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Schneewittchen und die fünf Zwerge

Der Verein Zusammenleben probt mit Ferienkindern ein Theaterstück. Höhepunkt ist der Auftritt im Kulturhaus.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Thomas Morgenroth

Freital. „Sind Sie ein richtiger Schauspieler?“, fragt Angelika und baut sich vor Mario Grünwald auf. Der nickt zustimmend: „Ja.“ „Das merkt man“, sagt das zehnjährige Mädchen fröhlich. Gerade noch war die Viertklässlerin aus der Glückauf-Grundschule Zauckerode ein Zwerg mit roter Mütze und weißer Bommel, der mit seinen Kollegen nach Grünewalds Hinweisen das scheintote Schneewittchen aus dem Saal getragen hat. Oder jedenfalls so tat als ob, die Liege für das von seiner Stiefmutter vergiftete Mädchen steht erst am Freitagnachmittag im Stadtkulturhaus Freital zur Verfügung, wenn dort das Märchen „Schneewittchen und die fünf Zwerge“ Premiere hat.

Es ist die einzige Aufführung und der Abschluss eines besonderen Ferienprojektes für Freitaler Grundschüler, das der Verein „Das Zusammenleben“ im Schumannclub in Döhlen anbietet. Seit Montag proben dort elf Kinder mit Olga Paul das Grimmsche Märchen, in dem mangels Mitwirkender nur fünf Zwerge auftreten, die auch nicht hinter sieben, sondern nur vier Bergen wohnen. „Uns war wichtig, dass der Nachwuchs auch mal mit einem Profi arbeiten kann, damit er lernt, wie man sich auf einer Bühne verhält“, sagt Projektverantwortliche Grit Zeibig. Sie verpflichtete deshalb den Freitaler Schauspieler und Regisseur Mario Grünewald, der an zwei Tagen mit den kleinen Darstellern übt.

Der 49-Jährige, der lange Jahre am Staatsschauspiel Dresden und bei den Landesbühnen Sachsen zum Ensemble gehörte, arbeitet freischaffend. Am Freitag zum Beispiel spielt er auf dem Theaterkahn in Dresden in der bitterbösen Komödie „Der Gott des Gemetzels“ mit. In Moritzburg arbeitet Grünewald mit Alf Mahlo zusammen, und mit den Kabarettisten Erik Lehmann und Mandy Bartzsch inszeniert er gerade das Stück „Paarshit – Jeder kriegt, wen er verdient”, das im März Premiere hat.

In der Spielbühne Freital arbeitet Mario Grünewald oft mit Amateurschauspielern, und so zeigte er sich am Dienstag im Schumannclub sehr einfühlsam und geduldig. Was nicht immer einfach war, Katharina, das Schneewittchen, zum Beispiel, ist erst sechs und wollte partout ihren Retter, den Prinzen, nicht umarmen. Florian, der zehn ist, trug es mit Fassung und reichte seiner Prinzessin die Hand. Damit dann auch die Hochzeit stattfinden konnte.

„Theaterspielen ist schön“, sagte Florian, der wie Angelika in der Glückauf-Schule lernt. Er ist zum dritten Mal bei einem Ferienprojekt des Vereins dabei. Zu dem Angebot in dieser Woche gehört neben der Einstudierung des Märchens eine Besichtigung des Kulturhauses samt einer Theatervorstellung und ein Ausflug in die Stadtbibliothek. „Unsere Projekte in den Herbst- und Winterferien werden gut angenommen“, sagt Grit Zeibig. Gefördert werden die Ferien von der „Aktion Mensch“. Die Teilnahme ist für die Kinder deshalb kostenfrei. Die Mädchen und Jungen haben alle einen Migrationshintergrund, sie oder ihre Eltern stammen oft aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Aber die meisten sprechen akzentfrei, wie der Zwerg Angelika, der noch das Stolpern üben muss, damit Schneewittchen das giftige Apfelstück am Ende wieder ausspuckt. Sonst gibt es ein Begräbnis und keine Hochzeit. Die ist übrigens nicht öffentlich, die Aufführung in der Laterne ist für Eltern und andere Familienangehörige der kleinen Schauspieler gedacht.