktur nutzen

Weil das schnelle Internet für Gewerbetreibende aber auch für Privathaushalte immer wichtiger wird, will die Stadt möglichst alle weißen Flecken von der Internet-Landkarte tilgen. „Das Ziel sollte sein, diese Lücken zu schließen“, sagt Bürgermeister Ralf Rother (CDU). Die Fachleute sind sich einig, dass dies in einigen Orten gar nicht so aufwendig ist. In Mohorn beispielsweise unterhält die Telekom ein recht gut ausgebautes Netz, von dem aus die noch unterversorgten Grundstücke im Dorf erschlossen werden könnten. Internetversorger könnten auch Kabel mieten, die bereits im Hinblick auf zukünftigen Bedarf gezogen wurden. Solche Kabeltrassen liegen beispielsweise entlang von Ferngasleitungen. Zudem wurden in einigen Ortschaften bei größeren Straßenbaumaßnahmen bereits Leerrohre für Medienleitungen verlegt. Wer fürs schnelle Internet erschließt, muss also nicht mehr überall Gräben ziehen.

Die Kosten: 4,1 Millionen Euro für den kompletten Ausbau notwendig

Um die genannten 580 Adressen anzuschließen, müssten rund 70 Kilometer Kabel im Verteilernetz und neun Kilometer Hausanschlussleitungen verlegt werden. Beim sogenannten Fibre To The Building (FTTB) – also Glasfaser bis zum Gebäude – könnten Investitionskosten von drei bis viereinhalb Millionen Euro entstehen, hat die Micus Strategieberatung ausgerechnet. Das wären immerhin Baukosten von 4 000 bis 6 000 Euro pro Haushalt. Dafür wären dann aber auch Surfgeschwindigkeiten von mehr als 100 Megabit pro Sekunde möglich. Auch der Branchenführer Deutsche Telekom hat durchkalkuliert, wie teuer es wäre, alle weißen Wilsdruffer Flecken mit dem schnellen Internet zu versorgen. Die Telekom würde Teile des eigenen, schon vorhandenen Netzes nutzen und von da aus weiterverzweigen, was immerhin Kosten von 1,6 Millionen Euro bedeutet. Die reine Glasfaserlösung bis ins Gebäude oder die Wohnung lässt größere Kapazitäten zu. Rother: „Perspektivisch ist das vor allem fürs Gewerbe die bessere Lösung.“

Die Finanzierung: Fördermittel beim Bund beantragen

Dort, wo Anbieter keinerlei Absichten hegen, eine Region selbst mit schnellem Internet zu versorgen, kann eine Kommune wie Wilsdruff Fördermittel für die Breitbanderschließung beantragen. Anschließend wird per Ausschreibung ein Provider gesucht, der baut. Genau das hat Wilsdruff nun vor und möchte beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Struktur eine Unterstützung beantragen. Stichtag ist der 28. Oktober. Alternativ soll eine Landesförderung über die „Digitale Offensive Sachsen“ geprüft werden.

Zunächst will die Micus Strategieberatung abfragen, wo groß das Interesse bei Anbietern ist, selbst auszubauen. Anschließend ist auch zu ermitteln, wo und was gebaut werden muss. Dabei geht es auch um Nachhaltigkeit und effizienten Einsatz des Geldes. Erst dann ist klar, wie hoch die Baukosten sein werden und wie viel Geld die Stadt als Eigenanteil zuschießen muss.