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Schnelle Suche nach Mitarbeitern

Immer mehr Unternehmer bewerben freie Stellen bei Facebook & Co. Das hat Vorteile, ist aber kein Allheilmittel.

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© André Schulze

Von Carla Mattern und Jan Lange

Michael Büttner ist zufrieden. Der Plan des Geschäftsführers des Getränkevertriebs Neißeland in Rothenburg geht auf. Eine Stellenanzeige auf der Facebookseite des Unternehmens hat mehrere Rückmeldungen gebracht. Etwa sechs Bewerber weisen in ihrem Anschreiben sogar darauf hin, dass sie auf die Stelle über das soziale Netzwerk Facebook aufmerksam geworden sind. Michael Büttner war schon vorab guter Dinge, dass er für den Getränkemarkt in Rietschen einen Verkäufer oder eine Verkäuferin für 20 bis 30 Wochenarbeitsstunden finden würde. Denn nicht zum ersten Mal nutzte der Geschäftsführer den unkonventionellen Werbeweg.

Seit einer Woche arbeitet Hannelore Ramin (50) aus Trebus im Getränkemarkt in Rietschen. Von dem Stellenangebot erfuhr sie bei Facebook, wo ein Bekannter den Post geteilt hatte.
Seit einer Woche arbeitet Hannelore Ramin (50) aus Trebus im Getränkemarkt in Rietschen. Von dem Stellenangebot erfuhr sie bei Facebook, wo ein Bekannter den Post geteilt hatte. © André Schulze

Hannelore Ramin ist froh. Denn Michael Büttner ist ihr neuer Chef, die Böckelbart-Getränkemarktfiliale in Rietschen ihr neuer Arbeitsort. Die 50-Jährige aus Trebus erfuhr von dem Stellenangebot bei Facebook. Ein Bekannter hatte den Post geteilt. Als Post bezeichnet man Mitteilungen bei dem sozialen Netzwerk, die im eigenen Freundeskreis bei Facebook weitergegeben werden; an alle oder eben an spezielle Freunde. Für die Trebuserin kam der Tipp genau richtig. Denn vorher hatte sie nach langer Krankheit nur wenige Stunden in einem kleinen Verkaufsladen gearbeitet. In ihrem ersten Leben steuerte sie einen Sattelzug für eine Spedition im Fernverkehr durch das ganze Land, erzählt Hannelore Ramin. Nun also ein Neustart, und das ohne kilometerlanges Fahren vom Wohnort zur Arbeitsstelle.

Nicht immer klappt die Suche im Internet oder bei sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook und Co. so unkompliziert wie beim Beispiel des Rietschener Getränkemarktes. Friseurmeisterin Catherine Kleicke aus Niesky fehlt bereits seit Monaten eine Mitarbeiterin beziehungsweise ein Mitarbeiter. „Wir brauchen unbedingt, ganz ganz dringend Verstärkung“, sagt sie. Zu dritt statt zu viert für die Kunden da zu sein, bei Öffnungszeiten wochentags bis 20 Uhr, das verlangt dem kleinen Team viel ab. Doch bisher hat die intensive Suche, natürlich unter anderem auch über das Jobcenter, nichts gebracht. Sogar in Zgorzelec hat die Friseurmeisterin Anzeigen geschaltet. Catherine Kleickes Anzeige auf der Facebookseite ihrer Firma CK Friseure wurde 77-mal geteilt, 21 Personen haben sie geliked, also mit Daumen-hoch-Symbol für gut befunden.

Corina Ryser ist auf der Suche nach einer Nageldesignerin für ihren Kosmetiksalon Madeleine in Niesky und meldete die freie Stelle bei dem Portal ebay-Kleinanzeigen. Auch diese setzten manche Nieskyer auf ihre privaten Facebookprofile oder teilten sie in Facebookgruppen. Trotzdem hatte Kosmetiksalon-Inhaberin Corina Ryser auch einige Wochen nach der ersten Anzeige noch niemanden gefunden.

Doch das ist kein Niesky-spezifisches Problem. Immer wieder steigen Friseure und Kosmetiker aus der Branche aus, werden Versicherungsvertreter, wechseln in einen Pflegeberuf, schulen trotz jahrelanger Berufserfahrung noch einmal um.

Umso wichtiger ist es, alle möglichen Kanäle zu nutzen, um auf freie Stellen aufmerksam zu machen. „Die sozialen Netzwerke erlangen immer mehr Bedeutung bei der Personalsuche“, sagt Andrea Binder, die in Löbau eine Personalberatung betreibt. Als sie im vergangenen Jahr ihr Unternehmen gegründet hatte, baute sie als Erstes die Stellenvermittlung in den sozialen Netzwerken stark aus. Ihre eigene Facebook-Seite „Jobs in Ostsachsen“ gefällt inzwischen fast 1 300 Personen. Damit zählt sie zu den größten regionalen Facebook-Gruppen oder Seiten, auf denen Stellenangebote veröffentlicht werden.

Mit den Anzeigen in den sozialen Netzwerken erreiche man sehr viele Leute, die das Jobangebot auch unter ihren Freunden verbreiten, findet die Personalvermittlerin. Damit könne die Anzeige sehr weit gestreut werden. Das sei einer der großen Vorteile für die Mitarbeitersuche in sozialen Netzwerken. Dass die Jobangebote sofort online stehen, hält Andrea Binder für einen weiteren Pluspunkt.

Christine Ball, die im Zittauer Ortsteil Hirschfelde eine Personalvermittlung betreibt, hält die Suche bei Facebook nach neuen Mitarbeitern für die rationellste Form, Personal zu finden. Da junge Menschen heutzutage permanent online seien, bekomme sie auf Stellenanzeigen in der Regel sofort Reaktionen. Die sozialen Netzwerke sind nach ihrer Einschätzung vor allem von Vorteil, wenn Unternehmen junge Mitarbeiter suchen. Wenn ein Handwerker gebraucht werde, dann sollte man eher die klassische Stellenanzeige in den Printmedien wählen, meint Frau Ball.

Was Weitervermittler von Stellengesuchen antreibt, ist auf der Facebookseite Jobs Oberlausitz nachzulesen. „Jeder von uns kennt sicher jemanden, der gerade auf Jobsuche ist und seiner Heimat nicht den Rücken kehren möchte. Hier soll die Möglichkeit geschaffen werden, über unkonventionelle, moderne und schnelle Wege Jobangebote und Jobgesuche für die Oberlausitz zu finden. Also, alle Leute, die ihr kennt, einladen ... wenn ihr nen Job sucht oder wisst, wo was frei ist, bitte einfach posten ...“, schreibt ein Mitglied der Facebook-Gruppe.