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Schmierereien auf dem Spielplatz

Ein gezeichnetes Hakenkreuz auf einer Rutsche schockiert die Anwohner. Doch das ist offenbar kein Einzelfall.

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© André Braun

Von Verena Toth

Waldheim. Eine Waldheimerin ist geschockt: Ausgerechnet auf einem Spielplatz, auf der roten Eingrenzung der Rutsche, prangt ein Hakenkreuz, gemalt mit rosafarbenem Stift. Zwar wurde es mit blauer Farbe durchgestrichen und darunter macht ein Pfeil mit der Botschaft „No Nazi“ deutlich, dass sich zumindest einer der Schmierer gegen dieses Gedankengut wendet. Dennoch: Schmierereien wie diese sind längst keine Ausnahme auf dem Spielplatzgelände im Brückenmühlenpark oder an anderen öffentlichen Plätzen und Gebäuden der Stadt, wie Eltern und Anwohner berichten.

Auch Linken-Stadtrat Dieter Hentschel bestätigt, dass das keine einmalige Erscheinung ist: „Ja, es kommt öfter vor und wir ärgern uns sehr darüber. Wir sind gegen jede Schmiererei. Oftmals sieht es nach linker Orientierung aus, das schadet uns und nutzt den Rechtspopulisten. Das sollten die Schmierfinken wissen. Es sind Straftäter“, findet er deutliche Worte. Leider sei die Strafverfolgung schwierig, sollte aber ständig im Fokus bleiben, ergänzt er noch.

Grundsätzlich werde jedes Graffito, jede Schmiererei an städteeigenen Gebäuden zur Anzeige gebracht, erklärt dazu Mandy Thümer, Bereichsleiterin im Waldheimer Ordnungsamt. Schriftzüge, sogenannte Graffiti-Tags, Bilder oder schlichte Kritzeleien gelten als Sachbeschädigung und werden von der Polizei auch so bearbeitet. Werden jedoch politische Äußerungen oder verfassungsfeindliche Symbole verwendet, muss die Tat strafrechtlich auch so behandelt werden. Weil aber in diesem Fall das Hakenkreuz durchgestrichen wurde, ändere sich die rechtliche Lage. Mandy Thümer: „Würde das Symbol allein stehen, ohne dass es durchgestrichen ist, wäre das eine solche Straftat. In diesem Fall wird es jedoch als Sachbeschädigung aufgenommen.“

Doch diese Herangehensweise kritisiert CDU-Stadtrat Ricardo Baldauf. „Offenbar waren es zwei verschiedene Taten, da unterschiedliche Farben benutzt wurden“, vermutet er. Deshalb sollte die Stadt auch zwei Straftaten verfolgen lassen. „Ohnehin muss die Stadt viel konsequenter gegen diese Schmierereien vorgehen. Die Spielplätze sollten regelmäßig nicht nur nach Müll und Unrat kontrolliert werden. Auch Graffiti und Kritzeleien müssten einmal wöchentlich aufgenommen und sofort entfernt werden“, fordert er. Er weist in diesem Zusammenhang auf die sogenannte Broken-Windows-Theorie (englisch für Theorie der zerbrochenen Fenster) hin. „Die besagt, dass eine zerbrochene Fensterscheibe schnell repariert werden muss, damit weitere Zerstörungen verhindert werden können. Genauso funktioniert das auch mit Graffiti. Lässt man eines zu lange stehen, kommt bald ein zweites hinzu“, erläutert er.

Bereits im Jahr 2016 habe die CDU-Fraktion das Graffiti-Problem im Stadtrat thematisiert. „Alle Fraktionen waren sich damals einig, dass wir eine saubere Stadt haben wollen. Seither wurden aber keine konkreten Lösungsansätze für dieses Problem gefunden“, so Baldauf.

Unmittelbar nachdem die Stadt über die Nazi-Schmiererei auf dem Spielplatz im Brückenmühlenpark informiert wurde, ist der Bauhof noch am Montag aktiv geworden. Am Mittag war das verbotene Symbol verschwunden. Offenbar übersehen wurden dabei die beiden Lachgesichter, die die andere Seite der Rutsche „verzieren“.