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Schnäppchen im Schrauber-Paradies

Der Teilemarkt in Ottendorf-Okrilla lockte am Sonntag Besucher aus der Region, und darüber hinaus an. Sie wurden nicht enttäuscht.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Genau am Frauentag stellten Ottendorfs Oldtimerfreunde gestern ihren 26. Oldtimerteilemarkt auf die Beine. Und dafür gibt es weiblichen Beifall. Denn einige Männer machen ihren Frauen ein Frauentagsgeschenk der Spitzenklasse. Der Aufbau des lange gewünschten Oldtimers beginnt. Ersatzteile holten sich die Hobbytechniker bei „Rost am Ring“ im Gewerbegebiet Ottendorf-Okrilla. Ja, „Schrott macht glücklich“. Wer das nicht glaubt, konnte sich gestern vor Ort überzeugen. Schon bei Peter Berger aus Dresden war zu sehen, was mit diesem Satz gemeint ist. Ihm war die Freude nämlich ins Gesicht geschrieben. „Seit langem versuche ich irgendwo einen Kotflügel für meinen Wartburg 311 zu ergattern. Grade habe ich ihn gekauft“, erzählt er und streicht über das Blech. Zu Hause wird ihm das dringend benötigte Pluspunkte bringen. „Meine Frau war sehr erstaunt, dass ich heute schon sehr früh losgefahren bin. Aber jeder Kenner weiß, gleich nach Sonnenaufgang ist die Auswahl in Ottendorf am Größten“, erzählt er freudestrahlend.

Martin Schnark aus Raußlitz gehörte zu zeitigen Besuchern. Das sicherte ihm einen vollen Wagen.
Martin Schnark aus Raußlitz gehörte zu zeitigen Besuchern. Das sicherte ihm einen vollen Wagen. © Bernd Goldammer

Und plötzlich wird er still. Er hat eine rostschutzlackierte Kofferraumklappe gesichtet. Das Gespräch ist beendet. Auf Gesprächspartner braucht kein Reporter lange warten. Martin Schnark aus Raußlitz schiebt seinen kleinen Handwagen durch die Menschenmassen. Zuladen kann er nichts mehr. Sein Wagen ist voll. Er hat Karosserieteile einer Schwalbe gekauft und auch eine Sitzbank ist mit dabei. Demnächst beginnt der Aufbau. „Entrosten wird sehr schnell gehen“, ist sich der junge Mann sicher. Aus Adelsdorf sind Karl-Heinz Obersteiner und Lutz Grafe angereist. Beide gehören zum dortigen Dumper - Verein, der für seine legendären Rennen bekannt ist. Nach Ottendorf sind sie gekommen, um einen „Framo“ zum Kauf anzubieten.

Bus an Weinkönigin verkauft

Erst kürzlich hat Lutz Grafe einen Robur Bus vom Baujahr 1990 wieder aufgebaut und an eine Weinkönigin verkauft. Sie nutzt den Bus nun, um Kunden zu Weinverkostungen zu fahren. Fahrzeuge aus DDR-Zeiten stehen offenbar noch hoch im Kurs. Obersteiner und Grafe bieten auch Getriebe und Motoren für B 100 und Multicar an. Original Armaturen aus ausgeschlachteten Oldtimer Autos gibt es bei Andreas Ducba aus dem polnischen Suchedniow in Nähe der Stadt Kielce. „ Die meisten Teile haben zwar schon Rost angesetzt, aber die richtigen Experten stört das nicht. Wenn die Preise gut sind“, macht der polnische Händler klar. Offenbar lohnt sich die weite Anreise auch für ihn. Er ist schon seit vielen Jahren in Ottendorf dabei. Aus dem fernen Magdeburg sind Axel Hosse und Thoralf Fehlhauer angereist. Sie verkaufen Kolben und Zylinderköpfe. Für Hobby Schrauber sind sie echte Glücklichmacher. Denn abgeschriebenen Oldtimern wird mit diesen Ersatzteilen neues Leben eingehaucht. Und die erforderlichen Dichtungen werden gleich mitgeliefert.

Männer wie Peter Berger wünschen sich am Frauentag besondere Pluspunkte. Denn morgen kann der rüstige Rentner loslegen. „Fahrzeugelektrik und alle Schraubereien mache ich selber, für Polsterei und Lackiererei habe ich versierte Freunde. Seit Jahrzehnten haben wir uns ein Geben und Nehmen aufgebaut. Damit bleibt unser Hobby für alle Beteiligten finanzierbar“, meint er. Lohn gibt es nicht. Natürlich findet alles in der Freizeit statt, Fertigstellungstermine sind außerdem schwer planbar. „Aber schön wäre es, wenn ich zusammen mit meiner Frau an der Ottendorfer Zuverlässigkeitsfahrt am zweiten Juliwochenende schon teilnehmen könnte“, sagt er schmunzelnd.