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Schnelles Internet für jeden – fast

2018 sollte ganz Freital mit hohen Übertragungsgeschwindigkeiten versorgt sein. Doch daraus wird vorerst nichts.

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© dpa

Von Tobias Winzer

Freital. Fernsehen im Internet ohne Ruckeln, Software herunterladen in Sekundenschnelle, Fotos und Videos online bearbeiten und sortieren – für all das braucht man eine schnelle Internetverbindung. Nachdem die Freitaler Strom und Gas (FSG) im vergangenen Jahr rund 10 000 Freitaler Haushalte an moderne Internetleitungen angeschlossen hat, wollte die Deutsche Telekom in diesem Jahr eigentlich die restlichen 10 000 Haushalte bedienen. Freital wäre damit 2018 eine der ersten Städte in der Region mit flächendeckend schnellem Internet gewesen. Doch wie jetzt bekannt wurde, scheitert dieses Vorhaben – zumindest vorerst.

Denn die Deutsche Telekom hat ihren Plan offenbar geändert. Nachdem sich der Konzern jahrelang nicht um den Ausbau des Netzes gekümmert hatte, war die städtische FSG im vergangenen Jahr aktiv geworden und hatte etliche Kilometer neue Leitungen verlegt. Dazu hat das Unternehmen einen eigenen Hauptverteiler auf dem Firmengelände an der Potschappler Straße gebaut. Die sogenannten Kabelverzweiger der Telekom wurden dann mit einem eigenen Schalterschrank „überbaut“. Vectoring-Verfahren nennt sich das. Die Technik in dem Schrank sorgt unter anderem dafür, dass sich die Signale in den nachfolgenden Leitungen nicht mehr gegenseitig stören. So sind nach dem Schrank 100 Megabit statt wie vorher 16 Megabit pro Sekunde möglich. Gedämpft wird die Leistung lediglich durch die Kupferleitungen, die von den Schränken weg und zu den Haushalten führen. 50 Megabit pro Sekunde kann die FSG aber jedem Kunden anbieten – also rund fünfmal mehr als vorher.

Schwerpunktmäßig in Wurgwitz, Zauckerode, Pesterwitz, Burgk, Birkigt und Kleinnaundorf hat die FSG auf diese Art und Weise ausgebaut. Außerdem wurden die Häuser entlang der Dresdner Straße und das Poisental an die schnellere Technik angeschlossen. Auch in Oberhermsdorf ist schnelles Internet verfügbar. Insgesamt 10 000 Haushalte können nun in Freital theoretisch schneller im Internet surfen. Eigentlich wollte die FSG in diesem Jahr mit den restlichen 10 000 Haushalten in Freital weitermachen.

Doch die Deutsche Telekom war schneller. Sie trug sich im vergangenen Jahr, wie vorgeschrieben, in einer Liste der zuständigen Bundesnetzagentur ein und verpflichtete sich damit, innerhalb eines Jahres neue Leitungen zu legen. Der FSG fehlen schlichtweg die Mitarbeiter, um so schnell zu planen und zu bauen.

Wie die Telekom nun mitteilt, sollen in diesem Jahr aber lediglich 3 900 Haushalte angeschlossen werden. Welche genau, dazu äußert sich der Konzern nicht und verweist auf geplante Einwohnerversammlungen. Es heißt lediglich, dass das Netz „in einigen Bereichen in Deuben und Hainsberg östlich der Bahnlinie“ modernisiert werden soll. Heißt: Gebiete westlich der Bahnlinie in Döhlen, Deuben und Hainsberg, große Teile von Birkigt sowie Somsdorf bleiben ohne schnellen Internetanschluss. Eine Alternative ist der Anbieter Tele Columbus, der ein eigenes Leitungsnetz aufgebaut hat und über Fernsehkabel schnelles Internet anbietet. Hinzu kommen Funkanbieter wie Vodafone oder O2.

Wann genau diese letzten weißen Flecken getilgt werden, ist offen. Nach Auskunft der Bundesnetzagentur steht es jedem Unternehmen frei, in welchem Ausmaß der Vectoring-Ausbau erfolgt. „Wurden einige Anschlussbereiche nicht durch einen Eintrag in die Vectoringliste geschützt, könnte ein weiteres Unternehmen sich den beabsichtigten Ausbau eintragen und somit sichern lassen“, teilt ein Sprecher mit. Heißt: Mit dem Ausbau könnte es schnell gehen, aber auch länger dauern.

Unterdessen arbeitet die FSG weiter an der Vermarktung ihrer schnellen Internetverbindung. Etwa mehr als ein halbes Jahr nach Fertigstellung der Arbeiten hat das Unternehmen rund 600 Kunden. 1 200 weitere Haushalte haben einen Vertrag mit der FSG abgeschlossen, befinden sich aber noch in der Warteschleife. Das heißt, sie sind noch bei einem anderen Anbieter vertraglich gebunden und können erst nach Ende der Laufzeit zur FSG wechseln.

„Die Zahlen zeigen, dass es einen deutlichen Fortschritt gibt“, sagt FSG-Geschäftsführer Ulrich Rudolph. Trotzdem habe man sich einen schnelleren Kundenzuwachs gewünscht. Teilweise sei der Bedarf einfach nicht da, teilweise gebe es Vorbehalte. Die FSG hat vor allem Probleme, sehr junge und sehr alte Kunden zu gewinnen. Die jungen nutzen Internet über ihren Mobilfunkvertrag und brauchen keinen FSG-Anschluss, die alten haben schlichtweg keinen Bedarf an einem Internetanschluss.

Beim Preis sieht sich die FSG jedenfalls nicht im Nachteil gegenüber der Konkurrenz. Je nach Übertragungsgeschwindigkeit verlangt das Unternehmen zwischen 34,90 und 49,90 Euro. Das ist zwar in der Regel mehr als andere Unternehmen, dafür garantiert die FSG, dass die angegeben Übertragungsgeschwindigkeiten auch tatsächlich erreicht werden. Zum Jahresbeginn wurden außerdem die Leistungen nach oben geschraubt: Für den günstigsten Tarif von 34,90 Euro gibt es nun 16 statt acht Megabit pro Sekunde.

Und die FSG will noch mit einem weiteren Angebot punkten. Immer mehr Firmen und auch Wohnhäuser sollen mit Glasfaserleitungen direkt angeschlossen werden. Übertragungsgeschwindigkeiten jenseits von 100 Megabit pro Sekunden seien dann kein Thema mehr, so Rudolph. Vor allem in Neubaugebieten entscheiden sich viele Hauseigentümer für den Glasfaser-Direktanschluss. Die Kabel werden dann bei der Erschließung des Wohngebietes gleich unter die Straße gelegt. Derzeit betreibt die FSG bereits ein 70 Kilometer langes Glasfasernetz. Es soll noch größer werden.