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Schnelle Hilfe beim Herzinfarkt

Beim SZ-Gesundheitsforum geht es am 24. November um neue Methoden bei der Behandlung von Herzerkrankungen.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Die Zahlen können sich sehen lassen: 2016 sind bis Mitte November im Krankenhaus Bautzen 380 Patienten mit Herzinfarkt behandelt worden. Chefarzt Dr. Jochen Eberhard geht davon aus, dass es also bis Jahresende rund 400 Menschen sein werden, denen durch den schnellen Eingriff sozusagen ein neues Leben geschenkt wurde. Möglich macht dies die sogenannte Herzkatheter-Behandlung, für die die Voraussetzungen in Bautzen vor drei Jahren geschaffen wurden. Das sei ein riesiger Gewinn für die Bautzener Klinik und damit auch für die Patienten. Denn bis zu diesem Zeitpunkt mussten Herzinfarkt-Patienten mit dem Krankenwagen ins Uni-Klinikum nach Dresden gebracht werden. Dadurch ging Zeit verloren, zu viel Zeit, wenn es um Leben oder Tod geht.

Wie Dr. Jochen Eberhard erklärt kann an dem Herzkatheter-Messplatz, der Ende 2013 angeschafft wurde, die sogenannte invasive Kardiologie vorgenommen werden. Das ist eine Methode, um die Herzkranzgefäße darzustellen. Dabei wird die Unterarmvene punktiert und durch die minimale Öffnung ein Draht eingeführt, der bis zu den Herzkranzgefäßen vorgeschoben wird. Über einen Bildschirm am Arbeitsplatz können die Mediziner die Arterien darstellen und somit feststellen, ob Verengungen, sprich Verkalkungen vorhanden sind, die die Ursache für den Herzinfarkt sind.

Anzeichen sind typische Schmerzen

Die verschlossenen Herzkranzgefäße sollten so schnell wie möglich geöffnet werden. Denn nur so besteht die Chance, dass sich der Herzmuskel wieder erholt. Anzeichen für einen Herzinfarkt sind typische Schmerzen, die durch Brennen und Angstgefühle gekennzeichnet sind. Allerdings treten diese Schmerzen nicht in allen Fällen auf. Die Untersuchungen an dem Herzkatheter-Messplatz werden übrigens nicht nur in akuten Fällen vorgenommen, sondern auch nach Überweisungen durch den Hausarzt. „Bereits im ersten Jahr gab es 800 Behandlungen an diesem Gerät“, sagt der Chefarzt. Diese Zahl sei im Jahr 2015 auf 1 000 angestiegen und in diesem Jahr werden es rund 1 200 Behandlungen gewesen sein.

Wie Dr. Jochen Eberhard erläutert, besteht an dem Messplatz zusätzlich die Möglichkeit der intravaskulären Ultraschalluntersuchung. Damit kann in das Innere der Gefäße geblickt werden, um festzustellen, wie die Wandstruktur der Kalkablagerungen aussieht. Was nun die Beseitigung der Kalkablagerungen betrifft, so gibt es die Methode des Einbringens eines sogenannten Stents. Das ist ein Metallgeflecht, das im Gefolge eines aufblasbaren Ballons eingebracht wird und an der Stelle der ursprünglichen Verengung liegenbleibt.

Neue Technik im Einsatz

Ganz neu und erst seit einem Jahr im Einsatz ist der sogenannte Rotablator. Das ist ein Bohrkopf, der in den USA entwickelt wurde und mit winzigen Diamantsplittern besetzt ist. Der Bohrkopf wird in die verengte Arterie eingeführt und dreht sich mit einer Geschwindigkeit von 200 000 Umdrehungen pro Minute. Er putzt die feste Materie weg. „Man nennt das differenziertes Schneiden, denn weiches Material bleibt unverletzt“, sagt Dr. Jochen Eberhard.

Das SZ-Gesundheitsforum „Neue Methoden in der Behandlung von Herzerkrankungen“ findet am 24. November, 19 Uhr im Konferenzbereich des Hauses 3 des Krankenhauses Bautzen, Am Stadtwall 3, statt.