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Schmutzige Geschäfte bei der Teppichreinigung

Das Angebot klingt einfach zu verlockend. Ein Dresdner will einen Läufer von Experten säubern lassen. Das Angebot einer Firma macht ihn aber misstrauisch - zu Recht.

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© SZ-Archiv

Von Christoph Springer

Die Teppichwäscher waren schon unterwegs, als sie die Absage bekamen. Sie sollten auf die Sarrasanistraße fahren, dort einen Läufer abholen, ihn reinigen und dann zurückbringen. So, wie es auf dem bunten Handzettel stand, den der Vater von Jo Werner in seinem Briefkasten gefunden hatte. Doch kurz vor dem vereinbarten Termin sagte Werner ab. Er war misstrauisch geworden.

„Qualität und Erfahrung aus Tradition“, verspricht die Teppichreinigung Caspary auf dem A5-Flyer und wirbt für sich mit 25 Jahren Erfahrung als Familienunternehmen. Der Vater von Jo Werner hatte das Radeberger Unternehmen angerufen. Er bekam einen Abholtermin für den gleichen Tag. Danach telefonierte er mit seinem Sohn und bat ihn um Unterstützung. Jo Werner hatte aber keine Zeit. „Ich wollte die Seriosität prüfen, um gegebenenfalls meinen Vater den Termin alleine durchführen zu lassen.“ Doch schon die Details, von denen ihm sein Vater am Telefon berichtet hatte, ließen ihn aufhorchen: 40 Prozent Rabatt, kein Basispreis und Abholung sofort. Das war genug, Werner bestellte die Teppichreiniger ab. Der Auftragnehmer am anderen Ende der Leitung nannte seinen Namen nicht und protestierte gegen die Absage. Werner setzte sich durch.

Anruf bei der Firma an der Radeberger Hauptstraße: Der Chef sei nicht da, sagt der Mann am Telefon der Teppichreinigung, wieder stellt er sich nicht vor. Als er hört, dass es um Kritik am Unternehmen geht, wird er deutlich. Das wolle er nicht, das sei geschäftsschädigend. Dann droht er mit seinem Anwalt. Der Jurist aus Mönchengladbach meldet sich kurz darauf selbst und will die Berichterstattung verbieten.

Genau aus dieser Gegend stammen auch die Betreiber des Teppichladens. Das sei „eine Großfamilie deutscher Nationalität aber mit ausländischen Wurzeln“, sagt Thomas Knaup, der Sprecher der Polizeidirektion Görlitz. Sie wechsle häufig den Wohnort und trete „bundesweit mit Betrugsdelikten, unter anderem auch mit ominösen Teppichreinigungen und anschließend deutlich überhöhten Rechnungen in Erscheinung“.

Kunden in Zittau und Pirna-Copitz erlebten genau das im Juli und im Oktober 2017. Die Polizei ermittelte und die Staatsanwaltschaft untersuchte die Fälle. Oberstaatsanwalt Lorenz Haase: „Das Pirnaer Verfahren wurde eingestellt, weil nur ein Fall da war.“ Möglich sei, dass es weitere Opfer gibt. „Dann würde man das auch anders beurteilen können.“ In Zittau geht es um dieselbe Firma, es wird noch ermittelt. 1 000 Euro musste dort ein Kunde für eine nicht zufriedenstellende Reinigung zahlen.

Und es gibt weitere Fälle, weiß die Verbraucherzentrale Sachsen. „Ebenso wie bei Rohrreinigungsdiensten oder Schlüsseldiensten gibt es auch in dieser Branche schwarze Schafe“, berichtet Mitarbeiterin Stefanie Siegert. In Aue fand ein Kunde einen Werbeflyer im Briefkasten und bestellte die Teppichreiniger zu sich. Die Mitarbeiter machten ihm kein Angebot, sie fingen sofort an mit der Arbeit an. 1 450 Euro kostete der Service, eine Rechnung bekam der Mann nicht. „Man sollte mehrere Angebote einholen und auf einer ordentlichen Rechnung bestehen“, rät Stefanie Siegert.

Nils Möller hat selbst eine Teppichwäscherei in Freital. Er ist stellvertretender Obermeister der Textilreiniger-Innung Sachsen und kennt das Problem mit Betrügerfirmen ebenfalls. „Man spricht schon von einer Mafia“, sagt er. „Die Firmen heißen immer gleich. Die wissen mittlerweile, wie man es macht und dass man da so durchkommt.“ Selbst könnten diese Firmen gar keine Läufer reinigen, „die schaffen sie zu einer Teppichwäscherei und lassen sie dort säubern.“ Viele Unternehmen nähmen solche Aufträge nicht mehr an.

Den Laden an der Hauptstraße gibt es seit dem 1. August 2017, berichtet Jürgen Wähnert, Sprecher der Stadtverwaltung Radeberg. „Natürlich haben wir uns das Geschäft schon angeguckt.“ Es wirkt nicht sehr einladend. Polsterservice Radeberg steht am Schaufenster. Am Glas und der Tür hängen Werbeflyer der Teppichwäscherei Caspary. Ein Holzschreibtisch steht in dem schmucklosen Raum, dazu drei Stühle. Auf dem Boden liegt ein Teppich, vor dem Schaufenster ebenfalls. Seit sieben Monaten wartet die Stadtverwaltung auf die Gewerbeanmeldung der Firma. „Wir haben ein Bußgeld verhängt und die Angelegenheit an das Gewerbeaufsichtsamt Bautzen abgegeben“, sagt Wähnert.

Unterdessen erreichen das Rathaus immer wieder Fragen zu dem Geschäft: „Die Leute wollen wissen, ob da alles mit rechten Dingen zugeht“, so Wähnert. Geht es nicht, denn die Polizei Radeberg und die Staatsanwaltschaft Görlitz ermitteln gegen die Firma auch, weil sie keine Miete gezahlt hat. Weder für ihren Laden an der Hauptstraße in Radeberg noch für ein Geschäft am Klosterplatz in Zittau.