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Schnapp und klick

Der Hundefotograf Christian Vieler porträtiert die Vierbeiner in einer besonderen Situation. Das geht auch mal schief.

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© Christian Vieler

Von Annechristin Bonß

Schnüff, schnüff, schnüff. Riecht lecker. Hmm… ein Hundekeks. Den krall ich mir … schnapp. Weg ist er. Zufrieden guckt Ferry um sich. Das war lecker, mag der fünfjährige Labrador-Schäferhund denken. Und schon schnippt der nächste Keks vor seinen Augen in die Luft, fliegt höher, dreht sich, steuert dem Boden entgegen. Schnapp. Gefangen. Lecker. Der Hund ist zufrieden. Genau wie Christian Vieler. Er hat exakt in dem Moment den Auslöser der Kamera gedrückt, als Ferry sich seinem Appetit hingegeben hat.

Der Hundekeks fliegt, gleich schnappt Hund Ferry danach, und Christian Vieler fotografiert. So sieht es aus, wenn seine Hundefotos entstehen.
Der Hundekeks fliegt, gleich schnappt Hund Ferry danach, und Christian Vieler fotografiert. So sieht es aus, wenn seine Hundefotos entstehen. © Christian Juppe
Was alleine geht, geht auch zu zweit. Bei den Shootings von Christian Vieler dürfen auch dicke Hunde-Kumpels vor die Linse. Mal sehen, wer schneller nach dem Hundekeks schnappt.
Was alleine geht, geht auch zu zweit. Bei den Shootings von Christian Vieler dürfen auch dicke Hunde-Kumpels vor die Linse. Mal sehen, wer schneller nach dem Hundekeks schnappt. © Christian Vieler

Ein ungewöhnliches Foto ist das, eins, das die Leidenschaft des Tieres nach dem Fressen zeigt. Vor einem Jahr hat sich der 47-jährige Christian Vieler aus Waltrop bei Dortmund selbstständig gemacht. In seinem Studio bietet er Tierfotografie an. Hauptsächlich kommen Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern zu ihm. Und die wollen nicht nur Kuschelfotos, sondern die Bilder, die zum Markenzeichen des Fotografen geworden sind. Bilder, wenn der geliebte Vierbeiner nach dem Leckerli schnappt.

Am Freitag hat Christian Vieler Station in Dresden gemacht. Der Futtermittelhersteller Josera hat ihn gebucht. Seit dem Frühjahr touren der Fotograf und die Futterexperten durch Deutschland. 15 Stationen haben sie schon hinter sich. Wer hier seinen Vierbeiner vor die Linse des Fotografen bekommen will, muss einfach nur Glück haben. Die 13 Plätze für Dresden wurden bei einem Gewinnspiel vergeben. Allein über die Internetplattform Facebook haben sich bis zu 1 500 Menschen für das Dresdner Shooting beworben.

Eine, die Glück gehabt hat, ist Magdalena Marquardt. Die 18-Jährige kommt mit Ferry und der Chihuahua-Dame Kiwi in das Zoogeschäft an der Würzburger Straße. Noch ist Ferry ein wenig unsicher. Über Fliesen laufen mag sie nicht. Und dann die vielen Menschen. Doch Christian Vieler kennt sich aus mit dem anfänglichen Kennenlernen. Er geht in die Knie, begrüßt die Hündin. Einen Hundekeks hat er natürlich schon parat. Nur zögerlich schnuppert Ferry daran. Noch weiß sie nicht so richtig, was es mit dem Keks auf sich hat. Schmeckt das? Ist das für mich? Wirklich? Darf ich? Schnapp. Weg ist der Keks. Und schon lockt der fremde Mann mit einem neuen Leckerli. Schnell haben sich die beiden angefreundet. „Das ist nicht immer so leicht“, sagt Christian Vieler.

Er hat zwei Hunde. Die zwölfjährige Labrador-Dame Lotte ist zu Hause geblieben, die 16 Wochen alte Dobermann-Hündin Anni wartet geduldig in der Hundebox. „Wenn die Hunde schüchtern sind, nähere ich mich seitlich an, gucke die Tiere nicht frontal an“, sagt der Fotograf. Sie sollen sich nicht angegriffen fühlen. Nur manchmal kann er die Vierbeiner nicht mit Charme, Hundekeksen und gutem Zureden vom Fotoshooting überzeugen. „Dann geht‘s einfach nicht“, sagt er. Beim Shooting in Dresden hat alles geklappt.

13 Hunde, 13 verschiedene Motive. Border Collie, Labradorwelpe, Zwergpinscher, Australian Shepherd, Weimaraner und ein Schwarz-Weiß-Duo aus Altdeutschem und Schweizer Schäferhund haben sich unter anderem vor der Kamera wohlgefühlt. Noch ein Keks, noch ein Keks. Ferry hat Gefallen an dem Spiel mit Keks und Kamera gefunden. Christian Vieler sitzt breitbeinig vor dem Hund. Keine 50 Zentimeter trennen die beiden. Mit der rechten Hand hält er die Kamera. Mit der linken wirft er die Hundekekse. Schnapp, klick, schnapp, klick, schnapp, klick. Es habe schon Hunde gegeben, die ihm im Eifer in die Hand geschnappt haben, sagt der Fotograf. Halb so schlimm. Berufsrisiko. Weh getan hat das nicht. „So schnell konnte ich nur die Hand nicht wegziehen“, sagt er.

Keine zehn Minuten vergehen, und Christian Vieler hat unzählige Motive von Ferry in der Kamera. Eins davon wird aufwendig retuschiert und kommt als Poster in den Zooladen in Plauen zurück. Dort ist demnächst eine kleine Ausstellung zu sehen. Magdalena Marquardt ist stolz auf Ferry. Begeistert guckt sich die Pennricherin die Bilder auf dem großen Monitor an. „Toll, wie sie mitgemacht hat“, sagt sie. Das Poster soll einen Sonderplatz in der Wohnung bekommen.

Schon stehen die nächsten vierbeinigen Kandidaten im provisorischen Fotostudio. Christian Vieler zückt die Hundekekse. Sofort ist ihm die Aufmerksamkeit der Hunde sicher. Schnüff, schnüff, schnüff. Riecht lecker. Schnapp.